Panorama

Befangenheitsantrag abgelehntEx-Geliebte spricht über Tatnacht

20.10.2010, 09:49 Uhr
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Kachelmanns frühere Freundin wirft dem Moderator vor, sie vergewaltigt zu haben. (Foto: dapd)

Der Prozess gegen Jörg Kachelmann wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung muss nicht neu aufgerollt werden. Kachelmanns Verteidigung setzt sich mit ihren Befangenheitsanträgen gegen die Richter nicht durch. Also wird die 37-jährige frühere Freundin des Moderators weiter aussagen.

Im Prozess gegen Jörg Kachelmann hat das Gericht die Befangenheitsanträge der Verteidigung abgelehnt. Damit kann der Vergewaltigungsprozess mit der Vernehmung des mutmaßlichen Opfers wie geplant fortgesetzt werden.

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Richter Michael Seidling verhandelt weiter in Fall Kachelmann. (Foto: dpa)

Die Verteidiger von Kachelmann hatten in der vergangenen Woche einen Befangenheitsantrag gestellt, weil sie die Belehrung nach Paragraf 55 der Strafprozessordnung nicht als gegeben ansahen. Demnach ist, wie Kachelmanns Verteidiger Reinhard Birkenstock es plastisch ausdrückte, "ein Zeuge nicht verpflichtet, sich selbst in die Pfanne zu hauen". Anders gesagt: Er muss auf eine Frage nicht antworten, wenn er sich selbst belasten würde. Die zunächst nicht erfolgte Belehrung interpretierte Verteidiger Birkenstock so: Die Richter hätten sich offenbar entschieden, der Frau zu glauben. Deshalb seien sie befangen.

Seidling behebt Versäumnis

Das Gericht belehrte die Frau, die Kachelmann vorwirft, sie vergewaltigt zu haben, inzwischen jedoch dahingehend. Der Vorsitzende Richter Michael Seidling erklärte dazu, die Nebenklägerin sollte zunächst zu ihrem Lebenslauf vernommen werden - hierzu war nach Auffassung des Gerichts noch keine Belehrung notwendig. Eine Belehrung zu einem späteren Zeitpunkt sei möglich, wenn es um das angebliche Tatgeschehen gehe. Hieran halte die Kammer "eigentlich" fest - und belehrte die Zeugin dann doch, "zur Vermeidung weiterer verfahrensrechtlicher Verzögerungen".

Hätte der Antrag gegen mehr als einen Richter Erfolg gehabt, hätte der Prozess von vorne beginnen müssen, weil sich nur ein Ergänzungsrichter für den Fall der Fälle bereit hält.

Die ehemalige Geliebte beschuldigt den Moderator, er habe sie mit einem Messer bedroht und vergewaltigt. Kachelmann bestreitet die Vorwürfe.

Quelle: dpa