Trauerfeier für legendären Postzugräuber Hells Angels erweisen Biggs die letzte Ehre
04.01.2014, 10:16 Uhr
Der Leichnam des legendären Postzugräubers wurde in einem Krematorium in London verbrannt.
(Foto: dpa)
Diverse Gauner finden sich in London ein, dazu eine Motorradstaffel der Hells Angels. Sie alle begleiten den Trauerzug von Ronnie Biggs, dem umstrittenen Star der britischen Kriminalitätsgeschichte. Sein Sohn Michael hat für die Gäste eine wichtige Botschaft.
Auch die Hells Angels, hier vor dem Krematorium, gehören zu den Freunden und Wegbegleitern von Ronnie Biggs.
(Foto: dpa)
Gut zwei Wochen nach seinem Tod haben sich Freunde und Weggefährten von Großbritanniens berühmtestem Räuber, Ronnie Biggs, verabschiedet. An der Trauerfeier in London nahmen mehrere Gauner und eine Motorradeskorte der Rockergang Hells Angels teil. Biggs Sarg war mit den Flaggen Großbritanniens und Brasiliens bedeckt. Zudem waren darauf sein Hut und eine Schärpe in Rot und Weiß, den Farben seines Lieblingsfußballklubs Charlton Athletic, drapiert. Der Leichnam des umstrittenen Stars des spektakulärsten Postzugraubes der Kriminalitätsgeschichte wurde schließlich in einem Krematorium verbrannt. Biggs war am 18. Dezember im Alter von 84 Jahren gestorben.
Sohn Michael erklärte, sein Vater habe immer ein weiches Herz für Benachteiligte gehabt: "Er hatte immer ein paar Münzen für Bettler auf der Straße bereit." Er forderte die Gäste auf, Biggs Beisetzung mit einem "richtigen Besäufnis" zu feiern.
Flucht aus dem Gefängnis
Der bekannte Gauner hatte zu einer 15-köpfigen Bande gehört, die 1963 auf spektakuläre Weise einen Postzug ausraubte. In der Nacht vom 7. auf den 8. August manipulierten sie Bahnsignale zwischen Glasgow und London, weshalb der Lokführer bei Rot hielt. Er wurde zusammengeschlagen, dann verschwanden die Diebe unbemerkt vom Rest der Zugbesatzung mit 120 Säcken voller Bargeld. Sie erbeuteten 2,6 Millionen Pfund. Die Summe wäre heute etwa 54 Millionen Euro wert. Nach einem Tipp konnte die Polizei das Versteck der Diebe auf einem Bauernhof finden und sie festnehmen.
Neun der Täter, darunter Biggs, wurden im Jahr 1964 zu 30 Jahren Haft verurteilt. Biggs verbüßte von der Strafe jedoch nur 15 Monate. Er floh aus dem Gefängnis und tauchte in den folgenden 35 Jahren in Belgien, Frankreich, Australien und Brasilien unter. Sein Gesicht ließ er sich operativ verändern. In Brasilien hatte er mit einer brasilianischen Frau einen Sohn, Michael. Dadurch war er vor einer Auslieferung geschützt.
Doch im Jahr 2001 bereitete er selbst seiner Flucht ein Ende. Krank und finanziell ruiniert kehrte er nach Großbritannien zurück und stellte sich den Behörden. Im Jahr 2009 wurde Biggs wegen seines sich verschlechternden Gesundheitszustands begnadigt. Er war bis zu seinem Tod auf Bewährung frei. In den vergangenen Jahren lebte Biggs in einem Pflegeheim im Norden Londons. Nach mehreren Schlaganfällen konnte er nicht mehr laufen.
Quelle: ntv.de, asc/dpa/AFP