Panorama

Sarah Klier Das letzte Kind der DDR

Zwei Minuten haben Sarah Klier einen Titel für die Ewigkeit beschert. Sie erblickte am 2. Oktober 1990 in Leipzig das Licht der Welt - zwei Minuten vor Mitternacht.

Foto mit dem Titel "Der letzte Schrei der DDR", das kurz nach der Geburt aufgenommen wurde.

Foto mit dem Titel "Der letzte Schrei der DDR", das kurz nach der Geburt aufgenommen wurde.

(Foto: dpa)

Damit ist Klier "das letzte Kind der DDR". "Eigentlich lebt es sich damit ganz normal - außer dass bei mir jährlich Fotografen und Fernsehkameras auftauchen", sagt die 18-Jährige.

Klier lebt mit ihrer Mutter in Borsdorf bei Leipzig. Ihren ganz speziellen Titel nimmt sie mit Humor. "Im Alltag ist das eigentlich überhaupt kein Thema", erzählt die blonde junge Frau. "Man lacht mal drüber. Manchmal gibt es kleine Kommentare von Freunden - aber eigentlich ist es auch ausgeleiert."

Berühmt wurde der "letzte Schrei der DDR" gleich nach der Geburt. "Eine Fotografin war damals im Krankenhaus und wollte eigentlich das erste Einheits-Baby fotografieren", berichtet Klier. Sarah hatte es aber ein bisschen zu eilig. "Da hat eine Hebamme zu der Fotografin gesagt: "Nehmen Sie doch das letzte DDR-Kind. Das ist doch auch was.""

Mutter Evelin hob Zeitungsausschnitte auf.

Mutter Evelin hob Zeitungsausschnitte auf.

(Foto: dpa)

"Die Fotos gingen um die halbe Welt", erzählt Klier. Von überall her habe ihre Familie danach Post bekommen, "aus Frankreich, aus Afrika". Die Erinnerungsstücke haben die Kliers in einem Album aufbewahrt. "Wenn Besuch kommt, blättern wir manchmal darin."

"Am nächsten Tag immer frei"

Dass sie von Neugierigen auch oft aufgefordert wird, mal was von der DDR zu erzählen, macht Klier allerdings etwas ratlos. "Ich bin in Deutschland aufgewachsen", sagt sie. "Natürlich habe ich in Geschichte was gelernt, und ich kenne das, was meine Mutti oder Bekannte erzählen. Aber ich persönlich verbinde nichts mit der DDR." Auch mit den ewigen Wessi-Ossi-Vorurteilen kann sie nichts anfangen: "Für mich gibt es nur ganz Deutschland."

Sie sei auch nicht bis aufs Äußerste mit ihrer sächsischen Heimat verbunden. "Heutzutage muss man flexibel sein. Ich bin's sowieso, weltoffen", sagt sie. Derzeit wartet sie auf einen Studienplatz in Tourismusmanagement. Ihr Abi-Schnitt von 2,6 reichte nicht ganz, um einen der Numerus-clausus-Plätze sofort zu ergattern. "Jetzt mache ich erstmal ein Auslandspraktikum in der Dominikanischen Republik." Vorher feiert sie am 2. Oktober aber noch ihren 19. Geburtstag. Dem Datum kann Klier ganz unabhängig vom Titel des letzten DDR-Kindes noch eine sehr positive Seite abgewinnen: "Man hat am nächsten Tag immer frei."

Quelle: ntv.de, Birgit Zimmermann, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen