
Mit der 65. Auflage des wohl kleinsten Rosenmontagsumzugs der Welt hat Unnas Obernarr Helmut Scherer der Corona-Pandemie getrotzt.
Der bunt kostümierte 86-jährige Karnevalist zog in diesem Jahr mit seinem Handwagen und einer Musikanlage nicht wie sonst durch die Straßen seiner Heimatstadt, sondern rund um ein Krankenhaus. "So kann ich den Patienten dort auch ein bisschen Freude bringen in dieser Zeit", sagte Scherer.
Sein Motto in diesem Jahr: "Trotz Lockdown auf die Pauke hau'n". "Wenn man immer nur Corona vor Augen hat, dann hängt einem das ja zum Hals raus", sagte er.
Der Karneval mit seinem Humor könne dem etwas entgegensetzen. "Ich will, dass die Leute auch mal fröhliche Gedanken haben."
Wegen der Corona-Pandemie haben sich die Narren in diesem Jahr mit einem Rosenmontag ohne Karnevalszüge abfinden müssen.
"Diese Leere - das macht auch so'n bisschen Leere im Herz, das tut einem schon sehr weh", sagte der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn. "Es ist eine ganz schwierige Zeit."
Die Düsseldorfer Karnevalisten schickten immerhin acht ihrer berühmten Motto-Wagen auf die Straße.
Pandemiebedingt rollten die überlebensgroßen Karikaturen jedoch nicht als Zug, sondern getrennt voneinander durch die Stadt.
Die Route blieb streng geheim, um Menschenansammlungen zu vermeiden. "Es geht ja darum, dass das coronakonform stattfindet", sagte Wagenbauer Jacques Tilly.
Unter anderem präsentierte Tilly Ex-US-Präsident Donald Trump am Spieß über Feuer.
Einem "Querdenker" flog auf einem Denkmal das Hirn aus dem Kopf, …
… eine Figur zeigte Armin Laschet als Angela Merkel.
Provokant: Ein Priester, der die Eichel eines männlichen Glieds als Hut trägt. Dieses Werk bezeichnete Tilly als seinen Lieblingswagen.
Im Gegensatz zu einem "normalen" Rosenmontagszug wurden die Pappmaché-Figuren nicht im Schritttempo von Traktoren gezogen, sondern von Transportern. Die Fahrt durch die Stadt sollte entsprechend flott im normalen Verkehrstempo ablaufen.
Auch in Köln war dieses Jahr ein Wagen von Tilly zu sehen: Die Umweltschutzorganisation Greenpeace demonstrierte damit gegen die Klimapolitik von Ministerpräsident Armin Laschet.
Der Wagen zeigte den CDU-Chef mit Narrenkappe, wie er mit einem riesigen Braunkohlebagger eine Kirche im Gebiet des Tagebaus Garzweiler zwischen Köln und Aachen zum Einsturz bringt.
Davon abgesehen gab es in Köln nur einen Rosenmontagszug im Miniaturformat.
Das Stockpuppentheater Hänneschen hatte ihn in Szene gesetzt.
Einzelne Kölner Karnevalisten gingen (oder wie hier: fuhren) den verwaisten Weg des Rosenmontagszugs ab.
"Das ist vielleicht auch ein bisschen Trauerarbeit", sagte Karnevalspräsident Kuckelkorn, der von Beruf Bestatter ist.
"So langsam kommt wirklich an, was hier passiert und wie groß das Ganze ist."
Auch in Mainz blieben die Narren am Rosenmontag zu Hause.
"Es ist tatsächlich ruhig", sagte ein Polizeisprecher.
"Wir haben eine Handvoll Kollegen in der Innenstadt, die haben nichts gemeldet."
Es scheine sich zu bewahrheiten, was an Weiberfastnacht begonnen habe:
"Dieses Jahr feiert in Mainz niemand." (tsi/dpa)