Panorama

Ganz Schweden lacht sich scheckig Polizei schlapp und peinlich

Die schwedische Polizei stürmte das Gebäude in Stockholm. Allerdings waren die dreisten Räuber da längst weg.

Die schwedische Polizei stürmte das Gebäude in Stockholm. Allerdings waren die dreisten Räuber da längst weg.

(Foto: dpa)

"Ausgetrickst wie im Kinder-Krimi", "schlapp" und "peinlich": Schwedens Polizei hat harte Kritik einstecken müssen, nachdem Gangster wie im Hollywood-Film eine Stockholmer Geldzentrale von einem Hubschrauber aus ausrauben und ungestört mit der Beute davonfliegen konnten. "Ja klar, wir waren mit unseren eigenen Hubschraubern viel zu spät zur Stelle", räumte auch der Stockholmer Polizeisprecher Ulf Göransson ein.

Die schwedischen Medien waren sich am Tag nach dem mit enormer Präzision durchgeführten Coup aus der Luft einig: Hinter dem spektakulären Coup müssen Kriminelle mit spezieller Militärausbildung und möglicherweise Erfahrungen aus dem Balkan-Krieg stehen. Über den Polizeieinsatz meinten die Kommentatoren dagegen, er sei in völlig unverständlicher Weise langsam gewesen.

Schwedens größte Zeitung "Aftonbladet" kommentierte: "Es ist einfach nur peinlich, wenn Kriminelle die Polizei mit einem Trick wie aus Kinder-Krimis austricksen können." Die Gangster hatten an dem für jedermann frei zugänglichen Startplatz für den einzigen Stockholmer Polizeihubschrauber einfach eine Tasche mit der Aufschrift "Bombe" abgestellt. Während geklärt wurde, dass es sich um eine Attrappe handelte, konnten die Räuber ohne Verfolger aus der Luft flüchten.

"Svenska Dagbladet" monierte, dass die ersten Polizisten eine halbe Stunde nach Auslösung des Alarms am Tatort eintrafen. Dabei betrage der Fußweg von der Geldzentrale "G4S" zur nächsten Polizeistation gerade mal fünf Minuten. "Eigentlich hätte der Helikopter-Coup so nicht möglich sein dürfen", schrieb die Zeitung. Die Gangster hielten sich eine halbe Stunde ungestört am Tatort auf.

Mehr als 24 Stunden nach dem Überfall war die Größenordnung der Beute immer noch völlig unklar. Der auch in Deutschland gelesene Krimi-Autor und Kriminologe Leif G.W. Persson sagte, in der Geldzentrale könnten bis zu einer Milliarde Kronen deponiert gewesen sein - umgerechnet 100 Millionen Euro. Spöttisch reagierten Hubschrauberexperten auf diese von Medien schnell und gerne aufgegriffene Zahl: Der von den Räubern für ihren Coup gestohlene Hubschrauber vom Typ Bell 206 B wäre durch das Gewicht einer solchen Geldmenge als Ladung unweigerlich abgestürzt. Zwei vorübergehend als Verdächtige festgenommene Männer wurden inzwischen wieder freigelassen.

Quelle: ntv.de, dpa

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