Einsamer PsychopathAnklage gegen Hasan
Der Todesschütze von Fort Hood ist eine Woche nach dem Amoklauf wegen 13-fachen vorsätzlichen Mordes angeklagt worden.
Nidal Malik Hasan soll vor ein Militärgericht gestellt werden, teilte ein militärischer Ermittlungsbeamter auf dem texanischen Stützpunkt mit. Der arabischstämmige Muslim hatte auf dem Stützpunkt im Bundesstaat Texas in der vergangenen Woche 13 Menschen erschossen und 42 weitere verletzt. Hasan liegt weiter in einer Klinik und stand US-Medien zufolge unter starken Beruhigungsmitteln.
Kein zweites Fort Hood
Unterdessen hat US-Präsident Barack Obama Ermittlungen zu möglichen Versäumnissen der Behörden im Umgang mit Hasan angeordnet. Der Präsident wies das Verteidigungsministerium, die Geheimdienste und die Bundespolizei FBI an, alle vorliegenden Unterlagen und Erkenntnisse über den mutmaßlichen Täter zusammenzutragen. Ziel sei es festzustellen, ob die Informationen vor der Tat bearbeitet und weitergegeben wurden und ob sie angemessenes Handeln von staatlicher Seite nach sich zogen.
Das FBI hatte zu Wochenbeginn eingeräumt, US-Geheimdienste hatten bereits im vergangenen Jahr zahlreiche E-Mails des US-Militärpsychiaters an einen radikalen islamischen Prediger im Jemen abgefangen, den Major aber nach einer Überprüfung als harmlos eingestuft. Nicht geklärt ist die Frage, inwieweit dies als Alarmzeichen hätte gewertet werden müssen.
Obama wies die Dienste in seinem auf den 6. November datierten Memorandum an, bis Monatsende erste Ergebnisse der Untersuchung vorzulegen. Dies gelte auch für "jegliche Empfehlungen in Hinblick auf Verbesserungen der Abläufe und der Praktiken" im Umgang mit derartigen Erkenntnissen über Armeemitglieder, heißt es in der Anordnung des Präsidenten.
Eher ein Massenmörder
Noch immer gab es weiter Rätselraten über das Motiv des 39 Jahre alten Majors. Hasan sei allem Anschein nach ein in Beziehungsdingen glückloser Einzelgänger, dessen Profil eher einem Massenmörder ähnele als einem Terroristen, sagte Kriminologe Pat Brown dem US-Fernsehsender CNN. In den vergangenen Tagen war der Verdacht laut geworden, religiöse Verblendung habe möglicherweise zu der Bluttat geführt.
Brown hält hingegen persönliche Probleme für wahrscheinlicher. "Er ist einfach ein einsamer Typ, der Schwierigkeiten hat und psychopathisches Verhalten an den Tag legte", sagte der Kriminologe. "Das ist dann zu einem Punkt ausgeufert, dass er sich an der Gesellschaft rächen wollte und es an seinen Kollegen ausließ, wie es häufig geschieht."
Noch mehr Fragezeichen
Inzwischen wachsen auch Zweifel an der Geschichte der als Heldin gefeierten Polizistin. Kurz nach dem Blutbad war breit berichtet worden, die 34-jährige Beamtin Kimberly Denise Munley habe den Amokläufer trotz eigener Verletzung niedergeschossen und so weiteres Morden verhindert. Ein Augenzeuge sagte der "New York Times" nun, der Todesschütze sei in Wahrheit von einem anderen Polizisten niedergestreckt worden.
Den neuen Angaben zufolge hatte Hasan während seines Amoklaufs die zierliche Polizistin zuerst angeschossen. Während er danach das Magazin seiner Pistole wechselte, habe der zivile Polizist Mark Todd das Feuer auf Hasan eröffnet und ihn dadurch gestoppt. Unklar sei zunächst, weshalb die Behörden die Rolle Munleys hervorhoben und den Einsatz Todds verschleierten, schreibt die Zeitung.