

In der Nacht des 17. Januar 1991 beginnt die "Operation Wüstensturm".
Koalitionsstreitkräfte unter Führung der USA gehen mit massiven Militärschlägen gegen den Irak vor.
Innerhalb von 20 Stunden fliegen sie mit mehr als 750 Kampfflugzeugen und Bombern rund 1300 Angriffe.
Gemessen am Grad der Mobilisierung und der verwendeten Rüstungsgüter ist es der schwerste Krieg seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Der Auslöser für die Operation:
Am 2. August 1990 lässt der irakische Diktator Saddam Hussein seine Truppen mit 100.000 Soldaten in Kuwait einmarschieren.
Wenige Wochen später erklärt er das Land zu einer irakischen Provinz.
Der Grund für den Überfall auf das Nachbarland liegt in der wirtschaftlichen Misere des Irak.
Nach dem achtjährigen Golfkrieg mit dem Iran hat das Land umgerechnet rund 40 Milliarden Euro Auslandsschulden angehäuft.
Hauptgläubiger sind die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait, die sich weigern, auf Saddams Forderung nach einem Schuldenerlass einzugehen.
Saddam beschuldigt Kuwait des Öldiebstahls ...
... und hofft, mit der Invasion die wirtschaftlichen Probleme seines Landes zu lösen.
Allerdings rechnet er nicht mit der Entschlossenheit der Weltgemeinschaft.
Noch am Tag des Einmarsches fordert der UN-Sicherheitsrat einen sofortigen und bedingungslosen Rückzug. Vier Tage später beschließt er ein Finanz- und Militärembargo gegen den Irak.
Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate befürchten, dass sie die nächsten Ziele Saddams werden könnten und bitten die USA darum, Truppen in ihren Ländern zu stationieren.
US-Präsident George Bush senior gibt dem statt und kündigt am 8. August 1990 eine "insgesamt defensive" Militäraktion an: ...
... die "Operation Wüstenschild".
Diese soll verhindern, dass der Irak auch Saudi-Arabien angreift.
Die US-Navy schickt die Flugzeugträger USS Eisenhower und USS Independence in die Region und entsendet 400.000 US-Soldaten.
Befehlshaber der Koalitionstruppen wird H. Norman Schwarzkopf.
Am 16. August nimmt die irakische Regierung 4500 Briten und 2500 US-Amerikaner zu Geiseln.
Diese sollen in strategisch wichtige Einrichtungen verlegt werden - als "menschliche Schutzschilde" gegen einen möglichen Angriff der Koalitionstruppe.
Am 28. August gestattet Saddam allen festgehaltenen ausländischen Frauen und Kindern die Ausreise, ...
... Anfang Dezember lässt er 3000 noch festgehaltene Geiseln frei.
Doch die Geste des guten Willens nutzt nichts. Der Irak ist und bleibt isoliert.
Es bildet sich eine Anti-Irak-Koalition aus 28 Nationen, die insgesamt 660.000 Soldaten stellt.
Zu der Allianz gehören unter anderem Großbritannien und Frankreich sowie - bis auf Jordanien - auch die arabischen Nachbarstaaten.
Nur die Palästinenser, als deren Interessenvertreter Saddam sich nun geriert, schlagen sich auf die Seite des Irak.
Saddam fordert eine Nahost-Konferenz und knüpft einen irakische Rückzug aus Kuwait an einen Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten.
Doch die USA lehnen ab und stellen dem Irak ein Ultimatum bis zum 15. Januar.
Zur Rechtfertigung des Krieges, gegen den es weltweit zu Demonstrationen kommt, lancieren sie unter anderem die sogenannte Brutkastenlüge.
Demnach sollen irakische Truppen absichtlich in kuwaitischen Krankenhäusern Babys aus Brutkästen gerissen und so ermordet haben.
Erst nach dem Krieg wird bekannt: Eine New Yorker PR-Firma hatte diese Informationen verbreitet. Eine angebliche Krankenschwester, die von den Säuglingsmorden berichtete, war die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA.
Saddam zeigt sich unbeeindruckt von den Drohungen der Koalition und erklärt, im Falle eines Kriegs die kuwaitischen Ölfelder anzuzünden.
Er ruft die "Mutter aller Schlachten" aus und lässt in der ersten Angriffsnacht sogar Bagdad hell erleuchten.
Die Folgen des Krieges sind für den Irak verheerend:
Schon in der ersten Kriegsnacht verliert das Land alle Leitzentren seiner Luftstreitkräfte, alle Radaranlagen und die meisten Flugabwehrraketen-Stellungen.
Noch am Boden werden große Teile der irakischen Kampfflugzeuge zerstört.
Innerhalb kürzester Zeit erringen die alliierten Truppen die Lufthoheit.
Nahezu ungestört können sie Ziele im Irak bombardieren.
Militärische Anlagen ebenso wie zivile Einrichtungen: ...
... Elektrizitätsanlagen, Eisenbahnen und Brücken. Am Ende des Krieges erreicht die Elektrizitätsproduktion gerade mal vier Prozent des Vorkriegsniveaus.
Auch die Trinkwasserversorgung wird in weiten Teilen des Landes gezielt zerstört, worunter besonders die Zivilbevölkerung leiden muss. Das Land sei in ein "vorindustrielles Zeitalter" zurückgebombt, "die meisten Mittel moderner Lebenshaltung zerstört oder geschwächt worden", sagt der UN-Beauftragte und spätere Friedensnobelpreisträger Martti Ahtisaari.
Die Opferzahlen des Krieges sind bis heute umstritten: Schätzungen gehen von bis zu 40.000 zivilen Opfern ...
... und bis zu 75.000 getöteten irakischen Soldaten aus.
Die Briten und Amerikaner verschießen nach eigenen Angaben auch zwischen 100 und 200 Tonnen Uranmunition, Schätzungen zufolge könnte es sogar die zehnfache Menge sein, ...
... was in den folgenden Jahren möglicherweise zu einer stark gestiegenen Zahl schwer missgebildeter Neugeborener im Südirak führt.
Erstmals in dem Krieg sind die Medien wie der Nachrichtensender CNN ganz nahe dabei: Viele Journalisten bleiben während des Krieges in Bagdad, wo sie - nach Tipps vom Militär - dann zur besten Sendezeit die Ankunft der Raketen übertragen.
Auf dem Schlachtfeld selbst ist ihre Lage schwieriger - als Folge aus dem Vietnamkrieg.
Diesmal lassen die Militärs nur "embedded Journalists" zu, um so zu verhindern, dass angeblich sensible Informationen ans Licht der Öffentlichkeit dringen.
Saddam reagiert hilflos auf die Bombardements, seine veraltete Armee ist den Truppen der Allianz hoffnungslos unterlegen. Der irakischen Luftwaffe gelingen während des gesamten Krieges gerade mal zwei Abschüsse von alliierten Flugzeugen, insgesamt töten sie 237 Alliierte bei Kampfhandlungen.
Wohl in der Hoffnung, Israel zu einem Gegenschlag zu provozieren und so die arabisch-westliche Koalition aufzubrechen, feuert Saddam nur Stunden nach den Angriffen auf Bagdad Dutzende Scud-Raketen auf Israel.
Doch Israel hält sich zurück, auch wenn bei den Angriffen insgesamt 13 Menschen sterben.
Nur zwei allerdings fallen direkt den Bomben zum Opfer. Vier ersticken bei der Verwendung von Gasmasken, die übrigen kommen durch Herzinfarkte ums Leben.
Dass es nicht noch mehr Tote gibt, ist vor allem der israelischen Desinformationskampagne zu verdanken. Danach werden in Medien falsche Standorte von Einschlägen gemeldet.
Die Iraker verkürzen daraufhin die Flugstrecken ihrer Raketen, so dass diese außerhalb Israels einschlagen.
Die größte Befürchtung der Alliierten bewahrheitet sich nicht:
So setzt der Irak keine chemischen Waffen ein.
Am 24. Februar 1991 beginnen die USA mit ihrer Bodenoffensive ...
... und dringen tief in irakisches Gebiet ein.
Zwei Tage später ziehen sich die irakischen Truppen offiziell aus Kuwait zurück.
Die Hauptverbindungsstraße zwischen Kuwait und dem Irak wird zum "Highway of Death".
Stundenlang bombardieren die Verbündeten die auf dem Rückzug befindlichen Truppen und die eingeschlossenen Zivilisten, unter ihnen viele palästinensische Kollaborateure.
Zehntausende Soldaten sterben dabei.
Eine Kommission, der auch der ehemalige US-Justizminister Ramsey Clark angehört, wird diese Bombardierungen später als Kriegsverbrechen einstufen.
Auch der US-Enthüllungsjournalist Seymour Hersh veröffentlicht später Berichte über mehrere US-Massaker an irakischen Einheiten, die bereits kapituliert hatten.
Der Irak seinerseits macht seine Drohung wahr ...
... und löst eine Umweltkatastrophe aus, die ihresgleichen sucht.
Beim Abzug setzen irakische Soldaten mehr als 700 der 900 kuwaitischen Ölquellen in Brand ...
... und öffnen die Ventile an den Ölterminals und mehreren Tankern.
Knapp eine Milliarde Liter Röhol ergießen sich in den Golf.
Kurz nach Beginn der Bodeninvasion erklärt US-Präsident Bush am 28. Februar die Waffenruhe, ...
... am 12. April tritt der Waffenstillstand zwischen dem Irak und den alliierten Streitkräften offiziell in Kraft.
Das Wirtschaftsembargo allerdings bleibt weiter bestehen - und es trifft vor allem die Zivilbevölkerung, die unter anderem dringend benötigte Medikamente nicht bekommt.
Laut UN-Menschenrechtskommission wird die "Anzahl der Toten als Folge des Embargos auf eine halbe bis anderthalb Millionen Iraker geschätzt". Viele von ihnen sind Kinder.
Der Krieg hat noch eine andere Folge:
Nach der Niederlage des Saddam-Regimes fühlen sich Schiiten und Kurden im Irak dazu ermutigt, den Aufstand zu wagen.
Sie vertrauen dabei auf Zusagen der US-Regierung, sie zu unterstützen.
Im Norden beginnen im März kurdische Rebellen einen Volksaufstand gegen das Saddam-Regime - bekommen allerdings keine Hilfe durch die USA.
In der Folge schlägt die irakische Armee die Rebellion brutal nieder, Millionen Kurden fliehen daraufhin in die Türkei und den Iran.
Auch ein Aufstand der Schiiten im Süden des Landes gegen das sunnitische Saddam-Regime zeigt keinen Erfolg.
Trotz des verlorenen Krieges bleiben Saddam und seine Clique an der Macht - bis zum dritten Golfkrieg im Jahr 2003.
Erst dann wird der "Kerl, der versuchte, meinen Vater zu töten", wie sich der spätere US-Präsident George Bush Junior einmal ausdrückte, von den USA gestürzt.
Die Folgen dieser Politik erschüttern den Nahen und Mittleren Osten bis heute.