Panorama

Historischer StromausfallIndien erholt sich nur langsam

31.07.2012, 22:07 Uhr
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Ohne Kerzen geht in Indien in der Nacht nichts mehr. (Foto: dpa)

Am zweiten Tag in Folge müssen Hunderte Millionen Menschen in Indien ohne Elektrizität auskommen. Der schwerste Stromausfall in der Geschichte des Landes legt ganze Landstriche lahm. Politiker schieben sich nun gegenseitig die Schuld dafür in die Schuhe.

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Spärlich beleuchtet: die Hauptstadt Neu-Delhi (Foto: dpa)

Es ist der wohl schwerste Stromausfall in der Geschichte Indiens: Hunderte Millionen Menschen waren erneut ohne Elektrizität. Mehr als die Hälfte der 1,2 Milliarden Inder - von denen allerdings knapp 300 Millionen nicht ans Stromnetz angeschlossen sind - war betroffen. Erst nach rund zehn Stunden konnte die Stromversorgung in einigen Regionen wieder hergestellt werden. Das aufstrebenden Land wächst schneller als sein Stromnetz.

Nach Regierungsangaben fielen die Netze im Norden, Nordosten und Osten des Landes aus. Indische Medien berichteten, in 19 der 35 indischen Bundesstaaten und Unionsterritorien - darunter auch in der Hauptstadt Neu Delhi - habe es stundenlang keine Elektrizität gegeben. Ein staatliches Stromunternehmen teilte mit, dass die Menschen in Neu Delhi und dem Nordosten wieder mit Strom versorgt würden. Im Norden und Osten des Landes gab es dagegen weiter größere Ausfälle.

Bergleute gerettet

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Not macht erfinderisch: Wenn die E-Lok nicht fährt, muss die Diesellok ran, wie hier in Neu-Delhi. (Foto: dpa)

Mehrere hunderttausend Menschen steckten in Fernverkehrszügen fest, die wegen der Stromausfälle stehengeblieben waren, wie die Nachrichtenagentur IANS meldete. In Neu Delhi brach der Metroverkehr zusammen, Züge wurden evakuiert. Krankenhäuser, Geschäfte und Büros mussten Notstromgeneratoren anstellen. Der internationale Flughafen wurde ebenfalls von Generatoren versorgt. Der Flugverkehr selbst war nicht betroffen. 80 Kilometer nordwestlich von Kolkata saßen Bergleute des Konzerns Eastern Coalfields unter Tage fest, weil ihre Aufzüge nicht mehr fuhren. Sie wurden erst nach mehreren Stunden gerettet.

In den Städten kam es zu Verkehrsstaus, als Ampeln ausfielen. Allein in Neu Delhi wurden 4000 Polizisten eingesetzt, um den Verkehr zu regeln, wie IANS berichtete. Am Abend war die Stromversorgung in den betroffenen Gebieten teilweise wieder hergestellt. Auch die Metro in Neu Delhi rollte erneut.

"Versagen der Kongresspartei"

so dass mehrere hundert Millionen Menschen im Dunkeln saßen. Eine Überlastung der Netze könnte die Ursache der Probleme sein - Indien leidet unter Strommangel und veralteter Infrastruktur.

Energieminister Sushil Kumar Shinde machte Bundesstaaten, die mehr als die ihnen zustehende Quote an Strom abgezweigt hätten, für den Zusammenbruch der Netze verantwortlich. Die Behörden versicherten, die Versorgung werde noch am Abend wieder hergestellt. Der Sprecher der wichtigsten Oppositionspartei, der hindu-nationalistischen BJP, sprach von einem Versagen der von der Kongresspartei geführten Regierung.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP