

Die Kennedys faszinieren. In einem Land ohne Adel und ohne König sind sie das heimliche Königshaus.
Doch Unglück, Tod und Skandale verfolgen die berühmteste Familie der USA wie ein Fluch.
Kaum eine Familie verkörpert so sehr den amerikanischen Traum. (Gruppenbild der Familie Kennedy im November 1960)
1848, während der Hungersnot in Irland, bricht Patrick Kennedy in die USA auf und lernt auf der Fahrt seine spätere Frau Bridget kennen. Sie bekommen vier Kinder, ...
... ihr Sohn Patrick Joseph Kennedy (1858-1929) wird als Abgeordneter von Massachusetts der erste Politiker der Familie.
Er heiratet eine Politikertochter, Mary Augusta Hickey. Aus dieser Ehe stammt Joseph Patrick Kennedy (im Bild), der Gründer des eigentlichen Kennedy-Clans.
Dieser wiederum heiratet Rose, die älteste Tochter des Bostoner Bürgermeisters John Francis Fitzgerald.
Joseph Kennedy erwirbt ab 1929 mit Aktienspekulationen und offenbar auch durch illegalen Schnapshandel ein Vermögen, pflegt intensive Kontakte zur Mafia.
Er unterstützt aktiv den Wahlkampf von Franklin D. Roosevelt, erhält jedoch nach dessen Wahl keinen der begehrten Ministerposten.
Stattdessen wird er 1938 US-Botschafter in London, wo er bis 1940 bleibt. Hitler und den Antisemitismus der Deutschen hält er für harmlos, er befürwortet die Appeasement-Politik des britischen Premiers Chamberlain und gilt bald als Nazi-Sympathisant, ...
... was schließlich zum Bruch mit Roosevelt führt. (Im Bild beim Abschiedsbesuch bei Winston Churchill)
Ganz offen unterhält der fromme Katholik außereheliche Beziehungen, unter anderem mit der Schauspielerin Gloria Swanson.
Ehefrau Rose leidet still und gebiert neun Kinder, die sie nicht eben liebevoll, aber leistungsorientiert erzieht.
Die älteste Tochter, Rosemary, kommt möglicherweise leicht geistig behindert zur Welt. 1941 wird sie operiert, um sie sexuell ruhigzustellen, dabei erleidet sie starke Hirnschädigungen. Schwerbehindert verbringt sie ihr Leben in einer Heilanstalt. (Im Bild steht sie in der Mitte zwischen Mutter Rose rechts und Schwester Kathleen links von ihr)
1944 trifft die Familie der nächste Schicksalsschlag. Der älteste Sohn Joseph, designierter politischer Erbe des Vaters, stürzt im Zweiten Weltkrieg über dem Ärmelkanal ab - er ist erst 29 Jahre alt.
Nur vier Jahre später trauert die Familie um Josephs Schwester Kathleen. Sie kommt mit 28 Jahren bei einem Flugzeugunglück ums Leben.
Zuvor hatte sie beinahe Schande über die Familie gebracht. Zunächst heiratet sie den protestantischen Marquess William Cavendish of Hartington und plant nach dessen Tod die Ehe mit einem geschiedenen Mann.
Trotz des tragischen Verlusts ihrer älteren Kinder spornen Joseph senior (hier mit Joseph junior und JFK) und Rose die jüngsten dazu an, vor keiner Hürde zurückzuscheuen und nur die höchsten Ämter anzustreben.
Nicht zuletzt deshalb beginnt John Fitzgerald Kennedy trotz seiner labilen Gesundheit mit dem Aufbau einer politischen Karriere. Er arbeitet als Journalist, wird ins Repräsentantenhaus gewählt.
1952 wird er Senator von Massachusetts, im Jahr darauf heiratet der junge Senator Jacqueline Bouvier.
Doch auch dieses Traumpaar wird schon bald von Schicksalsschlägen getroffen. 1955 erleidet Jackie eine Fehlgeburt, 1956 wird Tochter Arabella tot geboren.
Gerüchten zufolge sind die Todesfälle auf Chlamydien-Infektionen zurückzuführen, mit denen JFK seine Frau nach außerehelichen Kontakten ansteckt.
1957 kommt schließlich Caroline Bouvier Kennedy zur Welt. Jackie hat zu diesem Zeitpunkt schon die Strategie der Kennedy-Frauen übernommen, sie verschließt die Augen vor den zahlreichen Frauengeschichten ihres Mannes.
Die Kennedy-Geliebte Judith Exner soll zur gleichen Zeit die Freundin des Chicagoer Gangsterbosses Sam Giancana gewesen sein.
Marilyn Monroe teilte er wohl mit seinem Bruder Bobby.
Am 25. November 1960 wird in guter Familientradition John Fitzgerald Kennedy jr. geboren.
1961 zieht John F. Kennedy als jüngster gewählter Präsident der Vereinigten Staaten im Alter von 43 Jahren ins Weiße Haus ein.
Er hat den Auftrag seines Vaters erfüllt. Genießen kann der Dynastie-Chef den Triumph nicht: Als der Sohn ins Weiße Haus einzieht, lähmt ein Schlaganfall den Vater. Bis zu seinem Tod 1969 bleibt Joseph stumm.
Seinen Bruder Robert (Bobby, hier mit seiner Frau Ethel und sieben Kindern) macht John zum Justizminister.
Im Sommer 1963 ist Jackie hochschwanger mit dem dritten Kind. Am 7. August kommt, fünf Wochen zu früh, Sohn Patrick zur Welt. Er stirbt am Morgen seines dritten Lebenstages.
Da hat sein Vater noch zweieinhalb Monate zu leben. Am 22. November 1963 ist ganz Amerika wie gelähmt: In Dallas im US-Staat Texas wird auf offener Straße auf US-Präsident John F. Kennedy geschossen.
Der Präsident, zu dem die Nation aufblickte, stirbt im Kugelhagel.
Die Bilder von der weinenden Jackie ...
... und dem kleinen John Jr., der vor dem Grab seines Vaters salutiert, gehen um die Welt.
1964 entkommt der jüngste Bruder Edward Kennedy bei einem Flugzeugunglück nur knapp dem Tod.
Fünf Jahre nach den Todesschüssen von Dallas wird auch Robert F. Kennedy Opfer eines Gewaltverbrechens: Ein Palästinenser schießt am 5. Juni 1968 auf den Demokraten. Robert F. Kennedy befindet sich im Vorwahlkampf um die Präsidentschaftskandidatur und hält sich dazu im Ambassador Hotel in Los Angeles auf.
Einen Tag später erliegt er seinen schweren Verletzungen, am 8. Juni wird er zu Grabe getragen.
Für Edward zerplatzt der Traum von der Präsidentschaft am 18. Juli 1969: Betrunken rast "Teddy" nach einer Party auf der Insel Chappaquiddick (direkt neben Martha's Vineyard) mit dem Wagen von einer Brücke, ...
... seine Wahlhelferin Mary Jo Kopechne kommt ums Leben.
Kennedy bekennt sich vor Gericht der Fahrerflucht schuldig und wird zu zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Mit Kopechnes Familie einigt er sich außergerichtlich nach Zahlung von 50.000 Dollar aus seiner Versicherung und 90.904 Dollar aus seinem Privatvermögen.
Fortan gelten die beiden Söhne von Robert F. Kennedy - Joseph und Michael - als die großen Hoffnungsträger des Clans. Beide sollen den Glanz früherer Jahre zurückbringen.
Doch 1973 schlägt das Schicksal erneut zu: Joseph verunglückt mit dem Auto, seine Mitfahrerin Pam Kelly ist seitdem gelähmt. "Du trägst eine besondere Verantwortung. Liebe dein Land", hatte Robert seinem ältesten Sohn nach JFKs Tod geschrieben.
Die Kennedys kaufen sich mit einer Million Dollar frei von jeder Verantwortung.
Im gleichen Jahr muss Edward Kennedy Jr. ein Bein amputiert werden. Er hat Knochen-Krebs.
Zu diesem Zeitpunkt ist Edward Kennedys Frau Joan längst alkoholabhängig, er selbst hat einen Ruf als durch Bars und Schlafzimmer ziehender Lebemann.
1984 trauert die Dynastie aus Massachusetts erneut: Robert Kennedys Sohn David stirbt 29-jährig in einem Appartement in Florida an einer Überdosis Rauschgift.
Er war als 13-Jähriger in einem Hotelzimmer in Los Angeles vergessen worden, wo er stundenlang und fassungslos den Mord an seinem Vater im Fernsehen betrachtet hatte.
1991 steht Edward Kennedys Neffe William Kennedy Smith wegen Vergewaltigung auf dem Familienbesitz in Palm Beach (Florida) vor Gericht. Er wird freigesprochen.
1995 stirbt Rose Kennedy im Alter von 104 Jahren, sie überlebt vier ihrer neun Kinder und auch vier Enkel.
Ihre letzten elf Lebensjahre verbrachte sie nach einem Schlaganfall in geistiger Umnachtung.
Roberts bislang unauffälliger Sohn Michael (l.) gerät 1996 in die Schlagzeilen, weil er eine Affäre mit einer 14-Jährigen hat, die auf seine Kinder aufpasst.
Einer sicheren Verurteilung wegen Vergewaltigung entgeht er nur, weil das Mädchen und seine Eltern nicht gegen ihn aussagen. Anschließend begibt er sich wegen Alkoholismus in Behandlung.
Michael stirbt am Silvester-Nachmittag 1997 im Ski-Urlaub, den er mit Mutter Ethel und den Geschwistern verbringt. Er rast in Aspen in Colorado frontal gegen einen Baum.
Der Hoffnungsträger der Kennedy-Dynastie fällt ins Koma, stirbt 90 Minuten nach dem tragischen Unfall auf dem Weg ins Krankenhaus. Alle Wiederbelebungsversuche seiner Schwester Rory, geboren nach dem Tod des Vaters Robert, bleiben erfolglos.
Wieder trifft sich auf dem Familiensitz die inzwischen weit verzweigte Verwandtschaft, um einen Kennedy zu beerdigen.
Am 17. Juli 1999 soll in Hyannis Port endlich wieder ein Freudenfest der Kennedy gefeiert werden. Roberts Tochter Rory will heiraten, die ganze Familie wird erwartet.
John F. Kennedy jr., genannt John-John, seit Kindheitstagen eine Art Kronprinz der Kennedys, fliegt von New Jersey aus mit seiner Ehefrau Carolyn Bessette und seiner Schwägerin Lauren zu der Hochzeit.
Er ist ein unerfahrener Pilot, hat nur die Sichtfluglizenz. Doch nach Sicht kann er an diesem Abend nicht mehr fliegen. Wahrscheinlich nach einem Pilotenfehler stürzt die Piper 32 Saratoga ins Meer, alle drei Insassen sterben.
Laut Edward Klein, dem Autor des Buches "Der Kennedy-Fluch: Warum Amerikas Erste Familie seit 150 Jahren von Tragödien verfolgt wird", soll die Ehe von John F. Kennedy Jr. und der schönen Carolyn Bessette ...
... bereits lange vor dem tödlichen Absturz des Paares zerrüttet gewesen sein.
Carolyn sei drogensüchtig gewesen, mit "Baywatch"-Darsteller Michael Bergin fremd gegangen sein und habe auf Johns Kinderwunsch mit Sexverweigerung reagiert.
Die Bessette-Familie, die an diesem Tag zwei Töchter verliert, wird mit einer Millionen-Summe entschädigt und verzichtet dafür auf eine Klage wegen fahrlässiger Tötung gegen Kennedys Rechtsnachfolger.
Rory Kennedy heiratet zwei Wochen später in kleinem Kreis.
2001 wird der Neffe von Ethel Skakel-Kennedy, Michael Skakel, des Mordes an Martha Moxley überführt und angeklagt. Der Mord geschah 1975, als Opfer und Täter 15 Jahre alt waren. Skakel wird zu 20 Jahren Haft verurteilt.
Der Oberste Gerichtshof von Connecticut hebt 2018 Skakels Verurteilung auf, nachdem er mehr als elf Jahre im Gefängnis verbracht hat.
2020 wird die Mordanklage gegen Skakel endgültig fallengelassen.
2002 später wird der Scheidungskrieg zwischen Kerry Kennedy, Tochter des 1968 ermordeten Robert Kennedy, und ihrem Ehemann Andrew Cuomo, Bauminister im Kabinett von Bill Clinton, auf den Titelseiten ausgetragen.
Cuomo fühlte sich durch seine Frau "betrogen". Reporter finden Cuomos Nebenbuhler: einen wohlhabenden, verheirateten Polo-Spieler. Von 2011 bis 2021 ist er Gouverneur des Bundesstaates New York, muss aber wegen Vorwürfen des sexuellen Fehlverhaltens zurücktreten. (Im Bild mit Fernsehköchin Sandra Lee, die einige Jahre seine Lebensgefährtin war)
Was die Kennedys den USA bedeuten, ließ sich ahnen, als der letzte überlebende Kennedy-Bruder, Edward, an einem bösartigen Gehirntumor. Unzählige E-Mails mit Genesungswünschen kommen innerhalb weniger Stunden im Büro des Senators an.
Am 25. August 2009 stirbt der letzte männliche Überlebende der zweiten Generation der Familie Kennedy. An seiner Beerdigung nehmen zahlreiche prominente Politiker teil, unter anderem Präsident Barack Obama, die ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter, Bill Clinton und George W. Bush.
Nur wenige Kennedys sind heute noch einflussreich. Da ist zum einen Caroline Bouvier Kennedy Schlossberg, die Tochter von JFK. Sie hat den Vizepräsidentschaftskandidaten des demokratischen Hoffnungsträgers Barack Obama mit ausgewählt.
Manche trauten ihr das Amt gar selbst zu. Nach Kritik an ihrer Person wird sie dann jedoch US-Botschafterin in Japan und ist damit die erste Frau auf dieser Position in Tokio. Seit 2022 ist sie Botschafterin in Australien.
Bobby Shriver, der älteste Sohn von Eunice Kennedy Shriver, hat nicht nur seine eigenen Millionen verdient. Er betreibt gemeinsam mit Bono ein Projekt zur Afrika-Hilfe, bei dem Unternehmen Produkte entwickeln, deren Erlöse zum Teil in humanitäre Projekte fließen.
Schließlich ist da noch Maria Shriver, ebenfalls eine Tochter von Eunice und Ex-Frau des ehemaligen republikanischen Gouverneurs von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger. 2011 trennte sich das Paar. Nach der Scheidung kehrte Maria Shriver wieder in ihren Job als Fernsehkorrespondentin zurück und arbeitet bis 2021 für NBC.
2018 scheiterte Christopher G. Kennedy, als er versuchte, Gouverneur von Illinois zu werden.
Er ist einer der Söhne von Robert Kennedy und ein erfolgreicher Unternehmer.
Dem Sohn von Edward Kennedy, Edward M. "Ted" Kennedy Jr., wurden eine Zeitlang Ambitionen auf den Gouverneursposten in Connecticut nachgesagt.
Er entschied sich aber schließlich gegen eine Kandidatur, setzt sich aber weiter für die Teilhabe von Behinderten ein. (im Bild mit seiner Mutter Joan)
2010 legt Patrick Kennedy, ein Sohn von Edward Kennedy, sein Mandat im Repräsentantenhaus wegen Suchtproblemen nieder. Damit bekleidet erstmals seit 63 Jahren kein Kennedy ein politisches Amt in Washington.
Das ändert sich jedoch 2012 wieder, als Roberts Enkel, Joseph Kennedy III., in den Kongress einzieht.
Dem Juristen mit der eindeutigen Familienähnlichkeit wird nachgesagt, dass er sich auch die Präsidentschaft zutrauen würde.
Im März 2017 hält er im Kongress in Washington eine vielbeachtete Rede gegen die Gesundheitsreform von US-Präsident Donald Trump. 2020 verpasst er jedoch die Wiederwahl und ist nun US-Sondergesandter für Nordirland.
Im Präsidentschaftswahlkampf 2024 sorgt jedoch ein anderer Kennedy für Aufmerksamkeit. Robert F. Kennedy, ein Sohn von Robert und Ethel Kennedy, entschließt sich, als unabhängiger Kandidat anzutreten.
Doch schließlich zieht der Mann, der zunehmend Verschwörungsmythen verbreitet, zugunsten von Donald Trump zurück. Die Kennedy-Familie wendet sich öffentlich gegen ihn und empfiehlt die Wahl von Kamala Harris.
So könnte es mit dem Kennedy-Clan in die nächste Generation gehen, wenn nicht wieder ein Schicksalsschlag dazwischenkommt.