Panorama

Fall KardelenMutmaßlicher Täter ist gefasst

11.02.2009, 22:10 Uhr

Rund einen Monat nach dem Sexualmord an der achtjährigen Kardelen aus Paderborn hat die türkische Polizei den mutmaßlichen Täter gefasst. Doch dieser bestreitet die Tat.

Der festgenommene mutmaßliche Mörder der achtjährigen Kardelen aus Paderborn, Ali K., hat die Tat bestritten. "Freunde, an dieser Geschichte ist nichts dran. Alles wird geklärt werden", habe Kur vor Journalisten im Gerichtsgebäude der Kleinstadt Didim gesagt, berichten türkische Medien. Unterdessen sei der 29-jährige nach dreistündiger Vernehmung durch Richter in Untersuchungshaft genommen worden.

Ali K. wurde nach Angaben der Paderborner Ermittler am Dienstag gegen 23.00 Uhr Ortszeit im südwesttürkischen Badeort Didim an der Ägäis festgenommen. Die genauen Umstände hätten die dortigen Behörden bislang nicht nach Deutschland übermittelt, sagte Vetter.

"Eine Frage der Ehre"

Laut Darstellung von K.s Schwiegervater Kadir Ayaz stellte sich der Verdächtige selbst der Polizei. Ayaz war nach Bekanntgabe der internationalen Fahndung in der vergangenen Woche selbst aus Paderborn in die Türkei gereist, um bei der Suche nach seinem Schwiegersohn zu helfen. Dieses gegenüber Kardelens Eltern abgegebene Versprechen einzulösen, sei für ihn "eine Frage der Ehre" gewesen, sagte er der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.

Nach eigenen Angaben heuerte Ayaz zusammen mit Bekannten türkische Privatdetektive an und bildete demnach in Abstimmung mit der Polizei eine eigene 20-köpfige "Ermittlungsgruppe". Es gelang ihm demnach, Kontakt zu K. aufzunehmen und für Dienstagabend ein Treffen zu vereinbaren, zu dem er sicherheitshalber mehrere Begleiter mitnahm. "Als er uns gesehen hat, ist er zur Polizei geflohen", sagte Ayaz der Nachrichtenagentur AFP. Demnach rollte K. in einem Auto langsam an den Treffpunkt heran, gab dann jedoch Gas und fuhr weiter bis zur nächsten Polizeiwache.

Ermittlungsakten werden verschickt

Dass K. sich gestellt habe, konnte Staatsanwalt Vetter am Mittwoch nicht bestätigen. Nach seinen Informationen sei der 29-Jährige aus einem Auto heraus festgenommen worden. Er sollte laut der Polizei in Didim im Laufe des Tages einem Haftrichter vorgeführt werden. Die Paderborner Ermittler gehen davon aus, dass K. in der Türkei auch der Prozess gemacht wird. Die Staatsanwaltschaft mache die Ermittlungsakten bereits versandfertig, sagte Vetter, der den türkischen Kollegen erneut "volle Unterstützung" versprach.

K.s Schwiegervater Ayaz, der mit einer Deutschen verheiratet ist, will nun mit seiner Tochter nach Paderborn zurückkehren. Sie war gemeinsam mit dem Verdächtigen kurz nach der Tat in die Türkei geflogen, hat den Ermittlungen zufolge aber nichts mit dem Mord an dem Nachbarskind Kardelen zu tun. Ihr Mann soll die Achtjährige am 12. Januar in der Wohnung des Paares sexuell missbraucht und erstickt haben. Die Tat hatte in Deutschland und in der Türkei große Betroffenheit ausgelöst.

Kardelens Mutter sagte vor Journalisten in Paderborn unter Tränen, trotz des gewaltsamen Todes ihrer Tochter sei sie froh, dass andere Kinder durch die Festnahme gerettet worden seien. Sie und ihr Mann wollten "nun noch enger zusammenrücken und diese Schmerzen zusammen durchstehen". Wie sie bedankte sich auch Kardelens Vater herzlich bei allen, die geholfen hätten, den mutmaßlichen Täter zu fassen. Er hoffe, dass anderen Eltern solcher Schmerz erspart bleibe. "Nur Gott kann wissen, was wir durchmachen mussten", sagte Kardelens Vater.