

Alle Personalien der neuen Bundesregierung stehen.
Schon länger klar ist: Friedrich Merz möchte sich am 6. Mai von einer schwarz-roten Koalition zum Kanzler wählen lassen. Auch die zukünftigen Minister der Union sind bekannt.
Und nach dem Mitgliedervotum hat nun auch die SPD für die von ihr geführten Ministerien Namen verkündet.
Insgesamt acht Ministerinnen und neun Minister gehören zum schwarz-roten Kabinett. Das sind sie: ...
... Katherina Reiche von der CDU wird die Nachfolgerin von Robert Habeck im Wirtschaftsministerium. Die 51-jährige Brandenburgerin war bereits Parlamentarische Staatssekretärin, saß im CDU-Bundesvorstand und war Vize der Unionsfraktion.
Die Diplom-Chemikerin wechselte aber 2015 zum Verband kommunaler Unternehmen, der viele Stadtwerke vertritt - der plötzliche Wechsel von der Politik in die Wirtschaft war umstritten. Fünf Jahre später übernahm sie den Vorsitz des Energieversorgers Westenergie, einer Tochter von Eon.
Das dürfte auch eines ihrer Kernthemen werden: Energiesicherheit. Daneben muss sie sich aber auch um die schwächelnde Konjunktur kümmern und versuchen, die deutsche Wirtschaft durch den Zollstreit mit den USA zu manövrieren.
Aus der Wirtschaft kommt auch Karsten Wildberger. Er ist bisher Vorstandschef der Ceconomy AG, hinter der Elektronikketten wie MediaMarkt und Saturn stehen. Erfahrung sammelte er auch bei T-Mobile, Vodafone und Telstar.
Ursprünglich stammt Wildberger aus Gießen. Er hat in Aachen und München Physik studiert. Unter Merz betritt der 56-Jährige Neuland: …
… Er wird der erste deutsche Digitalminister. Andererseits hat er bereits Erfahrung in seiner Hauptaufgabe, der dringend nötigen digitalen Transformation in Wirtschaft und Unternehmenswelt. Dieses Themas hat er sich bereits im Vorstand von Eon angenommen.
Kaum eine Überraschung ist, dass Thorsten Frei Bundesminister für besondere Aufgaben und Kanzleramtschef werden soll. Als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion hat er bereits eng mit Fraktionschef Merz zusammengearbeitet.
Der 52-jährige Vater dreier Kinder ist Jurist, hat aber jede Menge politische Erfahrung: Von 2002 bis 2004 war er Regierungsrat im Staatsministerium Baden-Württemberg, danach bis 2013 Oberbürgermeister von Donaueschingen. Dann ging es in den Bundestag nach Berlin.
Frei ist bekannt aus zahlreichen Talkshows - und als sehr guter Redner. Als Kanzleramtschef wird er der engste Mitarbeiter von Merz sein und ist dafür verantwortlich, dass die Regierung reibungslos arbeitet.
Zu den alten Bekannten in der designierten Ministerriege zählt auch Johann Wadephul. Er soll Außenminister werden und damit die Nachfolge der Grünen Annalena Baerbock antreten.
Der 62-jährige Husumer ist Jurist und ehemaliger Zeitsoldat. Er war Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag von Schleswig-Holstein und sitzt seit 2009 im Bundestag. Der Vater von drei Kindern ist zudem ein Vertrauter von Merz.
Das Besondere: Erstmals seit 60 Jahren stellt die CDU wieder den Chef des Außenamts. Angesichts der internationalen Krisen wird er sich dabei eng mit dem Kanzler absprechen müssen.
Der Öffentlichkeit weniger bekannt ist der designierte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder. Der sitzt bereits seit 2009 im Bundestag und war zuletzt Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion aus CDU und CSU.
Der 56-jährige Jurist (hier 2017) kommt aus Rheinland-Pfalz und hat bei der jüngsten Bundestagswahl den Wahlkreis Bitburg direkt gewonnen. Erfahrung für sein Ressort hat Schnieder als stellvertretendes Mitglied im Verkehrsausschuss gesammelt.
An Aufgaben für ihn wird es nicht mangeln. Er muss das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen für Infrastruktur in Projekte umsetzen: die Sanierung von Brücken und Straßen, aber auch den Abbau des massiven Investitionsrückstands bei der Bahn.
Zu den bisher eher unbekannten Gesichtern der Bundespolitik gehört auch Nina Warken. Sie war bisher Parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion und saß im Ältestenrat des Parlaments. Nun soll sie das Gesundheitsressort übernehmen.
Die 45-Jährige - auch sie ist Juristin - kommt aus Baden-Württemberg, wo sie Generalsekretärin der CDU ist. Zudem ist sie als erste Frau Präsidentin der Landesvereinigung Baden-Württemberg des Technischen Hilfswerks.
Eigentlich ist Warken ausgewiesene Innenpolitikerin. Nun muss sie sich mit dem kränkelnden Gesundheitswesen auseinandersetzen, mit Beitragserhöhungen der Kassen und den massiven Herausforderungen in der Pflege.
Keine Unbekannte ist die stellvertretende CDU-Vorsitzende Karin Prien. Sie übernimmt ein neu gebildetes Ministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zumindest im Bildungsbereich ist sie äußerst erfahren, bisher leitet sie dieses Ressort in Schleswig-Holstein.
Mit der 59-Jährigen soll eine weitere Juristin im Kabinett Platz nehmen. Sie gehörte mehrere Jahre der Hamburger Bürgerschaft an. Dort lebt sie auch. Geboren wurde sie aber in Amsterdam, wohin ihre Familie vor den Nazis geflohen war. Prien selbst sieht sich als jüdisch, aber nicht als religiös an.
Prien ist meinungsstark - das beweist sie auch immer wieder in Talkshows. So sprach sie sich etwa stark gegen die Werteunion aus und forderte den Parteiausschluss von Hans-Georg Maaßen. Als Gegnerin des Genderns ging sie auch auf Konfrontationskurs mit dem Koalitionspartner im Norden, den Grünen.
Neben diesen Ministerinnen und Ministern stellt die CDU auch noch mehrere Staatsminister und Staatssekretäre. Die überraschendste Personalie ist wohl Wolfram Weimer, der Staatsminister für Kultur und Medien werden soll.
Der Verleger schrieb bisher die Kolumne "Person der Woche" für ntv.de. Zudem richtet er den Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee aus. Weimer arbeitete zuvor als Journalist und war Chefredakteur von "Welt", "Focus" und "Cicero".
Staatsminister im Auswärtigen Amt werden die türkischstämmige Bundestagsabgeordnete Serap Güler (Bild) und der Parlamentarier Gunther Krichbaum.
Staatsministerin für Sport und Ehrenamt wird die bisherige kultur- und medienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Christiane Schenderlein. Ihr Ressort ist im Kanzleramt angesiedelt.
Für die Zusammenarbeit von Bund und Ländern holt sich Merz den erfahrenen Abgeordneten Michael Meister als Staatsminister ins Kabinett.
Als Parlamentarische Staatssekretäre schicken die Christdemokraten die Vize-Parteivorsitzende Silvia Breher (Agrar, Bild), Christoph de Vries (Innen), Gitta Connemann und Stefan Rouenhoff (beide Wirtschaft), ...
... Philipp Amthor (Bild) und Thomas Jarzombek (beide Digitalisierung), Georg Kippels und Tino Sorge (beide Gesundheit), Mareike Wulf und Michael Brand (beide Bildung/Familie), Christian Hirte (Verkehr), Matthias Hauer (Forschung) in die Ressorts.
Nicht mit am Kabinettstisch sitzen wird Jens Spahn. Der 44-jährige Münsterländer hat zwar Erfahrung als Gesundheitsminister in der Corona-Pandemie und zuvor als Parlamentarischer Finanz-Staatssekretär, ...
... doch Merz will ihn, als seinen Nachfolger, als Fraktionschef von CDU und CSU vorschlagen. Immerhin sitzt er seit 20 Jahren im Parlament. Die Personalie ist auch mit CSU-Chef Markus Söder abgesprochen.
Söder (l.) wird auch nicht der Bundesregierung angehören. Doch der bayerische Ministerpräsident wird zweifellos ein gehöriges Wörtchen mitreden wollen in der neuen Koalition.
Vertreten wird die CSU in Berlin von drei Ministern. Den wichtigsten Posten übernimmt der bisherige CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt als neuer Innenminister. Der hatte mit Söder bereits die CSU-Gruppe in den Koalitionsverhandlungen angeführt und muss nun die angekündigte Migrationswende umsetzen.
Laut Söder braucht es in dem Ressort "den härtesten Profi". In Dobrindt will er ihn gefunden haben. Erfahrung hat der 55-jährige Diplom-Soziologe zweifellos. Er ist seit 23 Jahren Abgeordneter im Bundestag, zudem war er von 2009 bis 2013 Generalsekretär der CSU - und ist bis heute für seine scharfen Attacken bekannt.
Er ist auch der einzige der Unions-Ministerriege, der bereits einmal ein Ressort im Bund leitete: Von 2023 bis 2017 war er Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur. Die von ihm vorangetriebene Pkw-Maut, die zum Millionengrab wurde, erntete scharfe Kritik, beschäftigte aber vor allem Dobdrindt-Nachfolger Andreas Scheuer. Auch dringend nötige Investitionen in die Schiene blieben unter seiner Ägide liegen.
Neben Dobrindt sitzt auch CSU-Vize Dorothee Bär im neuen Kabinett, zuständig für Forschung, Technologie und Raumfahrt.
Erfahrung bringt auch die 47-Jährige mit, als Staatsministerin für Digitales unter Merkel. Bär erhielt bei der Bundestagswahl den höchsten Stimmanteil aller Direktkandidaten - und sie sitzt seit 2002 im Bundestag.
Mit der Raumfahrt gehört nun übrigens ein Bereich zu ihrem Ressort, in dem sich auch Parteichef Söder immer wieder hervorgetan hat.
Neuer Agrarminister soll der CSU-Bundestagsabgeordnete Alois Rainer werden, der wohl eher politischen Insidern ein Begriff ist.
Ursprünglich wollte Söder Bayerns Bauernpräsidenten Günther Felßner (nicht im Bild) zum Minister machen. Der zog sich aber nach Protesten auf seinem Hof zurück - er sah seine Familie von Protestierenden bedroht.
Außerdem schickt die CSU Florian Hahn als Staatsminister ins Auswärtige Amt - er ist dort der erste Vertreter seiner Partei überhaupt.
Parlamentarische Staatssekretärin der CSU wird unter anderem Daniela Ludwig - im Bundesinnenministerium. Sie ist bekannt als frühere Bundesdrogenbeauftragte. Hinzu kommen Silke Launert (Forschung), Martina Englhardt-Kopf (Agrar) und Ulrich Lange (Verkehr). Das sind die Posten der Union - und die SPD?
Der Vizekanzler der neuen schwarz-roten Bundesregierung heißt Lars Klingbeil. Zudem übernimmt der 47-Jährige das Finanzministerium, ...
... das erklärte Generalsekretär Matthias Miersch wenige Tage vor der Verkündung aller SPD-Personalien im neuen Kabinett am Montag.
Als Generalsekretär verhalf er 2021 Olaf Scholz ins Kanzleramt, ...
... danach stieg der Niedersachse zum Parteichef auf. (Bild: Klingbeil und Saskia Esken nach ihrer Wiederwahl als Parteivorsitzende)
Nach dem Debakel bei der Wahl 2025 griff er zusätzlich nach dem Fraktionsvorsitz, ...
... jetzt wird Klingbeil als Vizekanzler der zweite Mann in der Regierung Merz.
Für Klingbeil, der im konservativen SPD-Flügel zu Hause ist, könnte es das Sprungbrett für eine Kanzlerkandidatur 2029 sein, ...
... auch wenn manchen in der Partei aufstößt, mit welcher Entschlossenheit er sich zuletzt seine Macht sicherte. Kein Minister-Amt bekommt ...
... Saskia Esken. Unklar ist allerdings, ob die 63-Jährige im Postenkarussell nach der für ihre Partei desaströsen Bundestagswahl tatsächlich komplett leer ausgeht - oder ob sie etwa erneut als Parteichefin kandidiert. Eine weitere Parteigröße ...
... verliert im Kabinetts-Poker. Nach über sieben Jahren als Bundesarbeitsminister hatte Hubertus Heil wegen mangelnder Unterstützung durch die Parteispitze das Handtuch geworfen. Das Arbeitsministerium übernimmt ...
... seine Parteigenossin Bärbel Bas.
Als Bundestagspräsidentin hat sie sich in den vergangenen dreieinhalb Jahren einen guten Ruf erworben. Zuvor war die Duisburgerin einer breiteren Öffentlichkeit kaum bekannt.
Sie sitzt seit 2009 im Bundestag und kümmerte sich unter anderem um Gesundheitspolitik. Ein Ministerium zu leiten, ist für Bas und Klingbeil neu. Der Einzige, ...
... der sein Amt aus der Ampel behält, ist Boris Pistorius. Als Verteidigungsminister war er für die SPD gesetzt - schließlich ist er Deutschlands beliebtester Politiker.
2023 übernahm der Jurist aus Osnabrück das Verteidigungsministerium von Christine Lambrecht und gewann in kurzer Zeit die Anerkennung der Truppe und der Verbündeten.
Als er im November 2023 "Kriegstüchtigkeit als Handlungsmaxime" für die Bundeswehr ausrief, legte der 65-jährige Niedersachse die Latte hoch. Seit der Ausnahme der Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse kann er sich über mangelnde Finanzierung nicht mehr beschweren. Für ihn wird es in Zukunft darum gehen, die Bundeswehr aufzustocken - sowohl was Personal als auch was Waffen angeht. Eine Überraschung in der Ministerriege ...
... ist die Besetzung des Umweltministeriums mit Carsten Schneider.
Schneider war in der Ampel-Regierung von Olaf Scholz Staatsminister und Beauftragter für Ostdeutschland. Damit war er eine der profiliertesten Stimmen dieser Region und sollte vor allem für gleichwertige Lebensverhältnisse in den ostdeutschen Bundesländern sorgen. Schneider stammt ...
... aus Erfurt und sitzt bereits seit 1998 im Bundestag. Dort war er unter anderem Haushaltspolitiker, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion. Der 49 Jahre alte Bankkaufmann versteht sich gut mit dem künftigen Vizekanzler Klingbeil – die beiden waren sogar gemeinsam im Rennrad-Urlaub.
Das Justizministerium übernimmt die 56-jährige Stefanie Hubig.
Sie war seit 2016 Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz. In der Kultusministerkonferenz ist sie seit 2024 zudem Koordinatorin der SPD-geführten Länder. Doch in Berlin ...
... kennt man die SPD-Politikerin vor allem in einer anderen Rolle. Im Bundesjustizministerium begann sie im Jahr 2000 und stieg zur Referatsleiterin auf. 2008 ging sie nach Mainz: Erst in die Staatskanzlei, 2009 übernahm sie die Leitung der Abteilung Strafrecht im Justizministerium. Hubig wurde 2014 Staatssekretärin im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz.
Die neue Bauministerin Verena Hubertz ist eine politische Senkrechtstarterin.
Die 37-Jährige ist seit 2021 Bundestagsabgeordnete und wurde direkt stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, zuständig unter anderem für Wirtschaft, Klimaschutz und Energie, Bauen und Wohnen. Eine Frau und unter 40 ist auch ...
... Reem Alabali-Radovan. Die 35-Jährige wird Bundesministerin für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Geboren wurde Alabali-Radovan 1990 in Moskau. Im Alter von sechs Jahren kam sie mit ihrer Familie, die vor den politischen Verhältnissen im Irak floh, nach Mecklenburg-Vorpommern. Als Integrationsbeauftragte setzte sie sich unter anderem gegen Racial Profiling ein, also die verdachtsunabhängige polizeiliche Kontrolle von Menschen allein wegen ihrer Hautfarbe und anderen ethnischen oder religiösen Merkmalen.
Das heißt, drei Ministerien der SPD werden von Männern und vier Frauen geführt. Auch die Staatsministerposten besetzt die SPD mit Frauen: ...
Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland und Integration wird die 38-jährige Elisabeth Kaiser.
Kaiser wurde 1987 in Gera geboren. Nach dem Abitur arbeitete sie in der Politikberatung. Seit 2017 ist sie Abgeordnete des Deutschen Bundestages für einen Wahlkreis in ihrer Geburtsstadt.
Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration wird die 32-jährige Natalie Pawlik.
Pawlik wurde 1992 im sibirischen Wostok in Russland geboren. 1999 kam ihre Familie als Spätaussiedlerin in die Bundesrepublik Deutschland. Seit 2021 ist sie Bundestagsabgeordnete und seit 2022 Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten.
Damit sind nun alle Posten vergeben.
Und ab dem 6. Mai kann das Kabinett Merz mit der Arbeit beginnen. (mli/rwe/dpa)