Panorama

Politiker fallen durchGeistliche verlieren Vertrauen

09.06.2010, 12:26 Uhr

Feuerwehrleute, Ärzte und Polizisten genießen in Deutschland weiterhin sehr hohes Ansehen - das Vertrauen in Geistliche sinkt jedoch massiv. Am unteren Ende der Messlatte verharren die Politiker: Kaum jemand traut ihnen noch über den Weg.

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Kam, sah und gewann: der Feuerwehrmann. (Foto: picture-alliance/ dpa)

Nach den zahlreichen Missbrauchsskandalen ist das Vertrauen in Geistliche massiv gesunken: Nur noch etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Deutschen hat einer Umfrage zufolge dieses Vertrauen noch; vor einem Jahr waren es noch 72 Prozent. Innerhalb Europas reicht die Spannbreite von 86 Prozent in Rumänien bis 33 Prozent in Frankreich. Für die repräsentative Umfrage hatte die GfK zum siebten Mal in Folge knapp 19.000 Menschen in 20 Ländern befragt.

"Hier sieht man unmittelbar, wie sich die Diskussion über die Frage Klerus - Jugendliche - Schule - Ausbildung ausgewirkt hat", erläuterte der Vorsitzende der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), Klaus Wübbenhorst.

Helfer kommen an

An der Spitze der Liste stehen europaweit weiterhin Berufe, die mit Helfen und Ausbildung zu tun haben. "Von Feuerwehrleuten hat man in der Summe immer nur Gutes gehört, sie sind so etwas wie Helden, die kommen, wenn es brennt und sich dann ins Feuer stürzen", sagte Wübbenhorst. Auch Lehrer genießen hohes Ansehen. Sie kamen in Deutschland auf Platz vier, europaweit sogar auf Platz zwei.

Wer glaubt noch Politikern?

Am Ende der Rangfolge stehen immer noch Manager und Politiker - letzteren vertrauen gerade einmal 14 Prozent der Deutschen. Bankmitarbeiter kamen deutlich schlechter weg als im Vorjahr, wobei sie in der Bundesrepublik immer noch die höchste Reputation innerhalb Europas genießen. "Wir haben gesehen, dass in der Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Sicherheit im Vordergrund stehen, also nicht mehr der große Erlebniskick und Glamour", begründete Wübbenhorst auch das schlechte Abschneiden von Marketing- und Werbefachleuten.

Zollitsch hat noch Hoffnung

Der Beruf des Priesters hat nach Ansicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, dennoch Zukunft. "Auch wenn die Diskussion um die Missbrauchsfälle das Priesterjahr teilweise überschattete, bin ich dankbar, dass uns viele Gläubige ermutigt haben, die von Priestern berichten, die ihren Dienst gut und gewissenhaft leisten", erklärte Zollitsch.

Am Freitag endet das von Papst Benedikt XVI. vor einem Jahr ausgerufene "Jahr des Priesters". Höhepunkt ist derzeit eine internationale Wallfahrt von Priestern und Bischöfen aus über 90 Nationen nach Rom. Mehrere Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz und rund 1000 Priester aus Deutschland beteiligen sich an dieser Wallfahrt.

Quelle: dpa