Trauergottesdienst in RioMarine birgt erste Wrackteile
Während in Rio de Janeiro Angehörige und Freunde den Opfern der Flugzeugkatastrophe gedenken kann die brasilianische Marine erste Wrackteile der Air-France-Maschine bergen.
Drei Tage nach dem Absturz der Air-France-Maschine im Atlantik hat die brasilianische Marine die ersten Wrackteile geborgen. Es handelt sich um eine etwa zweieinhalb Meter große Fracht-Palette und zwei Bojen, deren Seriennummern nun verglichen werden müssten, sagte ein Sprecher der Luftwaffe. Erst danach könne sicher gesagt werden, ob die Teile vom Unglücks-Airbus stammten.
Von den 228 Insassen fehlt weiter jeder Spur. Unter ihnen waren 28 Deutsche. Bislang war man von 26 deutschen Passagieren ausgegangen. Zwei der Passagiere hatten aber eine doppelte Staatsbürgerschaft. In Rio nahmen fast 1000 Menschen bei einer bewegenden Trauerfeier Abschied von den Absturzopfern.
Das jüngste deutsche Opfer war ein zweijähriges Mädchen, das älteste ein 70 Jahre alter Mann. Zwei der Opfer hatten neben dem deutschen einen brasilianischen beziehungsweise einen französischen Pass. Der Airbus 330 war am Pfingstmontag auf dem Flug von Rio nach Paris etwa 1200 Kilometer nordöstlich von Brasiliens Festlandküste aus bislang völlig ungeklärter Ursache ins Meer gestürzt.
Riesiges Suchgebiet
Das Suchgebiet sei mittlerweile auf eine Fläche von 6000 Quadratkilometer eingeschränkt worden, sagte Luftwaffensprecher Ramon Borges Cardoso in Recife. Das entspricht fast zweieinhalb Mal der Fläche des Saarlandes. Wie lange die Suche dauern werde, sei völlig offen. Mittlerweile seien drei Marine-Schiffe, darunter auch eine Fregatte, in dem Absturzgebiet eingetroffen. Die Sicht sei derzeit wegen Regens eingeschränkt. Aber die See sei ruhig.
Die geborgenen Wrackteile des Flugzeuges sollen nun zunächst zu der brasilianischen Insel Fernando de Noronha geflogen und dann weiter in die Hafenstadt Recife im Nordosten Brasiliens gebracht werden. Die Absturzstelle liegt etwa 1200 Kilometer nordöstlich von Recife, in der Nähe der Sankt-Peter-und-Pauls-Felsen.
Gottesdienst in Rio
In einer bewegenden Trauerfeier in Rio de Janeiro gedachten fast 1000 Menschen, darunter zahlreiche Angehörige, der 228 Opfer des Flugzeugunglücks. Unter den Trauergästen waren auch Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner und dessen brasilianischer Amtskollege Celso Amorim. Kouchner war kurz zuvor auf Rios internationalem Flughafen Tom Jobim gelandet. Von dort war der Unglücks-Airbus der Air France am Sonntagabend mit Ziel Paris gestartet, wo er nie ankam.
Der Schmerz und der enorme Druck der vergangenen Tage war den Familien und Freunden der Opfer des Flugzeugabsturzes anzusehen. Viele weinten, verbargen ihr Gesicht hinter den Händen während der rund einstündigen ökumenischen Trauerfeier in der Kirche Igreja Candelária in Rios Stadtzentrum. Christliche, jüdische und muslimische Geistliche hielten kurze Ansprachen und versuchten Trost zu spenden. Für Freitag hat das Erzbistum Rio eine katholische Trauermesse angekündigt, an der auch Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva teilnehmen will, erst von einer viertägigen Lateinamerika-Reise nach Brasilien zurückkehrte.
Bürgermeister in Tränen
Rios Bürgermeister Eduardo Paes sprach einige Worte, brach dann aber in Tränen aus: Er verlor bei dem Unglück seinen Mitarbeiter und Freund Marcelo Parente. "Dies ist ein sehr trauriger Augenblick, vor allem für die Freunde und Familien. Ich sehe mich als Teil der Familie eines der Opfer." Es gilt aus ausgeschlossen, dass ein Flugzeuginsasse das Unglück überlebte. "Die Hoffnung ist sehr gering, es gibt sie noch", sagte Mauro Chavez, dessen Freundin an Bord des Airbus war.
Das Flugzeugwrack wird in großer Tiefe vermutet. Nach Angaben des brasilianischen Verteidigungsministers Nelson Jobim ist der Atlantik an der Absturzstelle zwischen 2000 und 3000 Meter tief. Andere Angaben gehen von einer Tiefe von bis zu 4500 Metern aus. Die Bergung des Flugschreibers dürfte extrem schwierig sein. Bislang wurde das Wrack noch nicht geortet. Auch Signale des Flugschreibers wurden nicht empfangen.
Ursache bleibt ein Rätsel
Am Donnerstag gab es neue Spekulationen über die Ursache der Katastrophe. Nach Informationen der französischen Zeitung "Le Monde" soll das Flugzeug mit unangemessener Geschwindigkeit in der Gewitterzone über dem Meer geflogen sein. Der Pilot eines spanischen Linienflugzeugs will beim Absturz der Air-France-Maschine über dem Atlantik einen Lichtblitz in der Nähe der Unglücksstelle gesehen haben. "Wir sahen plötzlich in der Ferne einen starken und intensiven Strahl von weißem Licht, der sich vertikal nach unten bewegte",berichtete der Pilot nach Angaben der Madrider Zeitung "El Mundo".
Die französischen Ermittler warnten erneut nachdrücklich vor wilden Spekulationen über die Unfallursache. "Es sind zahlreiche mehr oder weniger exakte Erklärungsversuche im Umlauf. Man sollte aber besser auf voreilige Interpretationen auf der Basis minimaler und unbestätigter Informationen verzichten", heißt es in einer Erklärung. Bislang seien nur zwei Elemente sicher: In der Nähe der vorgesehenen Flugroute gab es für die Äquatorregion typische Gewitterwolken. Die automatisch übermittelten Signale weisen darauf hin, dass verschiedene Geschwindigkeitsmessungen nicht übereinstimmen.