Panorama

Liebeserklärung an Berlin Olafur Eliasson im Gropius-Bau

Der Künstler in seiner Ausstellung.

Der Künstler in seiner Ausstellung.

(Foto: dpa)

Olafur Eliasson hat mit seinen spektakulären Installationen schon weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Jetzt widmet sich der dänisch-isländische Künstler erstmals seiner langjährigen Wahlheimat Berlin.

In der Ausstellung "Innen Stadt Außen" (28. April bis 9. August) im Martin-Gropius-Bau geht der 43-Jährige in faszinierenden Projekten dem Verhältnis von Museum und Stadt, Architektur und Landschaft, Raum und Zeit nach - eine Liebeserklärung der ganz besonderen Art.

"In dieser Ausstellung ist meine eigene Begegnung mit dieser Stadt sehr stark wiederzuerkennen", sagte Eliasson in Berlin. "Ich kämpfe dafür, dass die Museen es zulassen, dass ein großer, unklarer, in Aschewolken lebender Raum möglich ist." Und für Museumsdirektor Gereon Sievernich ist es die "schönste, poetischste Ausstellung" seiner Amtszeit.

Eliasson lädt den Zuschauer schon vom ersten Augenblick an ein, das Sehen neu zu entdecken. So kann man die Schau durch zwei unterschiedliche Eingänge betreten: Rechts werden die Augen in pastellfarbig vernebelten Räumen auf eine ungewohnte Probe gestellt, links finden sie in einer Art Fußgängerzone auf den für Berlin typischen großen Granit-Gehwegplatten festen Halt. Ein Kompass daneben weist über die einstige Mauer und das Abgeordnetenhaus hinaus in die Stadt.

Island in Berlin

""Innen Stadt Außen" basiert auf Eliassons enger Beziehung zu Berlin", sagt der schwedische Ausstellungskurator Daniel Birnbaum von der Städelschule in Frankfurt. "Aber vielleicht verhält es sich auch genau andersherum: Das Leben Berlins fließt in Eliassons Werk ein." Ausdruck dafür sind die zahlreichen Projekte, die im Zuge der dreijährigen Vorarbeiten für die Schau an anderen Orten der Stadt entstanden sind.

So hat der Künstler aus seiner isländischen Heimat jahrhundertealte Treibholzstämme in die Bundeshauptstadt transportiert und bereits seit Monaten sorgsam auf Gehwegen, Verkehrsinseln und anderen öffentlichen Räumen platziert. Andernorts laden scheinbar achtlos abgestellte Fahrräder mit ihren verspiegelten Reifenflächen zu überraschenden Perspektiven auf die Stadt. Und auf der malerischen Pfaueninsel bringt der trickreiche Glasbau "The Blind Pavilion" (2003) traditionelle Sehgewohnheiten aus dem Gleichgewicht.

Der Künstler in seinem Atelier.

Der Künstler in seinem Atelier.

(Foto: dpa)

In der Ausstellung selbst ist die gigantische Spiegelkonstruktion "Mikroskop" (2010) das spektakulärste Projekt. Die Lichtkuppel des ehrwürdigen Martin-Gropius-Baus ist mit auf riesigen Gerüsten aufgezogenen Folienwänden so verkleidet, dass der Berliner Himmel sich bis in die Unendlichkeit zu spiegeln scheint. "So ist das Zentrum der Ausstellung wieder das Außen", sagt Eliasson.

Flüsse in Farbe

Seit 1994 lebt der vielfach ausgezeichnete Künstler in der einst geteilten Stadt und hat sich von der Offenheit nach dem Fall der Mauer inspirieren lassen. Zu seinen aufregendsten Werken gehörte "The Weather Project", das 2003/2004 im Londoner Museum Tate Modern mehr als zwei Millionen Besucher zum "Sonnenuntergang" lockte. Für Aufsehen sorgten auch "The New York City Waterfalls", "Yellow Fog" und die Intervention "Green River", bei der er an verschiedenen Orten der Welt Flüsse mit einem ungiftigen Farbstoff einfärbte.

Auch an der Ausstellung in Berlin hat Eliassons 50-Mann-Studio auf dem Pfaffenberg intensiv mitgearbeitet. "Das war eine schöne, harte Arbeit, auch Überzeugungsarbeit», sagt Veranstalter Joachim Sartorius, der Intendant der Berliner Festspiele. Auf Wunsch des Künstlers gibt es keinen Promi-Empfang zum Auftakt, sondern am Mittwoch einen kostenlosen Eröffnungstag für das Publikum.

Dass viele Touristen außerhalb des Museums weiter nach den «Eliasson-Baumstämmen» Ausschau halten werden, gefällt dem Künstler. «Es ist nicht so, dass man sie suchen muss. Man stößt eher darauf oder fällt drüber», sagt er. «Das funktioniert als Nicht-Kunst genauso gut wie als Kunst. Da geht es nicht um ein Label.»

Quelle: ntv.de, soe/dpa

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