Anklage liegt nun vor Noch mehr Vorwürfe gegen Uli Hoeneß
10.03.2014, 11:04 Uhr
Bis zum Beginn des Prozesses gegen Hoeneß war die genaue Anklage streng geheim. Nun liegt sie vor - und beinhaltet für Hoeneß eine unangenehme Überraschung.

Soll Uli Hoeneß als FC-Bayern-Präsident zurücktreten?
Bei der Eröffnung des Prozesses gegen Uli Hoeneß hat es eine erste Überraschung gegeben: In der Anklageschrift gegen den Präsidenten des FC Bayern München ist nicht nur die Rede davon, Hoeneß habe 3,55 Millionen Euro an Steuern hinterzogen. Er soll außerdem angegeben haben, bei Finanzgeschäften 5,5 Millionen Euro an Verlusten gemacht zu haben, um so weitere Steuern zu sparen. Damit habe er seine Steuerschuld unrechtmäßig nach unten gedrückt, heißt es in der Anklage, die im Landgericht München II vorgelegt wurde.
Auf Steuerhinterziehung stehen bis zu fünf Jahre Haft, in besonders schweren Fällen zehn Jahre. Die Anklage lautet auf "Steuerhinterziehung in sieben selbständigen Fällen".
Hoeneß versuchte, sich vor den Kameras gelassen zu geben und zu lächeln, bevor der Prozess begann. Nach einigen Minuten wirkte er aber deutlich angespannter. Richter Rupert Heindl sagte den Kameraleuten nach nur wenigen Sekunden: "Ich glaube, Sie haben genug Bilder." Als Heindl die Personalien verlas, wirkte Hoeneß sehr angespannt, er bestätigte Name, Anschrift und dergleichen.
Die Anklage wurde unverändert zugelassen. Bislang habe es "keine Erörterung" mit der Verteidigung gegeben - gemeint sind damit Absprachen, die etwa im Gegenzug für eine umfassende Aussage ein milderes Strafmaß ergeben könnten.
Spekulationsgewinne nicht versteuert
Bei dem Prozess geht es um Einkünfte, die Hoeneß bei Spekulationen in der Schweiz erzielte, aber nicht dem Finanzamt meldete. Ein Freund hatte ihm 20 Millionen Mark auf ein Konto bei der Zürcher Privatbank Vontobel überwiesen - 5 Millionen als Kredit, 15 Millionen als Bürgschaft. Es sei immer klar gewesen, dass dies "ein Konto zum Zocken" war, "für nichts anderes", sagte Hoeneß später der "Zeit". Von 2002 bis 2006 habe er damit "richtig gezockt": "Ich habe teilweise Tag und Nacht gehandelt, das waren Summen, die für mich heute auch schwer zu begreifen sind, diese Beträge waren schon teilweise extrem".
Um wie viel Geld es genau ging, hat Hoeneß allerdings nie gesagt. Zwischenzeitig wurde berichtet, ein Großteil der 3,2 Millionen Euro Steuerschuld sei verjährt, und Hoeneß könnte damit knapp unter der Summe von 1 Millionen Euro bleiben. Dann wäre eine Bewährungsstrafe möglich. Die Staatsanwaltschaft besteht in ihrer Anklageschrift darauf, dass die gesamte hinterzogene Summe herangezogen wird.
Fraglich ist auch, ob die Selbstanzeige Hoeneß' wirksam ist. Steuerhinterzieher können sich vor einer Strafe schützen, wenn sie alle relevanten Kontobewegungen offenlegen. Allerdings scheint Hoeneß gewarnt worden zu sein, dass er auffliegen könnte. Damit könnte es sein, dass er trotz Selbstanzeige ins Gefängnis muss.
Der Prozess ist auf vier Tage angesetzt, soll also bis Donnerstag laufen. Geladen sind nur vier Zeugen.
Quelle: ntv.de, hvo/che