Panorama

Gewaltige Gasexplosion in Rheinland-PfalzGemeinde wird komplett evakuiert

28.09.2013, 17:14 Uhr

Gefährlicher Feuerwehreinsatz in Rheinland-Pfalz: Beim Versuch zwei brennende Lastwagen unter Kontrolle zu bringen, greifen die Flammen auf Gastanks über. Der Knall der Explosion ist kilometerweit zu hören.

Nach einer heftigen Gasexplosion am frühen Morgen ist aus dem kleinen Dorf Harthausen im Rhein-Pfalz-Kreis innerhalb weniger Stunden ein Geisterort geworden. Die 3000 Einwohner sind zu Bekannten oder in eine Halle im Nachbarort geflüchtet. Am Samstag ist zunächst noch völlig unklar, wann die Menschen wieder zurück in ihre Häuser dürfen.

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Rund 3000 Menschen mussten in Harthausen ihre Häuser und Wohnungen verlassen. (Foto: dpa)

Polizei und Feuerwehr befürchteten, dass zwei weitere Gastanks explodieren könnten, deshalb ist die Evakuierung angeordnet worden. Polizeiwagen fahren durch die leeren Straßen. Die Beamten passen auf, dass Einbrecher und Diebe die Situation nicht ausnutzen - zumal einige Fenster und Türen von der heftigen Druckwelle der Explosion beschädigt worden sind.

16 Feuerwehrleute sind bei der Explosion verletzt worden, 8 von ihnen schwer. Die Hitze hat ihnen die Haut verbrannt und die Atemwege verletzt. Der Schaden geht in die Millionen.

Brandstiftung nicht ausgeschlossen

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Durch die Druckwelle der Explosion gehen viele Scheiben im Ort kaputt. (Foto: dpa)

"Die Einsatzmaßnahmen werden auf jeden Fall noch Stunden dauern", sagt der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD bei einer Pressekonferenz. Die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus. "Es gibt erste Hinweise auf eine Straftat", sagte Jürgen Schmitt vom Polizeipräsidium Rheinpfalz am Samstagnachmittag.

Begonnen hat das Inferno, als fast alle im Dorf noch schlafen. Am frühen Morgen wird die Feuerwehr aus Dudenhofen zu einem Lastwagenbrand auf dem Firmengelände gerufen. Kurz nachdem die Brandlöscher eingetroffen sind, knallt es: Ein Gastank explodiert. Der laute Knall ist noch in Ludwigshafen und Mannheim zu hören - die Städte sind jeweils 30 Kilometer entfernt.

Die Druckwelle ist so stark, dass ein weiterer mit Flüssiggas beladener Tank durch die Wand einer 700 Meter entfernten Lagerhalle geschleudert wird - direkt daneben steht ein Wohnhaus. Ein anderer Tank wird 400 Meter weit in einen Acker geschleudert. Weitere Tanks auf dem Gelände der Gasfirma beginnen zu brennen.

Evakuierung der Dorf-Bevölkerung

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Harthausen hat nach der Evakuierung etwas von einer Geisterstadt. (Foto: REUTERS)

Rasend schnell breitet sich das Feuer zu einem Flächenbrand aus - Großalarm wird ausgerufen. Notärzte kümmern sich um die Verletzten und bringen sie ins Krankenhaus. Die Polizei sperrt den Unglücksort weiträumig ab. Insgesamt werden 450 Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte alarmiert.

Zunächst soll ein Bereich von 500 Metern rund um den Brandort evakuiert werden. Dann entscheidet die Einsatzleitung eine Evakuierung im Radius von 1000 Metern: Das ist der gesamte Ort.

Die Gemeinde richtet ein Bürgertelefon ein. "Die Leitungen glühen", sagt eine Mitarbeiterin am Mittag. Die Bewohner wollen meistens wissen, wie genau nun die Evakuierung laufe und wann sie zurück in ihre Häuser dürften.

Die Frage der Rückkehr kann am Samstag zunächst noch niemand beantworten. Immer noch sprüht aus dem defekten Tank auf dem Acker Gas. Es soll kontrolliert abgefackelt werden. Orts-Bürgermeister Harald Löffler ist fassungslos: "Ich nenne das eine Katastrophe."

Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz reagierten mit Betroffenheit auf die Folgen der Gasexplosion. "Es ist schlimm, dass 16 Feuerwehrkräfte im Einsatz verletzt wurden. Wir hoffen nun, dass sie schnell wieder gesund werden", erklärten die SPD-Politiker. Beide dankten den 450 Helfern. "Auch die Bevölkerung hat trotz der schwierigen Stunden während der Evakuierungsmaßnahmen besonnen reagiert", betonte Dreyer.

Quelle: ntv.de, Sabine Maurer und Christine Cornelius, dpa