
Ob Mehl, Müsli oder Bonbons: Früher ging man in den Laden und ließ sich genau die Mengen abfüllen, die man haben wollte. Heute kommt die Waage nur noch beim Obst oder an der Frischetheke zum Einsatz.
Seit es Supermärkte gibt, sind die Mengen durch die Verpackungsgrößen vorgegeben. Bis vor einiger Zeit gab es Regeln, die genau vorschrieben, wie viel Milch etwa in einer Milchtüte zu sein hat oder wie schwer eine Tafel Schokolade sein muss. Im April 2009 sind fast alle verbindlichen Mengenvorgaben gefallen.
Das befürchtete Verpackungschaos ist bislang weitgehend ausgeblieben. Milch wird auch weiterhin in Litereinheiten abgegeben und auch bei anderen Standard-Lebensmitteln sind die meisten Hersteller den gewohnten Formaten treu geblieben. Das heißt aber nicht, dass alles in Butter wäre. Denn dort, wo Verbraucher nicht ganz genau wissen, wie viel eigentlich drin ist, haben die Hersteller mehr Spielraum für Verpackungsspielereien.
Die Verbraucherzentrale Hamburg beobachtet schon seit fünf Jahren, wie Hersteller heimlich die Preise erhöhen, indem sie die Verpackungen kleiner machen. Bei manchen Produkten kommt der Trick nun schon zum wiederholten Male zum Einsatz. Hier ein Überblick über die neuesten Fälle.
M&Ms haben mal 1,99 Euro gekostet. Das war 2007. Dann füllte der Hersteller Mars Foods 20 Gramm weniger in die Tüte, der Preis blieb gleich. Inzwischen sind nur noch 285 statt der ursprünglichen 320 Gramm drin - dafür zahlt man jetzt 2,49 Euro. Innerhalb von drei Jahren sind die Schoko-Nüsse gut 40 Prozent teurer geworden.
Schrumpfung auf Raten auch bei Nivea: Die Cremeseife mit Mandelöl wog mal 150 Gramm. Erst wurde sie um 25 Gramm leichter, ohne dass sich am Preis etwas getan hätte. Jetzt ist sie bei zwei Dritteln ihres Ursprungsgewichts angekommen. Immerhin kostet sie zehn Cent weniger. Unter Strich kommt trotzdem eine Preiserhöhung von 31 Prozent heraus.
Um gut 33 Prozent teurer ist die Baby Panthenol-Creme von Penaten geworden. Für 2,99 Euro bekommt man nun nur noch 75 Milliliter, früher waren es 100. Auf Nachfrage führt die Mutterfirma Johnson&Johnson die erhöhten Herstellungskosten ins Feld. Außerdem wolle man durch "harmonisierte Verpackungsgrößen" eine "bessere Orientierung" im Sortiment erreichen. Die Kunden werden's danken.
"Deinem Po zuliebe", lautet das Motto von Hakle. Wer seinem Hinterteil etwas Gutes tun will, muss dafür immer tiefer in die Tasche greifen: Statt früher 70 sind heute nur noch 42 Blättchen in der Packung. Bei gleichem Preis von 1,99 Euro ist die Schachtel fast 67 Prozent teurer geworden.
Auch der Babypo muss sich mit weniger begnügen: Erst machte Pampers die Sensitive Feuchttücher um fünf Prozent kleiner. Inzwischen kriegt man nur noch zwölf statt 15 Tücher. Macht zusammen eine Preiserhöhung um rund 30 Prozent.
Wenn die Chips beim Fernsehabend schneller zuneige gehen als früher, dann liegt das nicht unbedingt an wachsender Gefräßigkeit: Seit 2006 reduziert Pringles kontinuierlich den Inhalt seiner Chips-Röhre. Kamen 2006 noch 200 Gramm in die Dose, rutschte die Füllmenge erst auf 180, dann auf 170 Gramm. Inzwischen ist sie bei 165 angekommen. Dicker geworden ist dabei der Preis: Statt 1,59 Euro kostet der Knabberspaß inzwischen 1,99 Euro.
Iglos Schlemmerfilet á la Bordelaise ist auf den ersten Blick "nur" um 20 Gramm leichter geworden, nämlich von 400 auf 380 Gramm. Dafür sparte Iglo am teuren Fisch, packte einfach mehr Sauce drauf und machte das Ganze um 80 Cent teurer. Das hat viele Schlemmerfilet-Fans auf die Palme gebracht. Nach Verbraucherprotesten ist nun auch wieder die Variante mit 70 statt 52 Prozent Fisch erhältlich.
Mit billigem Füllmaterial kennt man sich auch bei Kaffee Onko aus. Statt 100 Prozent Röstkaffee finden sich jetzt auch acht Prozent Maltrodextrin und vier Prozent Karamell in der Packung. Der Preis ist mit 2,79 Euro gleich geblieben.
150 Gramm Rahmspinat sind einfach zu wenig? Schön, dass Iglo jetzt 20 Gramm mehr in den Karton packt. Schade nur, dass gleichzeitig der Preis gewachsen ist, nämlich von 75 Cent auf 89 Cent. Das entspricht einer Erhöhung von knapp fünf Prozent. Das ist harmlos im Vergleich zu ...
... Palmolive. Die neue Flasche ist nicht nur länger, sondern auch deutlich teurer geworden: Statt 85 Cent kostet sie 1,65 Euro. Da vermisst man den Sinn für Relationen, inhaltlich sind nämlich gerade mal 100 Milliliter dazugekommen. Unterm Strich ist das Spülmittel fast 62 Prozent teurer geworden.
Mehr Inhalt für noch mehr Geld ist eine neue Masche zur Preiserhöhung. Zuvor hatten es die Verbraucherschützer vor allem mit den klassischen Schrumpfungsaktionen zu tun.
So sah die Philadelphia-Packung früher mal aus. Drin waren 200 Gramm.
In der neuen ovalen Packung passt logischerweise nichts mehr in die Ecken. 25 Gramm Frischkäse sind auf der Strecke geblieben. Preiserhöhung: 14,3 Prozent.
Dessertsoße gefällig? Für Naschkatzen eine feine Sache. Mal abgesehen davon, dass im früher verkauften Produkt echte Bourbon-Vanille enthalten war ...
... gibt es jetzt nur noch "Vanille-Geschmack" und statt 340 nur noch 300 Milliliter zum gleichen Preis. Preiserhöhung: 13,3 Prozent.
Der Alldays-Vorteilspack enthielt früher 54 Binden.
Beim neuen Vorteilspack freut sich nur Hersteller Procter & Gamble, denn der Inhalt ist um vier Binden geschrumpft. Preiserhöhung: 7,4 Prozent.
Der Hersteller des Schokoriegels Balisto nutzt die Kundentäuschung sogar noch mit einer weiteren Dreistigkeit: Er wirbt jetzt mit der Kalorienangabe auf der Verpackung. Balisto hat jetzt nur noch 92 kcal.
Früher waren es 103 kcal. Die Kalorien wurden allerdings durch weniger Inhalt reduziert. 37 statt 41 Gramm bedeuten ein versteckte Preiserhöhung von 10,8 Prozent.
Anderer Riegel, gleiche Vorgehensweise.
Aus 10 Riegeln á 25 Gramm ...
... wurden schlappe 6 Riegel á 20 Gramm. Der Preis wurde zwar angepasst, unterm Strich aber um 34,3 Prozent erhöht.
Beim Aachener Pflümli hat Zentis die Verpackung geändert. Aus 225 Gramm ...
... wurden so 200 Gramm. Preiserhöhung: 12,5 Prozent.
Was sich Maggie wohl gedacht hat: Deutschlands Kinder sind sowieso zu dick? Weniger ist mehr? Die Hühnersuppe mit Tierfiguren reichte früher für vier Teller.
Bei gleichem Preis sind jetzt nur noch drei Teller drin. Preiserhöhung: 33 Prozent.
Auch beim Schokoriegel MilkyWay hat der Hersteller Nachsehen gezeigt. 26 Gramm waren einfach eine zu große Kalorienbombe.
21,9 Gramm reichen völlig aus. Da kann man glatt mit unter 100 kcal pro Riegel noch Werbung machen. Der Preis bleibt bei einer so vernünftigen Kalorienreduzierung natürlich unverändert. Versteckte Preiserhöhung: 18,7 Prozent.
Knäckebrot und Diät gehören ja irgendwie zusammen - glauben viele. Das roggen dünn von Wasa hat jedenfalls abgespeckt.
Das müssen Sie erst mal schaffen: 25 Prozent Gewichtsverlust innerhalb von wenigen Tagen. Das wird natürlich mit dem gleichbleibenden Preis belohnt.
Auch wenn man den Drogerien einen harten Preiskampf nachsagt: Versteckte Preiserhöhungen sind auch hier zu finden.
Aus 250 Millilitern machte Schlecker bei optisch gleicher Verpackungsgröße 225 Milliliter. Preiserhöhung beim Glaskeramik-Reiniger: 11,1 Prozent.
Den Preis für Dreistigkeit erhält allerdings die Clearasil Akut Pickel-Creme. Die neue Tube hat bei gleichem Preis gerade mal halb so viel Inhalt wie die alte. Gratulation! (Fotos: Verbraucherzentrale Hamburg, Text: Alexander Klement)