

Brad Pitt ist in Berlin.
Sie auch.
Er sowieso.
Sie sind sowas wie die drei Musketiere der Neuzeit.
Und in Cannes wirkten sie dieses Jahr, 2009, bereits wie die heilige Dreifaltigkeit, ...
.... doch während Brad Pitt seine Crew bei der London-Premiere im Stich ließ, kam der Hollywoodstar selbstverständlich nach Berlin, seine europäische Lieblingsstadt. Dazu später mehr.
Auf dem roten Teppich vor dem Theater am Potsdamer Platz und bei der Pressekonferenz außerdem: Til Schweiger, Daniel Brühl und August Diehl (v.r.n.l.)
Und natürlich Christoph Waltz.
Der Österreicher erhielt für seine Rolle in der Weltkriegs-Farce als schlauer, gemeingefährlicher Nazi bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes den Preis als bester Hauptdarsteller.
Und er hat eine ziemlich feste, eher ungewöhnliche Meinung über diese Zeit und die Filme darüber: "Ich halte es nicht für die Aufgabe des Kinos, didaktisch zu wirken - speziell was Geschichte betrifft, und noch einmal spezieller, was diesen Teil der Geschichte betrifft, die von uns handelt", so Waltz in einem Pressegespräch.
"Ich halte es nachgerade für verantwortungslos und frevelhaft, Filme zu machen, die den Anschein erwecken sollen, von der Wahrheit zu handeln. ...
... Ich halte das für eine Bestätigung der Selbstgerechtigkeit, die einen wirklichen Umgang und eine wirkliche Aufarbeitung, die nach wie vor unerlässlich ist, verhindert."
Solche Filme seien lediglich ein "Marketing-Gag", kritisierte Waltz.
Als solchen will sich Tarantinos neuestes Werk sicher nicht verstanden wissen. Seine Nazi-Widerstands-Geschichte erzählt von einem Trupp amerikanisch-jüdischer Soldaten.
Angeführt von Brad Pitt ziehen sie durch die Gegend, um Nazis zu töten und deren Skalps zu sammeln.
Auf der anderen Seite steht ein junger deutscher "Kriegsheld": Frederick Zoller (Daniel Brühl). Im besetzten Paris, ...
... verliebt er sich in eine hübsche Kinobesitzerin (Mélanie Laurent).
Ein Propagandafilm über seine Großtaten soll ausgerechnet in ihrem Kino Premiere haben.
Keiner der Nazigrößen jedoch ahnt, dass die junge Frau Jüdin ist und ihre Familie getötet wurde.
Sowohl die Soldaten-"Basterds" als auch die Frau mit dem Kino planen für den Premierenabend ein Attentat auf Hitler.
Tarantinos Werk entstand zu großen Teilen in den Filmstudios Potsdam-Babelsberg.
Begonnen haben sie in der Sächsischen Schweiz. Gedreht wurde viel in Görlitz.
Dort hat nun Quentin Tarantino, laut "Welt", zusammen mit Brad Pitt den Zweiten Weltkrieg neu erfunden – und dichtet sein Ende einfach mal um.
Vor allem aber sind die "Basterds" auf Skalp-Jagd.
Ihr Anführer ist Aldo Raine (Brad Pitt). Eine Narbe schlängelt sich um seinen Hals, eine Brandwunde, als sei ein Seil bei einem überlebten Mord-Versuch um seinen Hals geschlungen worden. Zu Beginn erläutert er den Männern seiner Sondereinsatztruppe die Mission: ...
"Wir werden über Frankreich abspringen, und dort werden wir eine einzige Sache machen, nämlich Nazis umbringen!"
Aldo Raine ist natürlich ähnlich cool wie der wahre Pitt, und deswegen sagt er auch, Zitat: "Wir sind im Nazi-Geschäft - und das Geschäft boomt!"
"Jeder einzelne Mann unter meinem Kommando schuldet mir 100 Nazi-Skalpe. Und ich will meine Skalpe. Jeder wird mir 100 Nazi-Skalpe bringen, von den Schädeln toter Nazis .... oder ihr werdet sterben."
Unter den "Basterds" (absichtlich mit "e" und nicht mit "a"!), die Leutnant Raine rekrutiert, befinden sich auch zwei Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland, ...
... ein gewisser Corporal Wilhelm Wicki - Tarantino entschied sich für Gedeon Burkhard (den er mal auf einer WG-Couch kennenlernte) - ...
.... sowie Sergeant Hugo Stiglitz (Til Schweiger), ein leicht irrer Unteroffizier. Er darf so Sachen sagen wie: "Sag'deinen Eiern auf Wiedersehen." Huaahh!
Martin Wuttke, den wir eher im "Tatort" vermuten, darf in dieser Produktion den Hitler geben.
Es wird gemunkelt, dass Tarantino sich am Set besonders über Wuttke und seine Art der Darstellung von Adolf Hitler, auch außerhalb des Drehbuchs, schlapp gelacht haben soll.
Und dann ist da ja noch Diane.
Diane Kruger.
Papas absoluter Liebling.
Sie spielt ganz aristokratisch die Rolle der Bridget von Hammersmark: Ufa-Star und Liebling des Filmministers Joseph Goebbels, ...
... andererseits heimliche Verbündete der Basterds.
Vielleicht ist dies die vielschichtigste Rolle des ganzen Films.
Und sie bekommt vom Regisseur, der ein Allwissender der deutschen Kino-Geschichte zu sein scheint, die schönsten Sätze auf den zarten Leib geschrieben.
Tarantino ist in seinem Element: Wie wir es aus seinen Brachial-Werken "Kill Bill" oder "Pulp Fiction" gewöhnt sind, ist das kein Film, der mit zarter Hand skizziert.
Bei Tarantino kracht und poltert es, die Dialoge sind spitzzüngig, die Blicke messerscharf und die Action gewaltig.
Ein Mix aus Pop, Film, Video-Clip, Musik, Comic und Buch. Tarantino eben.
Der 46-Jährige fühlt sich mittlerweile in Berlin und Umgebung ganz zu Hause.
"In den USA habe ich keine eigene Kneipe und keine eigene Straße", meinte er lachend.
Am Vorabend war auf dem traditionsreichen Babelsberger Studiogelände eine Straße nach ihm benannt worden - die einzige Straße, der dort eine lebende Person ihren Namen leiht.
Später feierte Tarantino mit seinem Filmteam in der Bar "Tarantino's" in Berlin-Mitte. "Dem Barkeeper klappte die Kinnlade runter und ihm fiel der Drink fast aus der Hand, als Tarantino reinkam", erzählt Brühl.
Von Brad Pitt schwärmen übrigens alle, nicht nur die Frauen: Obwohl Pitt so ein "Megastar" ist, sei der Schauspieler ganz unkompliziert im Umgang, begeistert sich Daniel Brühl.
"Wenn er merkt, dass sein Gegenüber ein bisschen aufgeregt ist - so wie ich es war - dann schaut er auch mal weg und schafft es durch seine Art, einem nach zwei, drei Minuten die Aufregung zu nehmen. Das fand ich echt beeindruckend."
Selten hat man wohl so eine entspannte Filmcrew erlebt. Tarantino kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr hinaus.
"Wir haben gefeiert bei den Dreharbeiten - wie eine große Familie."
Auch Diane Kruger schwärmt: "Es ist toll, mit einer Truppe durch die Welt zu ziehen, und überall Spaß und Erfolg zu haben."
Und was wird das deutsche Publikum sagen?
Immerhin ist es ihre Vergangenheit, um die es geht.
Lawrence Bender, der zusammen mit dem Studio Babelsberg den Film produziert, muss darüber nicht lange nachdenken und erzählt dem "Stern": "Ich frage mich schon, wie wohl die Deutschen auf den Film reagieren werden, einen Punk-Rock-Heavy Metal-Kriegsfilm, wie man ihn noch nie gesehen hat."
Und weiter: "Mein Instinkt sagt mir aber: Sie werden ihn lieben. Manchmal braucht es eben einen Ausländer, um die eigene Geschichte mit anderen Augen zu sehen."
Die Premiere war denn auch voll bis auf den letzten Platz, trotz Ferienzeit.
Keiner wollte sich das Spektakel entgehen lassen: Otto Sander und Monika Hansen, ...
... Filmproduzent Bernd Eichinger und seine Frau Katja Hofmann, ...
... Berlins Lieblingspaar Anna Loos und Jan Josef Liefers, ...
... Graf Faber-Castell und seine Gattin Mariella, ...
... und die baldigen Eltern Tom Tykwer und Freundin Marie Steinmann.
Christoph Waltz und Quentin Tarantino lassen sich feiern.
Diane Kruger hat offensichtlich was Witziges Deutsches gehört - Brad lächelt etwas irritiert.
Begeistert ist er auch von seiner französischen Kollegin Mélanie Laurent, die vom Publikum bejubelt wird.
Bettina Zimmermann und ihr Freund haben sich den Abend extra freigenommen.
Und die Katjas (von Garnier und Riemann) freuen sich schon auf die Party danach, ...
... wenn sie Glück haben, lässt man sie auch hinein, Mutter und Tochter Thalbach.
Berlinale-Chef Dieter Kosslick freut sich über den Wirbel, den Tarantino in "seiner" Stadt macht.
Und der Nachwuchs vertritt die Alten: Oskar Lauterbach, Sohn von Heiner und Katja Flint, bringt seine Freundin mit.
Seltener Auftritt: Christoph Schlingensief scheint sich zu amüsieren.
Witali Klitschko hat schon öfter Blut gesehen, da kann ihm so ein Skalp in Brad Pitts Hand nicht viel ausmachen ...
Christian Berkel gehört zu den glücklichen deutschen Schauspielern, die mitspielen durften.
Das hier ist Xenia Seeberg, die Frau von Sven Martinek. Dann kann er ja nicht weit sein.
Oops, da ist er ja auch schon, ganz verwegen mit Augenklappe und Simone Thomalla, seiner Ex. Was läuft denn da?
Brad Pitt hat sich übrigens einen Stylisten mitgebracht, der ihm seinen schicken Tom-Ford-Anzug auf den Adonis-Körper gezogen hat.
August Diehl und Daniel Brühl wirken direkt ein wenig überfordert ob der Menschenmassen, die da Autogramme haben wollen.
Altmeister Pitt wuppt das mit links.
Quentin Tarantino jedenfalls war glücklich, den ganzen Abend über verteilte er Küsschen. An seinen geschätzten Hauptdarsteller, ...
... an Mélanie ...
... oder an Neu-Darling Jana Pallaske.
TV-Köchin Sarah Wiener brachte Peter Lohmeyer mit, die leider keine Zeit mehr hatten, sich was anderes anzuziehen, ...
... um sich das ausgewanderte Fräulein Kruger mal etwas näher anzusehen. Die hatte sich - naturellement - etwas Neues angezogen, das sie tags zuvor in der Berliner Edel-Boutique "The Corner" erstanden hatte.
Til Schweiger wirkte irgendwie desorientiert, die ganzen Mädels wollten nichts von ihm, ...
... auch keine Küsschen, sie wollten alle nur Mr. Pitt.
Tarantino hat eine Lieblingsberlinerin: Die Burlesquetänzerin Tallulah Freeway. Wen wundert das?
Michael Michalsky, seines Zeichens Berliner Edel-Schneider, mit Seriendarstellerin Nadine Warmuth.
Caroline Beil schaffte es gerade noch vor der Geburt ihres Babys ins Kino.
Also, am 20. August 2009 geht's los, ...
... und bis dahin kann Berlin ja mal ...
... ein bisschen in Sommerschlaf verfallen.