Panorama

Wiedereröffnung vor 25 JahrenDie "dritte Semperoper" feiert

13.02.2010, 14:06 Uhr
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Die Dresdner Semperoper im Abendlicht. (Foto: dpa)

Der Wiederaufbau der Dresdner Semperoper kostet die DDR 225 Millionen Mark. Die erste Oper ging am 13. Februar 1985 über die Bühne. Auf eine Szene alllerdings wurde verzichtet.

Manche sehen in ihr Deutschlands schönste Brauerei, die meisten einen Musentempel vom Feinsten. Auf jeden Fall ist die Semperoper in Dresden ein kleines Wunder. Dass die finanziell stets klamme DDR das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Opernhaus wieder aufbaute, ist heute wenigen bewusst. Hanns Matz, langjähriger künstlerischer Betriebsdirektor und zweimaliger Interimsintendant der Staatsoper, sieht in der Hartnäckigkeit der Dresdner den Grundstein. "Seit Jahren verging kein Gespräch mit dem Publikum, in dem die Rede nicht irgendwann auf die Semperoper kam. Sie wirkte wie ein Ventil."

Am 13.2. feiert das Opernhaus den 25. Geburtstag seiner Wiedereröffnung. Selbst viele Deutsche, die noch nie hier waren, kennen es. Die Werbekampagne einer Brauerei hat den Prachtbau von Architekt Gottfried Semper (1803-1879) zum Allgemeinwissen erhoben. Intendant Gerd Uecker sieht das zwiespältig. "Einerseits war das ein medialer Glücksfall. Keine Oper Deutschlands ist so bekannt wie die Semperoper. Allerdings hat sich der Begriff abgekoppelt von unserem Produkt." Aber auch in anderer Hinsicht gibt es Aufklärungsbedarf: Viele Touristen aus dem Westen glauben immer noch, der Wiederaufbau der Semperoper wäre nach der Wende per Solizuschlag erfolgt.

Es flossen 225 Millionen DDR-Mark

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Der Intendant der Semperoper, Gerd Uecker, sitzt auf dem Geländer der Königsloge. (Foto: dpa)

Tatsache ist: Bis zum Finale am 13. Februar 1985 flossen rund 225 Millionen DDR-Mark in den Bau. Weiteres Geld kam Werkstätten und drei Neubauten hinter der Oper zugute. Der weitgehend originalgetreue Wiederaufbau wurde auch für die beteiligten Gewerke zur Herzenssache. Wie viele unbezahlte Überstunden in den Bau flossen, ist unbekannt. Heute ist von der "dritten Semperoper" die Rede. Das erste Königliche Hoftheater Sempers war 1841 an gleicher Stelle eingeweiht worden und brannte 1869 aus. Das zweite Opernhaus von 1878 im Stil der Neorenaissance mit barocken Elementen fiel bei der Zerstörung Dresden am 13./14. Februar 1945 in Schutt und Asche.

Keine Lust auf die DDR-Nationalhymne

Genau 40 Jahre später wurde es nach achtjährigem Wiederaufbau eingeweiht - mit Webers "Freischütz" in der Regie von Joachim Herz. Politiker aus Ost und West saßen vereint und doch getrennt im Saal. Die Königsloge blieb der DDR-Staatsführung vorbehalten. Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) lauschte im Rang. Dennoch herrschte Harmonie. Misstöne im Vorfeld waren verklungen. Dirigent Wolf-Dieter Hauschild soll zunächst wenig Neigung verspürt haben, mit der Staatskapelle Dresden die DDR-Nationalhymne zu spielen. Man fügte sich. Aus Sicherheitsbedenken sollte die Szene, in der Max mit seiner Flinte ins Publikum zielt, wegfallen. Herz setzte das aber durch.

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Der Abguss einer Maske aus dem Foyer, die in einer Sonderausstellung (noch bis zum 9. Juli 2010) zu sehen ist. (Foto: dpa)

In den ersten Jahren blieb das Repertoire vergleichsweise schmal. "Wir hatten nur wenige italienische Opern auf dem Spielplan, uns fehlten Devisen für die Bezahlung ausländischer Stars", erinnert sich Matz. Aber schon damals konnten die Dresdner an große Opernzeiten anknüpfen. Immerhin hatte es hier die Uraufführung von Klassikern wie "Tannhäuser" (Wagner) oder "Der Rosenkavalier" (Strauss) gegeben.

Solides Regie-Handwerk in Dresden

Heute steht das Haus bei Kritikern für solides Handwerk. Skandale wie Peter Konwitschnys "Csardasfürstin" (1999), die nach Protesten aus dem Publikum vom Intendanten zensiert wurde, blieben die Ausnahme. Auch ohne Skandale kann die Semperoper mit Andrang rechnen. Die Auslastung lag stets zwischen 90 und 99 Prozent. Für Dresden-Touristen gehört ein Besuch der Semperoper einfach dazu.

Quelle: Jörg Schurig, dpa