

Die World Press Photo Awards sind einer der wichtigsten Wettbewerbe für Pressefotografen weltweit. Diesmal haben sich mehr als 4300 Fotografen aus 130 Ländern mit über 74.000 Bildern daran beteiligt. In acht Kategorien werden Preise vergeben. Wir zeigen die nominierten Fotos.
Klimakrise, Konflikte, Kampf um Menschenrechte und natürlich Corona - diese Themen und Motive haben es in die Endauswahl für das "World Press Photo" geschafft. Sechs Fotografen aus fünf Ländern sind für den Hauptpreis ...
... "World Press Photo of the Year" nominiert. So etwa die US-Fotografin Evelyn Hockstein mit einem Bild zum Streit um eine Lincoln-Statue in Washington: Die 26-jährige Anais ist für deren Entfernung, der Mann plädiert dafür, sie zu behalten.
Der russische Fotograf Valery Melnikov zeigt eine armenische Flüchtlingsfamilie aus der Konfliktregion Nagorny-Karabach: Azat Gevorkyan und seine Frau Anaik mit ihrem Kind vor dem Verlassen ihres Hauses in Lachi.
Der dänische Fotograf Mads Nissen hielt den Moment fest, in der die 85-jährige Rosa Luzia Lunardi von der Krankenschwester Adriana Silva da Costa Souza umarmt wird - die erste Umarmung seit fünf Monaten, mithilfe einer Plastikplane gegen die Coronaviren.
Der Russe Oleg Ponomarev kam mit dem Foto eines Transgenders in die Endauswahl: Es zeigt Ignat, einen Transgender-Mann, mit seiner Freundin Maria in Sankt Petersburg.
Der Spanier Luis Tato ist im Rennen um das "World Press Photo of the Year" mit einem Bild zur Heuschreckenplage in Ostafrika: Herny Lenayasa vom Stamm der Samburu versucht einen Heuschreckenschwarm zu verscheuchen, der ein Gebiet nahe Archers Post in Kenia verwüstet.
Die verheerende Explosion im Hafen von Beirut ist Thema des nominierten Fotos des Italieners Lorenzo Tugnoli: Ein verletzter Mann steht in den Trümmern, inmitten von Bränden, die nach der Explosion in den Lagerhäusern ausgebrochen waren.
In der Kategorie "World Press Photo Story of the Year" nominiert ist Chris Donovan mit seiner Reihe "Those Who Stay Will Be Champions". Sie begleitet ...
... das Basketballteam Flint Jaguars aus Flint, Michigan, USA. Es geht darin um den Kampf um Zusammenhalt und Stabilität, gegenseitige Unterstützung und Stärkung des Gemeinschaftssinns in einer Stadt, die um ihr Überleben kämpft.
Flint, die Geburtsstadt von General Motors, kämpft gegen die Abwanderung, die durch den Niedergang der Autoindustrie und die Vernachlässigung der von Armut geprägten, überwiegend schwarzen Wohnviertel verursacht wird.
Flint brachte einst viele große Basketball-Namen auf College- und Profiebene hervor. Jahrzehntelang kämpften vier Highschool-Teams gegeneinander. Jetzt gibt es nur noch eine Highschool in der Stadt. Die Flint Jaguars wurden 2017 gegründet, als Fusion von Teams der letzten beiden Schulen, die damals noch übrig waren.
Der zweite Nominierte in der Kategorie ist Antonio Faccilongo mit seiner Getty-Reportage "Habibi" (deutsch: mein Liebling, mein Lieber, mein Freund). Dieses Bild zeigt Kleidung und Schuhe von Nael Al Barghouti, die seine Frau für ihn aufbewahrt, seitdem er 1978 verhaftet wurde. Er ist damit der palästinensische Häftling, der am längsten in einem israelischen Gefängnis sitzt.
Auch Lydia Rimawis Mann sitzt im Gefängnis: Abdel Karim ist seit Juni 2001 inhaftiert; er wurde zu 25 Jahren Haft verurteilt, weil er an der Ermordung des israelischen Tourismus-Ministers Rehavam Zeevi beteiligt war. Faccilongo: "Dieses Foto zeigt die Einsamkeit einer Frau, die sich allein allen Schwierigkeiten des Lebens stellen muss, und die Traurigkeit, die diese Frauen wegen der Abwesenheit ihrer Ehemänner befällt."
Lydia Rimawi mit ihrem Sohn Majd, der durch künstliche Befruchtung geboren wurde, bei ihrer Fahrt zum Gefängnis. Die Reise dauert viele Stunden, die Besuchszeit aber nur 45 Minuten.
Majd an seinem siebten Geburtstag - ein Handyfoto-Gruß an seinen Vater.
Der Palästinenser Mazen Rimawi ist ein ehemaliger politischer Gefangener und der Schwager von Abdel Karim, also Majds Onkel.
Das Bild zeigt Ehefrauen, Mütter und Kinder von palästinensischen Gefangenen, die am Tag des Gefängnisbesuchs den Checkpoint Beit Seira erreichen. Sie müssen dafür eine lange Reise auf sich nehmen und eine weite Strecke zurücklegen. Die Unterstützung, die sich die Frauen dabei gegenseitig geben, sei essenziell - sonst "wären sie nicht in der Lage, die unzähligen Schwierigkeiten zu bewältigen, denen sie auf dem Weg begegnen".
Dieses Bild hat Faccilongo "aufgenommen, als ich die Neugeborenenstation im Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza besuchte": ein Neugeborenes in einem Inkubator, das wenige Stunden zuvor geboren wurde. Es zeige "die unzähligen Schwierigkeiten, mit denen diese Kinder seit ihrer Geburt und beim Aufwachsen" in dieser Konfliktregion zu kämpfen hätten.
Auch Amma Elian ist die Frau eines Gefangenen: Ihr Mann Anwar wurde 2003 verhaftet und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Sie bekamen Zwillinge mithilfe künstlicher Befruchtung (IVF).
Der dritte Nominierte in der Kategorie "Story of the Year": Valery Melnikov. Seine Reihe zeigt den Konflikt in der Region Bergkarabach (oder Nagorny Karabach). Im Bild: Teil einer Rakete nach dem Beschuss der Stadt Martuni.
Die 69-jährige Abovyan Hasmik weint an der Tür ihres Hauses im Dorf Nerkin Sus. Durch den 2020 wieder ausgebrochenen Konflikt in der Region wurden viele Menschen aus ihren Wohnungen vertrieben.
Ein Bewohner von Areg vor einem brennenden Haus im Dorf Karegakh. Einige Anwohner zündeten ihre Häuser an, bevor sie das Dorf verließen.
In der Kategorie "Cotemporary Issues - Singles" nominiert sind drei Fotos: Auf "Resting Soldier" von Vaghinak Ghazaryan ruht sich ein Soldat im Schützengraben auf einer Plastikplane aus, in Nerkin Khndzoresk in Armenien. Auch das ist eine Aufnahme aus dem Konflikt um Bergkarabach.
Jérémy Lempin hielt diesen berührenden Moment fest: Die 24-jährige Marion leidet an metastasierendem Krebs. Trost geben ihr 7-jähriger Sohn Ethan und das Pferd Peyo. Es wird in der tiergestützten Therapie in der Palliativstation Séléne im Centre Hospitalier de Calais eingesetzt.
Fatima und ihr Sohn bereiten in der Bucht von Khor Omeira im Jemen ein Fischernetz vor. Fatima hat neun Kinder. Um sie zu versorgen, lebt sie vom Fischfang. Obwohl ihr Dorf durch den bewaffneten Konflikt im Jemen verwüstet wurde, kehrte Fatima zurück, um ihren Lebensunterhalt wieder zu verdienen, und kaufte ein Boot mit dem Geld, das sie mit dem Fischverkauf verdiente.
Die nächste Kategorie: "Contemporary Issues Stories". Die Reihe von Maya Alleruzzo heißt "Die überlebenden Jesiden des Islamischen Staates" (IS). Im August 2014 hatte der IS das Kernland der jesidischen Gemeinschaft am Fuße des Sindschar-Gebirges im Nordirak angegriffen.
Der IS sieht Jesiden als Ketzer, die in ihrer Vorstellung eines neuen Kalifats unter dem Gesetz der Scharia ausgerottet werden müssten. Von 2014 bis zum Beginn der Befreiung der Region durch US- und irakische Truppen im Jahr 2017 wurde in den vom IS kontrollierten Gebieten Sklaverei betrieben.
Berichte über Frauen und Kinder tauchten auf, die als "Geschenke" ausgegeben und als Sklaven verkauft wurden, für etwa 50 US-Dollar pro Sklave und 35 US-Dollar pro Kind. Zwar wurden im Jahr 2020 Tausende Sklaven freigelassen, die meisten gegen die Zahlung von Lösegeld, ...
... aber Tausende Jesiden werden weiterhin vermisst. Die Vereinten Nationen bezeichnen die Angriffe auf diese Minderheit als einen Akt des Völkermords.
In seiner Story hat Zishaan A Latif "Die Nachwirkungen der Unruhen im Nordosten Delhis" begleitet. Zu den gewalttätigen Protesten war es gekommen ...
... durch ein vom hindunationalistischen Premierminister Narendra Modi durchgedrücktes Einbürgerungsgesetz (Citizenship Amendment Act), das nach Ansicht von Kritikern gezielt Muslime diskriminiert.
Muslime sind Indiens größte religiöse Minderheit, sie machen rund 14 Prozent der Bevölkerung aus, rund 80 Prozent sind Hindus. Das neue Gesetz erleichtert vielen illegal eingereisten Migranten aus drei mehrheitlich muslimischen Nachbarländern die Einbürgerung - sofern sie keine Muslime sind.
Ende Februar 2020 schlugen die Proteste gegen das Gesetz in Regionen im Nordosten Neu-Delhis in gewalttätige Ausschreitungen um. Mindestens 53 Menschen, meist Muslime, wurden getötet und Wohnungen und Geschäfte zerstört.
In der Story "Sachawood" von Alexey Vasilyev geht es um die Menschen in Sacha, einer Republik im äußersten Nordosten der Russischen Föderation, auch Jakutien genannt. Sie leben unter extremen Wetterbedingungen: Im Winter können die Temperaturen bis auf minus 50 Grad Celsius fallen.
Obwohl sich Sacha über mehr als drei Millionen Quadratkilometer erstreckt, leben dort nur etwa 950.000 Menschen, von denen etwa 50 Prozent ethnische Sacha (oder Jakuten) sind. Sie nutzen die Kunst, um ihre Kultur, Traditionen und Geschichten zu zeigen und zu bewahren.
Seit den 1990er-Jahren floriert dort das Kino. Etwa sieben bis zehn Spielfilme werden pro Jahr gedreht, von einer lokalen Filmindustrie, die eher scherzhaft "Sachawood" genannt wird. Die meisten Filme werden in jakutischer Sprache gedreht und mit russischen Untertiteln versehen.
Die Filme sind in der Region sehr populär, haben aber auch außerhalb Erfolg. In den letzten Jahren war das Kino aus Sacha unter anderem auf Filmfestivals in Finnland und Südkorea vertreten und die Filme wurden mit vielen Preisen ausgezeichnet.
In der nächsten Kategorie "Environment Singles" hat K M Asad festgehalten, wie eine Frau in Bangladesch mit einem Tuch, das zum Auffangen von Regen aufgehängt wurde, Trinkwasser gewinnt. Die Menschen in Kalabogi und der Region Sundarbans leiden in der Trockenzeit unter Wasserknappheit, da durch den steigenden Meeresspiegel zunehmend das Grundwasser und der Fluss Satkhira versalzen.
Krasser Gegensatz: Ein buddhistischer Tempel in Hpakant in Myanmar steht auf dem Rest eines Berges, während der andere Teil für den Abbau von Jade abgetragen wurde.
Das Foto von Ralph Pace könnte wohl symbolisch für das Corona-Jahr 2020 stehen: Ein Seelöwe in Monterey, Kalifornien taucht nach einer Atemschutzmaske.
In der Kategorie "Environment Stories" nominiert: "Pantanal in Flammen" von Lalo de Almeida. Er zeigt die verheerenden Brände im Pantanal, dem weltweit größten tropischen Feuchtgebiet, das sich über etwa 150.000 Quadratkilometer erstreckt.
Fast ein Drittel der brasilianischen Pantanal-Region wurde im Laufe des Jahres 2020 von Bränden zerstört. Laut dem brasilianischen Nationalen Institut für Weltraumforschung gab es 2020 dreimal so viele Brände wie 2019.
Brände im Pantanal brennen oft knapp unter der Oberfläche, angefacht durch leicht entzündlichen Torf, was heißt, dass sie länger brennen und schwieriger zu löschen sind.
Das Pantanal, von der UNESCO als Weltbiosphärenreservat anerkannt, leidet unter der schlimmsten Dürre seit fast 50 Jahren, was dazu führt, dass sich die Brände unkontrolliert ausbreiten. Viele wurden durch Brandrodung ausgelöst - was auch durch die Schwächung der Naturschutzbestimmungen unter der Regierung von Präsident Jair Bolsonaro noch häufiger vorkommt als zuvor.
Die zweite nominierte "Environment Story" ist von Aitor Garmendia und heißt "Einblicke in die spanische Schweineindustrie: Die Schweinefabrik von Europa". Spanien ist einer der vier größten Exporteure von Schweinefleisch weltweit, neben Deutschland, den USA und Dänemark.
Tierrechtsgruppen kritisieren, dass Praktiken wie das Kupieren der Schwänze und enge Trächtigkeitsboxen für Sauen Tiermissbrauch seien und die Tiere Schmerzen erleiden müssten.
Tierrechtlern zufolge erschwert die Industrie den Zugang zu den Farmen; sie seien gezwungen, sich heimlich und oft nachts Zugang zu verschaffen, um zu dokumentieren, was dort passiert. Diese Fotos ...
... wurden bei einer Reihe solcher "Überfälle" an verschiedenen Tagen an mehreren Orten in Spanien aufgenommen.
Die Story von Ciril Jazbec für "National Geographic" heißt: "Eine Möglichkeit, den Klimawandel zu bekämpfen: Machen Sie Ihre eigenen Gletscher". Da der Schnee ...
... auch im Himalaya schwindet und die Gletscher zurückgehen, bauen Gemeinden in der Region Ladakh in Nordindien ...
... riesige Eiskegel, die bis in den Sommer hinein Wasser liefern. Die meisten Dörfer in der Region leiden unter akutem Wassermangel, vor allem während der wichtigen Pflanzsaison im April und Mai. Die Eisstupas - die buddhistischen religiösen Stupas ähneln - speichern das Schmelzwasser des Winters und geben es langsam für die Wachstumsperiode im Frühjahr frei, wenn es am meisten benötigt wird.
2020 wurden in 26 Dörfern Stupas errichtet und eine Pipeline ist im Bau, um 50 weitere zu schaffen. Stupa-Erfinder Wangchuk sagt, die Stupas stünden für einen letzten Versuch der Berggemeinden im Himalaya, die Klimakrise zu bekämpfen. Aber sie sollten nicht als Lösung angesehen werden - das bleibe die Verantwortung der Regierungen und der Menschen, die mit einem umweltfreundlicheren Lebensstil Emissionen reduzieren müssen.
Die nächste Kategorie ist "General News - Singles". Hier nominiert sind folgende Fotos: Joshua Irwandi mit seinem Bild der Leiche eines Coronavirus-Opfers, eingewickelt in eine gelbe Plastikfolie. Es wurde aufgenommen in einem Krankenhaus in Indonesien.
Frauen trauern in einer Moschee in Teheran um General Qasem Soleimani. Er wurde auf dem Flughafen von Bagdad bei einem von US-Präsident Donald Trump angeordneten Luftangriff getötet. Die USA hatten Soleimani jahrelang verfolgt.
In der Kategorie "General News - Stories" nominiert: Laurence Geai mit seiner Fotoreihe zur Covid-19-Pandemie in Frankreich. Die ersten bestätigten Fälle von Covid-19 in Europa wurden am 24. Januar 2020 in Frankreich gemeldet. Bis Ende März entfiel mehr als ein Viertel der 29.000 bestätigten Infektionen in französischen Krankenhäusern auf Paris und seine Vororte, ...
... wobei 1300 Menschen auf der Intensivstation lagen. Speziell umgebaute Züge brachten Patienten aus überfüllten Krankenhäusern in Regionen, in denen es weniger Fälle gab.
Eine Ausgangssperre wurde Mitte März verhängt, Schulen, Cafés, Restaurants, nicht lebensnotwendige Geschäfte und öffentliche Gebäude wurden geschlossen und man musste, wenn man das Haus verließ, einen Ausweis und eine unterschriebene Erklärung mit sich führen. Pflegeheime wurden für Besucher geschlossen.
Als die Sterberate stieg, füllten sich die Leichenhallen und es wurden provisorische Leichenhallen an Orten wie der Kühlhalle des Pariser Lebensmittel-Großmarkts Rungis eröffnet. Die Bestattungsinstitute wurden angewiesen, die Leichen sofort zu begraben oder einzuäschern, ohne Zeremonie und ohne dass jemand anwesend war.
Die von Roland Schmid nominierte Story heißt "Grenzüberschreitende Liebe": Die Schweiz schloss als Folge der Corona-Pandemie zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg ihre Grenzen.
In Städten wie Riehen und Kreuzlingen hatten die Bürger die Grenze zu Deutschland jahrzehntelang kaum wahrgenommen und ungehindert überquert. Die Sperrung dauerte vom 16. März bis zum 15. Juni. Absperrbänder zeigten die Grenze an, die nicht überschritten werden durfte ...
... und zeichneten die im Krieg mit Stacheldraht verstärkten Grenzen nach. An manchen Orten wurden diese Barrieren zu Treffpunkten für Paare oder Freunde und Freundinnen.
Trotz der Verordnungen, die die Bewegung und das Zusammensein einschränkten, waren viele Menschen erfinderisch und fanden Wege, um sich zu treffen.
In der nächsten Kategorie geht es um "Long-Term Projects". Karolina Jonderko hat sich des Themas "Reborn" angenommen. Die "Reborn"-Babypuppen tauchten erstmals in den 1990er-Jahren auf. Jede Puppe ist ein Unikat, ...
... das von Künstlern, den "Rebornern", mit Sorgfalt hergestellt wird. Die hyperrealistischen Puppen werden mit Details wie Muttermalen, Blutgefäßen, implantierten Haaren, Poren, Tränen und Speichel ausgestattet.
Aufwendigere "Reborns" sind mit elektronischen Systemen ausgestattet, die den Herzschlag, die Atmung und das Saugen eines echten Babys nachahmen.
Die meisten Puppen sind aus Vinyl, die realistischeren aus Silikon. Für die Wimpern werden menschliche Haare verwendet und die fertigen Puppen werden manchmal mit dem Geruch eines "neuen Babys" parfümiert.
Der Kauf einer "Reborn"-Babypuppe kann so ablaufen, dass eine Adoption simuliert wird: Die Puppen werden mit "Adoptions-" oder "Geburts"-Urkunden geliefert.
"Reborn"-Babypuppen werden auch in der pädiatrischen Ausbildung verwendet, um Studenten praktische Fertigkeiten in der Kinderbetreuung zu vermitteln, und der Einsatz der Puppen in Pflegeheimen hat gezeigt, dass sie Menschen mit Demenz helfen können.
Während die meisten "Reborn"-Besitzer Puppensammler sind, ...
... haben andere eine Fehlgeburt oder den Tod eines Neugeborenen erlebt, besitzen nicht die finanziellen Mittel für eine Adoption oder leiden unter dem Empty-Nest-Syndrom und benutzen die Puppe vielleicht als Ersatz für ein Kind.
Die nächste Story ist von Angelos Tzortzinis und heißt "Gefangen in Griechenland": Zehntausende Menschen, die vor Krieg und Armut in ihren Heimatländern fliehen, sind seit dem Höhepunkt der europäischen Flüchtlingskrise 2016 in Griechenland gestrandet. Laut einem UNHCR-Bericht ...
... vom März 2016 kamen seit Anfang 2015 mehr als eine Million Menschen nach Griechenland, die meisten von ihnen Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Afghanistan.
Als die Balkan- und europäischen Länder nördlich von Griechenland begannen, ihre Grenzen für ankommende Migranten zu schließen, saßen mehr als 90.000 Menschen in Griechenland fest, in Lagern oder auf der Straße.
Moria auf der Insel Lesbos in der östlichen Ägäis war das größte Flüchtlingslager in Europa, bis es im September 2020 niederbrannte. Im Sommer 2020 lebten etwa 20.000 Menschen in dem Lager, das für 3000 Personen gebaut worden war. Die Bewohner klagten über Regen, Kälte, Krankheiten, fehlende Lebensmittel und Sicherheit, unhygienische Toiletten und Wassermangel. Das Feuer, ...
... das am 9. September ausbrach, zerstörte das Lager fast vollständig. Die griechische Regierung gab an, dass die Brände absichtlich von Migranten gelegt worden seien, die dagegen protestierten, dass das Lager aufgrund eines Covid-19-Ausbruchs abgeriegelt wurde.
Auf der Insel Samos lebten Ende 2019 fast 8000 Flüchtlinge auf einer ehemaligen Militärbasis, die für 650 Personen gebaut worden war.
Die Inselbewohner protestierten regelmäßig und forderten die Verlegung der Einrichtungen aufs Festland; die Bewohner des Lagers protestierten gegen ihre Lebensbedingungen. Am 2. November 2020 brach im Lager ein Feuer aus, zwei Tage nachdem die Insel von einem Erdbeben der Stärke 6,7 heimgesucht wurde.
Der Fotograf Angelos Tzortzinis beschäftigt sich seit acht Jahren mit dem Thema Migration. Dieses Projekt hat er aufgenommen auf Samos und Lesbos sowie in Flüchtlingslagern in ganz Griechenland.
Die nächste Kategorie: "Nature Singles". Nominiert ist Jaime Culebras mit seinem Bild namens "New life" mit Eiern eines Glasfrosches (Nymphargus wileyi). Sie hängen an der Spitze eines Blattes im tropischen Nebelwald in den Anden in Ecuador.
Auch nominiert ist das Foto von Ami Vitale: Eine Rothschild-Giraffe (Giraffa camelopardalis rothschildi) wird in einem speziell angefertigten Lastkahn von der überfluteten Longicharo-Insel im Baringo-See im Westen Kenias in Sicherheit gebracht.
Das Bild von Carlton Ward Jr. zeigt ein Pantherweibchen in Naples, Florida, USA. Es steigt durch den Zaun zwischen dem Naturschutzgebiet Audubons Corkscrew Swamp Sanctuary und einer angrenzenden Rinderfarm, direkt hinter ihr ihr Junges.
In der Kategorie "Nature Stories" nominiert: Ezra Acayan mit seiner Reihe zum Ausbruch des Taal. Der Vulkan auf der philippinischen Insel Luzon begann am 12. Januar auszubrechen und spuckte Asche bis zu 14 Kilometer in die Luft.
Die Orte in der Umgebung mussten evakuiert werden. Nach Behördenangaben waren insgesamt 212.908 Familien, fast 750.000 Menschen, von der Eruption betroffen. Der Schaden an der Infrastruktur sowie für Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus wurde auf etwa 70 Millionen US-Dollar geschätzt.
Der Taal liegt in einer großen Caldera, die vom Taal-See gefüllt wird, und ist einer der aktivsten Vulkane der Philippinen. Er hat nicht nur einen Schlot oder Kegel, sondern mehrere Eruptionspunkte.
Der Taal hatte in den letzten 450 Jahren 34 registrierte Ausbrüche, zuletzt im Jahr 1977. Wie auch andere Vulkane auf den Philippinen ist der Taal Teil des Pazifischen Feuerrings, einer Zone mit großer seismischer Aktivität, die eine der aktivsten Verwerfungslinien der Welt aufweist.
Die nächste nominierte Story stammt von Jasper Doest und heißt "Pandemie-Tauben - Eine Liebesgeschichte". Die Liebe (auch wenn es hier noch nicht so aussieht) entstand zwischen einem verwilderten Taubenpaar und der Familie des Fotografen, die während der Corona-Pandemie isoliert in ihrer Wohnung in Vlaardingen in den Niederlanden lebte.
Ollie und Dollie, wie die Familie sie nannte, waren Stammgäste im Haus. Ihre täglichen Besuche erinnerten sie daran, dass der Mensch nicht allein auf diesem Planeten ist, selbst wenn er isoliert in städtischen Gebieten lebt.
Wilde Tauben (Columbia livia domestica) stammen von der Felsentaube ab, die von Natur aus Meeresklippen und Berge bewohnt. Sie nutzen die Vorsprünge von Gebäuden als Ersatz für Meeresklippen, ...
... haben sich an das städtische Leben und die Umgebung angepasst und leben heute in städtischen Gebieten auf allen Kontinenten außer der Antarktis, mit einer weltweiten Population von mehreren 100 Millionen.
Luis Tato ist nicht nur mit dem bereits gezeigten Einzelbild für das "World Press Photo of the Year" nominiert, sondern auch mit der Reihe dazu in "Nature Stories". Sie zeigt ...
... wie erwähnt die Heuschreckenplage, die Anfang 2020 Kenia heimsuchte,.
... und den verzweifelten Kampf der Menschen vor Ort dagegen.
In der Kategorie "Portraits Singles" nominiert ist Iván Macías mit seinem Bild "Covid-19-Ersthelfer". Eine Ärztin in Mexiko-Stadt am Ende ihrer Schicht, die Abdrücke von Schutzmaske und Schutzbrille im Gesicht und ihre Erschöpfung sind deutlich sichtbar.
Tatiana Nikitina ist nominiert mit "Im Flug": Ein Vater bringt seiner zehnjährigen autistischen Tochter Xenia bei Moskau bei, wie man ein Spielzeug-Flugzeug startet.
In der Kategorie "Portraits Stories" ist Gabriele Galimberti nominiert mit der Reihe "The 'Ameriguns'". Laut Small Arms Survey, einem unabhängigen globalen Forschungsprojekt mit Sitz in der Schweiz, befindet sich die Hälfte aller Schusswaffen, die Privatpersonen weltweit für nicht-militärische Zwecke besitzen, in den USA.
Laut der Umfrage übersteigt die Anzahl der Schusswaffen die Anzahl der US-Amerikaner: 393 Millionen Schusswaffen bei 328 Millionen Menschen.
Der Waffenbesitz wird durch den zweiten Zusatzartikel der US-Verfassung garantiert, der aus dem Jahr 1791 stammt und seit Langem kontrovers diskutiert wird.
Der Mann im Bild, Will Renke, kauft nach eigener Aussage alle zwei Wochen eine neue Schusswaffe. Wie lange er das schon macht und wie viele Waffen er inzwischen hat, möchte er nicht sagen. Aber es sind genug, um die Umrisse der USA in seinem Garten groß auszulegen.
Die nominierte Story von Natalia Kepesz heißt "Niewybuch". Militärische Sommerlager für Jugendliche gibt es in Polen seit den 1920er-Jahren. Die Teilnehmer durchlaufen Bootcamps, werden körperlich und geistig gefordert ...
... und bekommen Unterricht - oft auf ehemaligen Truppenübungsplätzen - in Fertigkeiten wie Taktik, Überleben, Selbstverteidigung und Topografie. Sie werden auch im Schießen unterrichtet, mit Luftgewehren und manchmal auch mit nachgebauten Waffen wie Maschinengewehren und Granatwerfern. Die Camps werden beworben als Orte für Abenteuer und Erholung ...
... sowie als charakterbildend und teamfördernd. Die Organisatoren behaupten, dass die Teilnahme an Spielen mit nachgebauten Waffen die Kinder von echten Waffen fernhalte. Andererseits gibt es Kritik, dass die Popularität der Camps ...
... auf den Anstieg des Nationalismus in Polen zurückzuführen sei, insbesondere seit der Machtübernahme der rechtspopulistischen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Patriotismus und Nationalismus spielen in der Schulbildung eine große Rolle.
Die nominierte Story "Nirgendwo in der Nähe" von Alisa Martynova zeigt Einwanderer aus Afrika in Italien.
Mehr als eine Million Einwanderer aus Afrika halten sich offiziell in Italien auf, dazu kommt eine unbekannte Zahl von Migranten ohne Papiere, von denen viele eine gefährliche und oft lebensbedrohliche Reise hinter sich haben, um dorthin zu gelangen.
Sie alle sind aus unterschiedlichen persönlichen Gründen nach Italien gekommen; ihre individuellen Geschichten werden gezeigt auf eine Art, ...
... die versucht, sich der Stereotypisierung afrikanischer Migranten zu widersetzen.
In der nächsten Kategorie geht es um "Sports Singles". Tomasz Markowski zeigt einen Crash bei der Polen-Rundfahrt am 5. August. Der niederländische Radsportler Dylan Groenewegen (l.) stürzt wenige Meter vor der Ziellinie nach einem Zusammenstoß mit seinem Landsmann Fabio Jakobsen.
Stephen McCarthy hat den 87-jährigen Sportler Pat Naughton fotografiert, der in seinem Haus in Nenagh, County Tipperary, Irland, trainiert - während eines Corona-Lockdowns.
Adam Pretty hat festgehalten, wie Georg Filser-Mayerhofer beim Bouldertraining in Kochel am See, Bayern, an einem Holzstapel klettert.
Bei "Sports Stories" nominiert ist Fereshteh Eslahi mit seiner Reihe "Thoughts of Flight" - darin geht es um den Iraner Saeed Ramin, der beim professionellen Parcour vor 7 Jahren stürzte und sich dabei das Rückenmark verletzte.
Saeeds Verletzung war so schwer, dass er nur noch blinzeln konnte. Die Ärzte meinten, dass er nicht einmal in der Lage sein würde, in einem Rollstuhl zu sitzen.
Aber mithilfe seiner Familie wurden im Garten improvisierte Reha-Geräte aufgebaut; Saeed erlangte entgegen den Prognosen der Ärzte die Beweglichkeit seiner Hände wieder ...
... und auch andere Fähigkeiten. Er ist nun in der Lage, mit einem Rollstuhl umzugehen und macht immer noch gerne Dinge, vor denen andere Menschen Angst haben.
Henrik Hansson hat seine Reihe "Faces of Bridge" genannt. Der "Bridgeklubb i Borlänge", ein Bridgeclub in der Gemeinde Borlänge in Schweden, hat etwa 100 Mitglieder.
Eine Zeit lang legte die Corona-Pandemie den Spielbetrieb lahm, aber im Laufe des Sommers wurde eine Lösung gefunden, indem die Spieler durch gekreuzte Plexiglasscheiben voneinander getrennt wurden.
Der schwedische Bridge-Verband hat derzeit etwa 27.000 Mitglieder, ältere ...
... und jüngere, und veranstaltet jährlich ein Bridge-Festival mit mehr als 8500 Tischen.
Nun zur Kategorie "Spot News Singles". Hier ist Nadia Buzhan nominiert mit ihrem Foto von Olga Sieviaryniec. Sie wartet vor einem Gefängnis in Minsk, Weißrussland, auf ihren Mann Paval.
Nuno André Ferreira hat ein Kind in einem Auto festgehalten, im Hintergrund wütet ein Waldbrand, im September in Oliveira de Frades, Portugal.
In der letzten Kategorie geht es um "Spot News Stories". Die nominierte Reihe von Ernesto Benavides heißt "Präsidentschaftskandidatur": Peru erlebte Mitte November ...
... die größte politische Instabilität des Landes der letzten 20 Jahre, als innerhalb von etwas mehr als einer Woche drei Präsidenten an die Macht kamen.
Das führte zu massiven Protesten im ganzen Land. Tausende Menschen gingen bei "Nationalen Märschen" auf die Straße.
In der Hauptstadt Lima wurden bei gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei 2 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt.
John Minchillo nannte seine Story "Minneapolis Unrest: The George Floyd Aftermath", also die Unruhen nach dem Tod von George Floyd. Der 46-jährige Schwarze starb am 25. Mai während seiner Verhaftung durch die Polizei in Minneapolis, Minnesota, USA.
Vier Tage später wurde Derek Chauvin, der Polizeibeamte, der dabei gefilmt wurde, wie er minutenlang auf Floyds Hals kniete, wegen Mordes angeklagt.
Ein Video, das von einem Passanten aufgenommen wurde, ging viral und löste zunächst in Minneapolis und dann im Rest des Landes Proteste aus. Obwohl die Kundgebungen tagsüber im gesamten Stadtgebiet meist friedlich verliefen, ...
... eskalierten die nächtlichen Demonstrationen zu extremeren Aktionen, einschließlich Plünderungen und Brandstiftung, an denen sich auch Menschen beteiligten, die nicht Teil des Protests waren. Am 28. Mai wurde die Nationalgarde aktiviert. Für viele war die Gewalt eine verständliche Reaktion auf jahrelange Ungerechtigkeit durch die Polizei. In den folgenden Monaten gab es in mehr als 150 US-Städten große Proteste.
Auch die geradezu apokalyptischen Bilder von Lorenzo Tugnoli von der Explosion im Hafen von Beirut, bereits mit einem Einzelfoto vertreten, ...
... sind in dieser Kategorie als Story nominiert.
Die Preisträger der acht Kategorien werden am 15. April 2021 bekannt gegeben. (Von Andrea Beu)