Verstrahlt in FukushimaArbeiter nicht medizinisch betreut
30 Arbeiter werden bisher im AKW Fukushima 1 verstrahlt. Medizinisch betreut werden sie laut einem Agenturbericht aber erst seit Mai. Die Untersuchungen sollten ursprünglich erst nach Ende der Krise erfolgen. Derweil lassen Filter in Reaktor 1 die Radioaktivität sinken. Zuvor hatten Arbeiter erstmals seit Erdbeben und Tsunami das Gebäude betreten.
Immer neue Pannen, aber auch kleine Erfolge beim Krisenmanagement in Fukushima: Erst jetzt im Mai wurde damit begonnen, die etwa 800 Arbeiter, die in dem havarierten Atomkraftwerk in Japan eingesetzt werden, regelmäßig medizinisch zu untersuchen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf den Betreiberkonzern Tepco. In Tokio protestierten unterdessen Tausende gegen Atomkraft.
Als Grund für die späte Untersuchung der rund 800 Arbeiter wurde eine Anordnung des Gesundheitsministeriums genannt, in der zunächst Untersuchungen erst nach Ende der Krise verlangt wurden - offensichtlich in der Erwartung, sie dauere nicht so lange.
Von den hunderten Arbeitern, die seit dem Erdbeben und dem Tsunami am 11. März in der Atomruine zum Einsatz kamen, seien 30 einer Strahlendosis von mehr als 100 Millisievert ausgesetzt gewesen, hieß es. Auch sie wurden demnach im Mai zum ersten Mal untersucht. Die gesetzliche Höchstdosis für Menschen, die beruflich radioaktiver Strahlung ausgesetzt sind, liegt in Deutschland bei 20 Millisievert pro Jahr und bei 400 Millisievert für das gesamte Leben (Berufslebensdosis).
Filter lassen Radioaktivität sinken
Einen Erfolg konnte Tepco indes aus dem hoch verstrahlten Reaktor 1 von Fukushima Eins vermelden: Dort sinkt angeblich die Radioaktivität, nachdem dort erstmals seit der Katastrophe Arbeiter eingesetzt wurden, die Filter einbauten. Die Nachrichtenagentur Jiji Press berichtete, in Reaktor 1 seien die Strahlenwerte seit Freitagmittag kontinuierlich zurückgegangen. Genauere Angaben wurden zunächst nicht gemacht.
Die Arbeiter hatten den Reaktor am Donnerstag erstmals nach dem Beben betreten. Ausgestattet mit Schutzmasken und Spezialanzügen bauten die Arbeiter Filter gegen die Radioaktivität in der Luft ein. Mit den Filtern soll die radioaktive Belastung im Gebäude so weit gesenkt werden, dass längere Einsätze auch am Kühlsystem möglich sind.
"Atomkraft ist veraltet"
Der Betreiber Tepco (Tokyo Electric Power Company) hatte Mitte April einen Zeitplan für die Arbeiten veröffentlicht. Das Unternehmen hofft, die Reaktoren innerhalb von drei Monaten wieder zuverlässig kühlen zu können und in neun Monaten wieder die volle Kontrolle über die Anlage zu haben.
In Tokio gingen erneut tausende Menschen gegen die Nutzung der Atomenergie auf die Straße gegangen. Die Demonstranten forderten eine Wende in der Energiepolitik. "Atomkraft ist veraltet", stand auf vielen Plakaten. Der Inselstaat, der kaum über Rohstoffe verfügt, deckt bisher ein Drittel seines Energiebedarfs mit Atomkraft. Die Regierung will angesichts der schwersten Atomkatastrophe seit Tschernobyl nun zwar ihre Energiepolitik überarbeiten. Allerdings hält sie grundsätzlich an der Kernenergie fest.
Hamaoka-Betreiber zögert
Über die Zukunft des erdbebengefährdeten Atomkraftwerks Hamaoka, das Japans Regierung schnell stilllegen möchte, wird unterdessen erst später entschieden. Der Betreiber Chubu Electric Power habe seine Entscheidung auf mindestens Sonntag verschoben, berichtete Kyodo. Das Kraftwerk liegt in Zentraljapan nahe der 36.000-Einwohner-Stadt Omaezaki am Pazifik, nur 170 Kilometer südwestlich von Tokio.
Ministerpräsident Naoto Kan hatte den Betreiber am Freitag dazu aufgefordert, die Reaktoren 3 bis 5 der Anlage nicht weiter zu nutzen. Die Gefahr einer Katastrophe sei bei dem Kernkraftwerk zu groß. Die Reaktoren 1 und 2 hat der Konzern bereits stillgelegt. Laut einer Studie im Auftrag der Regierung ist ein Beben der Stärke 8 in Zentraljapan in den nächsten 30 Jahren sehr wahrscheinlich und liegt bei 87 Prozent, wie Kyodo meldete.