Blumen per TelefonFleurop wird 100
Alle acht Sekunden reist ein Blumen-Auftrag quer durch Deutschland. Einer wurde sogar mal aus dem Weltall aufgegeben. Fleurop macht's seit 100 Jahren möglich.
Im Jahr 1908 hatte der Berliner Florist Max Hübner die Idee, nicht die Blumen selbst, sondern nur die Aufträge für Blumensträuße an Floristen auf die Reise zu schicken. Die Sträuße sollten auf dem Postweg nicht beschädigt werden und frisch beim Empfänger ankommen. Die von ihm gegründete Vereinigung erhielt zunächst den recht uncharmanten Namen "Blumenspenden-Vermittlungs-Vereinigung". Erst im August 1931 wurde der Verein auf den blumigeren Namen "Fleurop" getauft.
Sechs Jahre später wurde aus dem Verein eine GmbH, 2003 eine Aktiengesellschaft. Die Firmenzentrale für Deutschland hat ihren Sitz in Berlin. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einem weltweiten Zusammenschluss von Blumenversandhäusern der USA, Japans, Großbritanniens und Deutschlands, der "Interflora". Inzwischen haben sich in Deutschland auch andere Blumenversandfirmen am Markt etabliert.
Alle acht Sekunden reist ein "Fleurop"-Auftrag quer durch Deutschland, allein im Jahr 2006 waren es 3,7 Millionen Sträuße. Weltweit sind es rund 25 Millionen Sträuße, die mit der "Interflora" rund um den Globus reisen. Deutschland hat mit mehr als 8000 "Fleurop"-Blumenläden nach eigenen Angaben das dichteste Floristennetz weltweit. Von Aserbaidschan bis Madagaskar können Blumengrüße in 150 Länder weltweit verschickt werden. Während die Deutschen in den vergangenen Jahren etwa gleichbleibend nach Blumen dürsteten, konnte "Fleurop" den Auftragswert der Grüße von 2005 auf 2006 um zwei Prozent steigern. Ein Blumengruß war damit durchschnittlich 29,12 Euro wert.
Blumengruß aus dem All
Normalerweise werden die Blumengrüße auf dem Planet Erde aufgegeben. Allerdings gab es auch eine Ausnahme: Im Jahr 1991 orderte die britische Astronautin Helen Sharman zum Geburtstag ihrer Mutter einen Blumengruß aus dem All bei dem internationalen Blumenversand. Die damals 27-Jährige forschte sieben Tage und 21 Stunden auf der russischen Raumstation "Mir". "Das war mit Abstand die größte Entfernung, die ein Blumengruß von uns jemals zurückgelegt hat", sagt Fleurop-Vorstand Niklas Dörr.
Aber auch auf der Erde wandert ein Blumengruß weite Strecken: Vor zwei Jahren reiste der Auftrag eines jungen, verliebten Herrn von Berlin aus direkt auf den Eiffelturm nach Paris. Auf der Aussichtsplattform wollte der Mann seiner Herzensdame einen Heiratsantrag machen. Ein "Fleurop"-Bote schleuste dazu 101 rote Rosen auf den Turm und überreichte sie dem "Antragsteller" auf ein Handzeichen hin. Die künftige Braut sei völlig überrascht gewesen und habe vor Freude angefangen zu weinen. Der Aufwand für den jungen Mann hat sich gelohnt - seine Herzensdame sagte natürlich nicht Nein.
Hauptsache schnell und bunt
Doch nicht alle mögen es so romantisch: Fast ein Drittel der Aufträge wird mittlerweile über das Internet abgewickelt. Der Kunde im Internet wolle etwas ganz anderes als der Kunde, der direkt ins Fachgeschäft vor Ort gehe: "Es gibt da für den eiligen Kunden das Problem Geburtstag, und das muss schnell gelöst werden", beschreibt Dörr. Diesen Eindruck kann der Berliner Florist Christian Koch, Inhaber von "Blumen Koch Berlin", nur bestätigen: "Durch das Internet haben sich die Aufträge absolut verändert, es zählt nur noch, dass der Strauß schnell fertig ist, und Hauptsache er ist bunt." Die Kunden würden einfach anspruchsloser.
Selbst "Anspruchslosigkeit" ist nicht ganz billig: Für 14 Euro kann man per Mausklick eine einzelne Rose an den Liebsten oder die Liebste schicken. Wer ein ganz exklusives Blumengeschenk möchte, kann "Dirty Dancing", eine Farbexplosion in Knallpink, verschenken. Ab 155 Euro gibt es zwei Karten für das Musical dazu. Doch nicht immer möchte der Absender der Beschenkten ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Einigermaßen entsetzt dürfte die Ex-Freundin eines Mannes dreingeschaut haben, als sie einen Riesenstrauß geköpfte Rosen erhielt.
Von Sabrina Wendling, dpa