Panorama

UCI Deutschland verschärft Kontrollen Amokläufer schweigt vor Gericht

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Der Amokläufer von Aurora wird einem Richter vorgeführt - und schweigt eisern. US-Medien zufolge ist die Todesstrafe möglich. Die Tat des 24-Jährigen sorgt in Deutschland für Verunsicherung. UCI-Kinowelt verschärft seine Sicherheitsvorkehrungen. Das Massaker hätte offenbar noch blutiger ausfallen können - was streikende Technik jedoch verhinderte.

Der Amokläufer von Aurora ist erstmals einem Richter vorgeführt worden. Der 24-jährige Student James Holmes erschien in Centennial bei Denver im US-Bundesstaat Colorado mit rotgefärbten Haaren im Gerichtssaal und folgte regungslos der Anhörung. Der junge Mann hatte sichtlich Mühe, seine Augen offen zu halten. Er verweigerte jegliche Aussage und ließ seinen Pflichtanwalt für sich sprechen. Der Richter verfügte, dass er in Untersuchungshaft bleiben muss.

Tausende US-Amerikaner trauern um die Opfer.

Tausende US-Amerikaner trauern um die Opfer.

(Foto: AP)

Holmes wird vorgeworfen, in der Nacht zum Freitag bei einer Kino-Premiere zum neuen "Batman"-Film in Aurora zwölf Menschen erschossen und 58 weitere verletzt zu haben. Angaben der Polizei zufolge bereitete er die Tat wochenlang vor und erwarb dazu legal mehrere Waffen und tausende Schuss Munition.

Richter William Sylvester legte den kommenden Montag als Termin für die Anklageerhebung gegen Holmes fest. US-Medienberichten zufolge könnte dem Studenten bei einer Verurteilung wegen Mordes die Todesstrafe drohen. Seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 wurde in Colorado allerdings nur ein Straftäter hingerichtet.

UCI verschärft Kontrollen

In Deutschland verschärfte unterdessen der Bochumer Kinobetreiber UCI-Kinowelt seine Sicherheitsvorkehrungen bei der deutschlandweiten Premiere des Batman-Films "The Dark Knight Rises". So gebe es etwa verstärkte Kontrollen beim Einlass und in den Kinosälen, sagte ein Sprecher. "Wir bitten die Besucher zudem, auf Verkleidungen zu verzichten." Die Tat in den USA habe schockiert und betroffen gemacht.

Bei den Premieren in mehr als 4000 Kinos in den USA, Spanien und England am Wochenende sei es zu keinerlei Problemen gekommen. "Es ist davon auszugehen, dass es sich um die Tat eines psychisch gestörten Einzeltäters handelt", sagte der Sprecher.

Die Konkurrenz verzichtet darum auch auf vergleichbare Maßnahmen. Da es bislang keine weitergehenden Informationen zu den Hintergründen der Tat gebe, sehe das Unternehmen keinen Anlass dafür, sagte etwa Cinestar-Geschäftsführer Oliver Fock.

Dagegen wird Cinemaxx seine Sicherheitskräfte anweisen, in den Filmtheatern präsenter zu sein. "Unsere Sicherheitsmitarbeiter, die normalerweise vom Publikum nicht wahrgenommen werden, werden in diesen Tagen sichtbarer im Foyer der Kinos auftreten", sagte ein Sprecher des Unternehmens.

Ladehemmung verhinderte Schlimmeres

Neueste Ermittlungsergebnisse zu dem Blutbad im US-Bundesstaat Colorado, bei dem ein Amokläufer zwölf Menschen in einem Kino tötete, haben derweil ergeben,  dass der Anschlag noch schlimmer hätte ausfallen können. Wie die Zeitung "Washington Post" berichtete, hatte ein Sturmgewehr des Täters eine Ladehemmung.

Es hätten noch mehr Kreuze sein können.

Es hätten noch mehr Kreuze sein können.

(Foto: AP)

Es handele sich dabei um eine halbautomatische Waffe, die 50 bis 60 Schüsse pro Minute abfeuern könne, berichtete das Blatt unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Informanten aus der Justiz. Der verdächtige James Holmes hatte nach Angaben der Polizei bei seinem Angriff am Freitag zudem ein Jagdgewehr und eine Pistole benutzt. Homes feuerte in einer Kinovorstellung wahllos ins Publikum. 12 Menschen starben, 58 wurden verletzt.

Außerdem schrieb das Blatt, dass es dem mutmaßlichen Todesschützen nach seinem Amoklauf möglicherweise beinahe gelungen wäre, zu entkommen. Er habe versucht, sich als Polizist einer Sondereinheit in zivil auszugeben.

Holmes hatte zudem seine Wohnung mit tödlichen Sprengfallen abgesichert. Nachdem sie entschärft waren, beschlagnahmte die Polizei einen Computer. Berichte des Fernsehsenders CNN, denenzufolge auch eine Batman-Maske gefunden wurde, bestätigte sie nicht.

Holmes wollte Waffenklub beitreten

Holmes hat offenbar wenige Wochen vor der Tat versucht, einem privaten Waffenklub beizutreten. Der 24-Jährige sei aber nicht aufgenommen worden, da er dem Besitzer merkwürdig vorgekommen sei, berichtete der erzkonservative Sender Fox News auf seiner Internetseite. Nachdem die Bewerbung von Holmes am 25. Juni eingegangen sei, habe er bei dem 24-Jährigen angerufen, berichtete der Besitzer der Clubs Lead Valley Range in Aurora, Glenn Rotkovich. Er habe aber nur den Anrufbeantworter mit einer "bizarren und unheimlichen" Nachricht erreicht.

Holmes habe darauf zudem sehr "merkwürdig" gesprochen, sei aber nicht betrunken gewesen, sagte Rotkovich. In seinem Bewerbungsbogen gab er Fox News zufolge an, dass er nicht wegen häuslicher Gewalt vorbestraft sei, auch sonst keine Vorstrafen habe oder zu erwarten seien, er keine illegalen Drogen nehme und ihm der Besitz von Waffen nicht verboten sei.

Nach Angaben der Behörden bleibt Holmes zu seinem eigenen Schutz derzeit in Einzelhaft. Sein Motiv ist nach wie vor unklar.

Obama spricht Opfer-Familien Mut zu

Präsident Obama spricht zu den Familien der Opfer.

Präsident Obama spricht zu den Familien der Opfer.

(Foto: AP)

US-Präsident Barack Obama sprach indes mit Verletzten des Massakers. Zugleich traf er mit Angehörigen der Todesopfer zusammen und sprach ihnen Mut zu. "Selbst in den dunkelsten Tagen geht das Leben weiter", sagte Obama in einer kurzen, aber bewegenden Rede in Aurora.

"Ich hatte die Gelegenheit, einige Umarmungen zu schenken und Tränen zu vergießen", sagte Obama am nach dem Besuch im Universitätskrankenhaus der Stadt. Die USA und die ganze Welt würden an die Opfer dieser "bösen Tat" denken. Eindringlich lobte er den Mut und den Einsatz derjenigen, die den Verletzten während des Blutbads geholfen haben.

Tausende Menschen gedachten vor dem Rathaus von Aurora den Opfern des 24-jährigen Studenten. Das jüngste von ihnen war ein sechsjähriges Mädchen, dessen Mutter schwer verwundet wurde. "Unsere Herzen sind gebrochen, nicht aber unsere Gemeinschaft", sagte Bürgermeister Steve Hogan. Colorados Gouverneur John Hickenlooper weigerte sich, den Namen des Täters zu nennen. Er sprach lediglich von dem "Verdächtigen A", was die Menge mit Applaus quittierte.

Der mutmaßliche Amokläufer soll nun einem Richter vorgeführt werden. Nach Angaben der Polizei bereitete er die Tat wochenlang vor und erwarb dazu legal mehrere Waffen und tausende Schuss Munition. Das Blutbad sorgte in den USA für Entsetzen und entfachte die Debatte über schärfere Waffengesetze.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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