Zweistellige Minusgrade Europa bibbert bei Extremfrost
02.02.2012, 10:05 Uhr
Die Temperaturen in Europa fallen und fallen. In Polen wackeln die Kälterekorde und in der Ukraine erfrieren erneut mehrere Menschen. Doch auch in südlichen Gefilden macht der Winter den Menschen das Leben schwer. In Italien müssen die Insassen zweier Züge wegen heftigen Schneefalls die Nacht in den Waggons verbringen.
Die Bundesbürger frieren: Die Temperaturen sind an manchen Orten Deutschlands in der Nacht auf bis zu minus 20 Grad gefallen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) registrierte zum Beispiel in Marienberg im Erzgebirge minus 20,6 Grad. "Im Osten ist es deutlich kälter", sagte Meteorologe Helmut Malewski. Rund um Berlin seien minus 15 Grad gemessen worden, im Westen um die minus zehn, minus neun Grad. "Das ist schon quasi warm." Auch in den kommenden Tagen strömt kalte Luft von Osten nach Deutschland. "Es bleibt überall bei Frost", berichtete Malewski.
Die Zahl der Erfrorenen in der Ukraine ist derweil um 20 gestiegen. Damit starben an den Folgen des harten Winters bislang 63 Menschen, wie das Zivilschutzministerium mitteilte. Bei Temperaturen von stellenweise minus 30 Grad Celsius wurde die Lage immer dramatischer, wie ukrainische Medien berichteten. Die meisten Kälteopfer waren Obdachlose.
Nach Angaben des Zivilschutzministeriums wurden in den vergangenen sechs Tagen mehr als 900 Menschen wegen Erfrierungen und Unterkühlungen in Krankenhäuser gebracht. Die Zahl der Wärmestuben stieg auf mehr als 2000. Meteorologen sagten weiter Rekordkälte voraus.
In der Ex-Sowjetrepublik leben viele Menschen unter ärmlichsten Bedingungen. Nach offiziellen Angaben gibt es rund 100.000 Obdachlose. Allerdings wird die Zahl inoffiziell mit 300.000 Menschen ohne Bleibe angegeben.
Polen deutlich zweistellig im Minus
Auch Im ohnehin schon frostigen Polen sind die Temperaturen in der Nacht weiter gesunken. Im südostpolnischen Stuposiany wurde am Morgen ein neuer Tiefstwert von minus 32 Grad gemessen. Der bisherige Rekord des südostpolnischen Dorfes im Bieszczady-Mittelgebirge ist damit aber noch nicht erreicht: Im Dezember 1996 wurde es in Stuposiany minus 37 Grad kalt, berichtete die polnische Nachrichtenagentur PAP. Fast überall im Land lagen die Temperaturen am Morgen bei minus 20 Grad und tiefer.
Der Kälte fielen in Polen erneut auch Menschenleben zum Opfer. In der Nacht kamen neun Menschen um, die Zahl der Kältetoten in dem Ausrichterland der Fußball-EM in diesem Winter liegt damit bei insgesamt 29. Auch in Polen sind die meisten Toten Obdachlose. Innenminister Jacek Cichocki rief die Bevölkerung im Rundfunk auf, schlafende Obdachlose an Haltestellen oder in Treppenhäusern nicht einfach zu ignorieren. "Jetzt ist der Moment, wo von unserer Sensibilität und Solidarität Menschenleben abhängen", sagte Cichocki.
Das Winterwetter behindert derweil im Norden Italiens den Verkehr stark. Zwei Züge, die von Mailand aus in den Süden fahren sollten, blieben fast die ganze Nacht über bei Forli in der Romagna stecken. Sie konnten erst am Morgen mit fast zehnstündiger Verspätung ihre Reise nach Pescara und Ancona fortsetzen. Danach teilte die Staatsbahn mit, alle Zuglinien seien offen, gefahren werde jedoch nach einem "Schnee-Plan" mit weniger Zügen.
Schnee an der Adria
Die Metropole Mailand wird mit reduziertem Flugplan angeflogen. In der Emilia-Romagna und in der Toskana waren mehrere Straßen geschlossen, nachdem sich Lastwagen quergestellt hatten. In einer Reihe von Gemeinden im Norden hatten Schüler erneut schulfrei.
An der südlichen Adria fiel Schnee, was dort sehr selten ist. In der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica wurden 27 Zentimeter gemessen. Einige Transitstraßen vom Inland Montenegros an die Küste sind gesperrt. Der Flughafen ist geschlossen. Auch die nördlich gelegenen kroatischen Küsten wurden vom Schnee getroffen.
Quelle: ntv.de, dpa