
Von der schönen Ostseeinsel schwärmen Dichter, Maler und Schauspieler seit Jahrzehnten. Sie wurde von Nina Hagen besungen ("Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee") …
... und bedichtet. Der Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann verbrachte viel Zeit hier und nannte Hiddensee "das geistigste aller deutschen Seebäder". (Gerhart-Hauptmann-Gedenkstätte in Kloster auf Hiddensee)
Eigentlich ist es doch nur ein kleines Eiland in der Ostsee - was macht es so besonders? Zum einen wohl die Vielfalt an Landschaftsformen - trotz seiner überschaubaren Größe.
Die Insel steigt von Süden nach Norden an. Während das Land am südlichen Ende nur wenig über dem Ostsee-Spiegel liegt ... (Hafen von Neuendorf)
... steigt es ab Kloster rasch bis auf über 70 Meter an. Im Norden fällt die Küste steil in die Ostsee ab. Hier ist der Strand steinig und man kann "Donnerkeile" und andere Versteinerungen finden.
Oder natürlich Bernstein, das "Gold der Ostsee", eine schöne Erinnerung ...
... an eine entspannende Strandwanderung.
Besonders nach stürmischem Wetter hat man gute Chancen, in dem angespülten Strandgut fündig zu werden.
Je weiter südlich man kommt, desto feiner und steinärmer wird der Sand.
Auch die Vegetation ändert sich: Im Süden besteht sie meist aus Kiefern. (Im Bild: Der 10 Meter hohe "Süderleuchtturm", ein Quermarkenfeuer, südlich von Neuendorf)
Weiter nördlich, etwa in der Inselmitte, beginnt die Dünenheide: ...
... Dünen, die mit Heidekraut bewachsen sind.
Daran schließen Weiden und große Wiesen an, ...
... mit Schafen, Pferden und Kühen.
Im Norden wird es "bergig". Auf dem hügeligen Dornbusch findet man Kiefernwald, weite Wiesen, ...
... große Bestände an Ginster und ...
... Sanddorn, die "Zitrone des Nordens". Die wohl berühmteste Kulturpflanze Hiddensees wächst überall auf der Insel.
Aus den vitaminreichen Beeren machen die Bewohner Marmelade, Likör, Kuchen und vieles mehr.
Um den Saft der Beeren zu ernten, werden die Sträucher "gemolken", d.h. die Beeren werden am Strauch zerdrückt, der Saft wird in Gefäßen aufgefangen und dann weiterverarbeitet.
Auf dem hügeligen Dornbusch, von dem man bei klarer Sicht einen herrlichen Blick ...
... über die gesamte Insel hat, ...
... steht das Wahrzeichen der Insel: der 28 m hohe Leuchtturm. Er wurde 1888 in Betrieb genommen.
Über 102 Stufen kommt man auf die Aussichtsplattform. An klaren Tagen kann man von dort ...
... bis nach Stralsund und zum Darß sehen. (Im Hintergrund gut zu erkennen: die Stralsunder Volkswerft und die Kirchen.)
Hinter dem Leuchtturm fällt das Land steil ab.
An der Steilküste Hiddensees kommt es immer wieder zu Abbrüchen und Ausspülungen: Betreten auf eigene Gefahr.
Auch die anderen Teile der Insel werden von Sturmfluten angegriffen und müssen daher geschützt werden. (Ausgebauter Schutzdeich südlich von Neuendorf)
Hiddensee ist Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Die Südspitze der Insel ...
... und der Neue Bessin (Schutzzone I) dürfen nicht betreten werden.
Auf der Insel gibt es drei Naturschutzgebiete: das NSG Gellen und Gänsewerder im Süden, das NSG Dünenheide zwischen Neuendorf und Vitte ...
... und das NSG Dornbusch und Bessin (flache Landneubildung, im Bild hinten) im Norden.
Zudem ist Hiddensee (fast) autofrei.
Privater Kfz-Verkehr ist verboten - Autos kann man in Schaprode auf Rügen Im Bild Hafen von Schaprode) oder in Stralsund stehen lassen ...
... und von dort aus mit der Fähre oder einem Wassertaxi übersetzen.
Oder man kommt gleich mit dem eigenen Boot. (Seglerhafen in Vitte)
Auf der Insel bewegt man sich dann zu Fuß oder per Rad ...
... oder mit einer Pferdekutsche fort. Es verkehrt aber auch ein Inselbus zwischen den Ortsteilen Grieben, Kloster, Vitte und Neuendorf.
Der Großteil des Personen- und ein Teil des Warenverkehrs werden jedoch mit Pferdefuhrwerken durchgeführt. Die Ruhe wird also meist nur von Hufgetrappel und Fahrradgeklingel unterbrochen ...
... und man kann tatsächlich den vielen Vögeln beim Zwitschern zuhören.
Oder dem Meer beim Rauschen.
Neben der Naturidylle bietet Hiddensee aber auch Kunst und Kultur. Viele Persönlichkeiten, die hier einst Zeit verbrachten, haben Spuren hinterlassen, so wie der dänische Stummfilmstar Asta Nielsen.
In Vitte am Weg nach Kloster fällt ein Haus besonders auf: Das runde Gebäude, nach dem dänischen Wort für Karussell auch Karusel genannt, wurde von Asta Nielsen bewohnt. Der Dichter Joachim Ringelnatz war oft zu Gast bei ihr.
Auch der Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann liebte Hiddensee. Er wohnte zwischen 1896 und 1899 jeden Sommer in Vitte, danach in Kloster. (1931 in seinem Hiddenseer Haus)
Im "Haus Seedorn" in Kloster verbrachte Hauptmann von 1926 bis 1943 die Sommermonate. 1930 kaufte er das Haus (im Bild), das heute Gedenkstätte ist und auch für Veranstaltungen genutzt wird. Anlässlich des 150. Geburtstags des Dichters ...
... wurde im April 2012 in Kloster neben dem Hauptmann-Haus ein neuer Pavillon eröffnet. Er beherbergt neben der Kasse und einem Buchladen eine Ausstellung zur Literaturlandschaft Hiddensees, die den Literaten Hauptmann in einen kulturhistorischen Kontext setzt. Hauptmann ist auf dem Inselfriedhof begraben, ...
... ebenso die große Tänzerin Gret Palucca. Sie war 1948 erstmals auf der Insel, seit den 60er Jahren besaß sie ...
... ein eigenes Sommerhaus in Vitte (inzwischen abgerissen).
Die Häuser auf Hiddensee sind häufig mit Reet gedeckt, wie hier in Kloster ...
... in der Heide südlich von Vitte ...
... oder in Neuendorf.
Wenn man nicht die ganze Zeit am Strand verbringen will, kann man auch ins Zeltkino oder Theater (während der Saison) oder ins Inselmuseum gehen. Die "Seebühne" bietet nach eigener Aussage "maritimes Kammertheater".
Aber der kilometerlange Strand ...
... bietet an sich eigentlich schon genug Unterhaltung.
Und wenn man außerhalb der Hochsaison kommt, ...
... sind die Strände geradezu einsam und man hat genügend Platz und Muße, Kleckerburgen und Muschel-Figuren zu bauen ...
... oder große Steinkreise zu legen.
Und wenn man sich zum Sonnenuntergang an den Strand setzt, ...
... stehen die Chancen gut, dass einem ein Boot durchs ohnehin schon romantische Bild fährt. (Text: Andrea Beu)