

Es geht einfach nicht: Michael Schumacher wird nicht in die Formel 1 zurückkehren.
Dabei hatte er, wie er beteuert, alles gegeben.
Knapp zwei Wochen hatte er alles dafür getan, um am 24. August beim Großen Preis von Valencia anstelle des verletzten Felipe Massa im Ferrari zu sitzen.
Doch dann musste Schumacher feststellen: Sein Körper macht nicht mit.
Genauer gesagt: Sein Nacken. Bei einem Motorradunfall ...
... im Februar hatte er sich "Brüche im Bereich Kopf und Hals zugezogen", wie er jetzt sagte.
"Ich habe absolut alles versucht, dieses Comeback auf Zeit möglich zu machen ...
... aber zu meinem größten Bedauern klappt es nicht."
Die Schmerzen wirken nach - zumindest so stark, dass die Ärzte nicht glauben, dass Schumachers Nacken den extremen Belastungen in der Formel 1 standhalten könnte.
Aus der Traum.
Schade eigentlich. Aber auch Formel-1-Fans dürften anerkennen: Die Gesundheit geht vor.
Also heißt es für Michael Schumacher: Raus aus dem Rennanzug, ...
... und rein in die Klamotten eines Renn-Frührentners.
Das war die Ankündigung eine kleine Sensation: Michael Schumacher kehrt zurück, hieß es am 29. Juli. Eine Nachricht, die alle Freunde der Formel 1 in Aufregung versetzte.
Er wollte wieder Gas geben. Wahrscheinlich hatte er sich danach gesehnt.
Obwohl er, ganz nach Art des Staatsmannes, sagte: "Ich will nur helfen." Fit genug schien er ja zu sein.
Vorher aber hatte Schumacher, und das ist ihm hoch anzurechnen, Felipe Massa gefragt, ob es in Ordnung sei, wenn er einspringe.
Denn nur weil der Ferrari-Pilot beim Rennen in Budapest schwer verunglückte, ...
... stellte sich überhaupt die Frage nach einem Ersatzmann.
Die gute Nachricht: Felipe Massa geht es inzwischen besser, er ist wieder zu Hause in Brasilien.
Damit, so hofften die Fans, könnte jeder zweite Sonntag wieder zum Feiertag werden. Zumindest für die, die den Formel1-1-Zirkus ohne ihren Michael ein wenig fad fanden.
Bald sollte er wieder im roten Flitzer sitzen.
Seine Frau Corinna wollte auch mit.
Und der Herr links war auch ganz aufgeregt.
Das ist Schumaches Manager Willi Weber. Der Mann, der ...
... noch vor der Comeback-Ankündigung gesagt hatte, es sei ausgeschlossen, dass Michael Schumacher wieder in die Formel 1 einsteige.
Pustekuchen - dachten wir vor zwei Wochen. Jetzt ist wieder alles anders.
Vielleicht wusste Willi Weber mehr als wir.
Also noch einmal: Er kommt nicht zurück.
Daher schauen wir uns die Karriere des größten Motorsportlers aller Zeiten noch einmal an. Und wir erinnern an seinen Abgang vom Formel-1-Zirkus vor fast drei Jahren.
"Bye-bye, Schumi!", hieß es am 22. Oktober 2006 in Sao Paulo.
Es war einmal ... ein kleiner Kart-Fahrer. So fangen ja fast alle Märchen an, aber dieses hier endete sowas von happy! Doch sehen Sie selbst!
So kannte man ihn.
Das war "seine" Pose.
Egal, in welcher Farbe.
Und so kannte sie ihn. Im Arbeitsanzug.
So kannte seine Frau Corinna ihn in den vergangenen drei Jahren - im Freizeitlook.
Und so sah sied ihn fast nur noch, ohne seinen feuerfesten Anzug.
Wir alle mussten uns von Schumi im Arbeitsdress verabschieden.
Corinna hat sich darüber wahrscheinlich gefreut.
Die Fans eher nicht.
Denn Corinnas Mann erfreut sich größter Beliebtheit. Immer noch.
Nicht nur zu Hause.
Sondern in aller Welt.
Auch ganz weit weg.
Bei jung ...
... und alt.
Hach, war dat damals noch schön, werden jetzt viele denken, als der Schumi mit uns am Nürburgring gefeiert hat.
Bei seiner bisherletzten Pressekonferenz als Rennfahrer, vor seinem bisher letzten Rennen in Brasilien 2006, ließ Schumi uns in sein rotes, schnelles Herz schauen: ...
"Mein letztes Rennen. Ich versuche, nicht zu viel daran zu denken. Aber natürlich kommt das ab und zu durch. Da muss ich sagen, das ist schon ein komisches Gefühl."
Und: "Ich versuche, mich so normal wie möglich auf dieses letzte Rennen vorzubereiten."
"Wir haben das klare Ziel, hier Erster und Zweiter zu werden, und die Chancen sind sehr hoch."
"Speziell meinem Chefmechaniker, zu dem ich eine besondere Beziehung habe, würde ich den Titel über alles gönnen."
Schon so lange dabei, doch immer wieder wird auch er überrascht: "In Japan haben wir gesehen, dass in der Formel 1 immer Dinge passieren können, die du einfach nicht beeinflussen kannst."
Begeistert erzählte er: "Die Ingenieure, die Mechaniker tun immer alles für mich."
"Mein Motto kennt ja jeder: Ich kämpfe so lange bis nichts mehr geht und sich nichts mehr dreht."
Für die Zuschauer ein letzter Tipp: "Genießt ganz einfach das letzte Rennen von mir."
Schumi erzählte weiter: "Mein Papa saß mit im Flieger hierher. Es war der längste Flug seines Lebens. Er hat nichts gesagt, aber ich kann mir vorstellen, wie viel Angst er hatte und wie er gezittert hatte."
Der Herr Papa hat nämlich Flugangst, und deswegen weiß Schumi diesen Einsatz ganz besonders zu schätzen: "Es ist schön, dass Papa bei meinem letzten Rennen mit dabei ist."
Das war er ja schließlich auch von Anfang an! "Und überhaupt, es ist angenehm, hier meine Freunde um mich zu haben. Es fällt mir so viel leichter, Abschied zu nehmen."
Über die Zukunft wollte er damals nicht allzu viel grübeln: "Ich weiß wirklich nicht, wie es wird. Aber ich muss es auch nicht wissen. Ich brauche keine Vision für später, ich muss ja jetzt nicht wissen, was kommt. Irgendwas wird schon kommen."
Und ganz nüchtern stellte er fest: "Ferrari war ohne mich, und Ferrari wird ohne mich weitergehen – wie, das wird man erst sehen."
Reflektierend sagte er: "Die Batterien waren schon ab und zu mal leer. Die Arbeit, um an den Wochenenden gewinnen zu können, ist eminent anstrengend."
Er freute sich auch: "Ich will jetzt erst mal Abstand gewinnen."
Und wie? "Auf jeden Fall freue ich mich auf die Sonntage zu Hause. Formel 1 (und mehr) mal im Fernsehen gucken."
Und was noch? "Nur wenn mein Sohn Mick ein Eishockeyspiel hat, dann geht das vor. Dann nehme ich das Rennen auf und gucke es mir später an." Das meinte der brasilianische Journalist, der Schumi die Schildkröte geschenkt hatte, damit er es etwas langsamer angehen lässt, also!
Corinna freute sich bestimmt auf mehr Zeit mit ihrem Michi.
Sie hatte sich schließlich jahrelang immer dezent im Hintergrund gehalten, ...
... war da, wenn er sie brauchte, ...
... kümmerte sich haupsächlich um die Kinder, ...
... die so normal wie möglich aufwachsen sollen. "Meine Kinder werden mit meiner Popularität keine Probleme haben. ...
... Da, wo wir leben, spielt es keine Rolle, wer man ist. Dadurch können meine Kinder ganz normal wachsen. Das ist uns bisher auch sehr gut gelungen."
Die Schumachers - eine ganz normale Familie?
Apropos "da wo wir leben": Das ist ja in der Schweiz, ...
... aber seine alte Heimat, Kerpen, hat auch Ansprüche: Die Stadt wünscht sich von Schumi mehr Engagement. "Aus der Bevölkerung kommen schon kritische Töne zu Schumacher, viele hätten sich mehr soziales Engagement gewünscht", sagte die Kerpener Bürgermeisterin Marlies Sieburg damals.
Der Stadt gehe es schlecht.
Die Bürgermeisterin verwies auf Schumachers Bruder Ralf: "Er investiert in diese Stadt, indem er Grundstücke kauft und Läden baut."
Und da kann der Schumi mal sehen, wo er bleibt: Eine Ehrenbürgerschaft für den in der Schweiz lebenden Sohn der Stadt sei nicht im Gespräch.
Dennoch: "Wir würden uns freuen, wenn Michael Schumacher nach Beendigung seiner Karriere auch noch mal nach Kerpen kommen würde", so die Bürgermeisterin.
Man kann es aber auch nicht allen recht machen: Noch vor seinem Abtritt 2006 wurde bereits darüber spekuliert, ob er bald hinters Steuer zurückkehrt. Jetzt ist es so weit.
Geboren wurde er am 3. Januar 1969 zwar in in Hürth-Hermülheim, aber wir wollen mal nicht kleinlich sein, die paar Kilometer.
Und dann kann er mit seiner Corinna, die er 1995 in Kerpen ehelichte, endlich seinen Hobbies nachgehen: ...
... Fußball, ...
... Rad fahren, ...
... Fitnesstraining.
Er kann es sich leisten, das süße Nichtstun: Sein Gehalt wurde auf 35 Millionen Euro pro Jahr geschätzt, ...
... und auch sonst beeindruckt er uns mit Zahlen: 249 Formel-1-Rennen, ...
... 91 Grand-Prix-Siege, 68 mal in der Pole Position, 1364 WM-Punkte (Foto: mit Gianni Agnelli)
Sein GP-Debüt gab er am 25. August 1991 in Spa/Belgien im Jordan Ford, wenn auch mit einer kleinen Schummelei: Mit einer Pizza in der Jugendherberge und Herzklopfen vor dem ersten Formel-1-Rennen fing am 25. August 1991 alles an.
Als Schumacher im belgischen Spa sein Debüt in der Königsklasse gab, ahnte nur Willi Weber, dass dies die "Geburtsstunde des besten Rennfahrers der Welt" sein sollte.
Manager Weber hatte schon früh das außergewöhnliche Talent des Jungen aus Kerpen erkannt, im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen für dessen Karriere getroffen, ...
... und sich dabei unter anderem einer kleinen "Notlüge" bedient. Den Platz im Jordan-Cockpit als Ersatz für den mit der Justiz in Konflikt geratenen Belgier Bertrand Gachot hatte Schumacher nur bekommen, weil Weber Teambesitzer Eddie Jordan gesagt hatte, ...
... Schumacher sei schon oft in Spa gefahren und kenne die Strecke sehr gut. Das war ein wenig an der Realität vorbei formuliert.
Es war aber auch der Startschuss für eine einzigartige Karriere, in der Schumacher die Geschichtsbücher der Formel 1 komplett umschrieb. Die meisten WM-Titel, die meisten Siege, Punkte, schnellste Runden, Führungskilometer, und, und und ...
Der viermalige Weltmeister Alain Prost, dessen Bestmarke von 51 GP-Siegen Schumacher 2001 - natürlich in Spa - aus den Annalen löschte, hält den Kerpener für "den Besten der Gegenwart", ...
... Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sah in dem Deutschen schon früh den legitimen Nachfolger des 1994 tödlich verunglückten Ayrton Senna: "Er steht über allen anderen."
Für Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der Schumacher nur allzu gern in einem Silberpfeil gesehen hätte, war "Michael die Messlatte".
Privatjet, Luxusyacht und ein millionenschwerer Fuhrpark gehören längst zum ganz normalen Standard des reichsten deutschen Sportlers.
Der Hunde-Narr (Foto: Corinna mit einem Hund, der ihr im Fahrerlager in Brasilien zugelaufen ist) traf so manche Entscheidung, die anderen nur ein Kopfschütteln entlocken konnte: ...
"Mit Benetton habe ich alles erreicht, was man in der Formel 1 erreichen kann. Ich wollte eine neue Herausforderung", begründete Schumacher damals seinen Entschluss, zu Ferrari zu wechseln.
"Michael hätte es sich einfach machen und für Williams oder McLaren fahren können. Doch nur bei Ferrari konnte er zeigen, wie gut er wirklich ist", sagt Weber.
Bei dem italienischen Traditionsteam liest man "Michele" noch immer jeden Wunsch von den Lippen ab, "Schumi" ist der heimliche Herrscher bei Ferrari.
"Das Geld ist gut angelegt, Michael ist jeden Euro wert. Er zahlt den Preis in Siegen zurück, das ist ein fairer Deal", meint Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der Schumacher mit der Formel-1-Rekordgage von 35 Millionen Euro pro Jahr entlohnt.
Trotz des Reichtums bezeichnet sich Multi-Millionär Schumacher als bodenständigen Menschen, der die Wurzeln seiner Herkunft nicht leugnet.
"Geld bedeutet für mich Sicherheit. Ich würde es aber niemals mit beiden Händen aus dem Fenster werfen", meint der Rennfahrer, der Sonderbotschafter der Unesco ist und einen beträchtlichen Teil seines Geldes für den guten Zweck spendet.
Schon als Sechsjähriger sammelte Schumacher auf der heimischen Kartbahn seiner Eltern die ersten motorsportlichen Erfahrungen. Rolf Schumacher erkannte schnell das Talent seines ältesten Sohnes und förderte es. (Foto: Mit Mutter Elisabeth, die 2004 verstarb)
1989 nahm ihn Weber unter Vertrag und investierte in den Geheimtipp. Inzwischen hat sich der Manager, der mit 20 Prozent an sämtlichen Einnahmen beteiligt ist, eine goldene Nase mit ihm verdient.
1991 leuchtete der Stern über Schumachers Bilderbuch-Karriere, als er in das Junioren-Team von Mercedes aufgenommen wurde.
Durch konstant gute Leistungen und eine Mitgift der Schwaben öffnete sich für den damals 22-Jährigen das Tor zur Formel 1. Der Rest ist Geschichte. Der Schumi-Rummel wird dennoch nicht abreißen.
Seine Familie (Foto: Vater Rolf mit Lebensgefährtin Barbara Stahl) wird dafür sorgen, dass der Name Schumacher weiterhin mit PS, Motoren und auch ...
... Sex besetzt sein wird.
Cora Schumacher, die Frau vom kleinen Bruder Ralf, ...
... ist aus einem ganz anderen Holz geschnitzt ...
... als Schwägerin Corinna.
Während die sich, wie bereits erwähnt, eher dezent im Hintergrund aufhielt - nicht minder attraktiv, ...
... jedoch weniger offensichtlich, ...
... will Cora selbst zeigen, was sie hinter dem Lenkrad drauf hat.
Und in der Boxengasse.
Und auf dem Laufsteg.
Aber was reden wir von der Schwägerin. Hier geht es um Autorennen.
Die Zeit des langweiligen Frührentnerlebens ist vorbei.
Michael Schumacher steht nicht länger am Rand und schaut zu.
Es geht wieder ab auf die Piste. Und das ist zumindest eine kleine Sensation.