Vor Urteil in Mord-ProzessPolizei verhaftet "Hells Angels"
Vor der Urteilsverkündung im Prozess in Münster um den Mord an einem Mitglied der "Hells Angels" ermittelt die Polizei intensiv gegen die Rockergruppe.
Vor der Urteilsverkündung im Prozess in Münster um den Mord an einem Mitglied der "Hells Angels" ermittelt die Polizei intensiv gegen die Rockergruppe. Am Wochenende waren nach einem Europatreffen der Motorrad-Rocker in Hannover acht "Hells Angels" auf einem Autobahnparkplatz nahe des niedersächsischen Walsrode verhaftet worden. Die 31 bis 46 Jahre alten Männer vom Club "Hells Angels Westside" aus Bremen sitzen nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Verden weiter im Gefängnis. In dem Münsteraner Prozess sind zwei Mitglieder der rivalisierenden Gruppe "Bandidos" angeklagt. Das Urteil wird an diesem Dienstag erwartet.
Beide weltweit vernetzten Motorrad-Gruppen liefern sich seit Jahren einen blutigen Bandenkrieg um die Vorherrschaft in einzelnen Regionen. Das Bundeskriminalamt geht davon aus, dass Teile der Szene in der Organisierten Kriminalität aktiv sind.
Neben den acht "Hells Angels" fasste die Polizei bei Walsrode einen Motorrad-Rocker, der nicht Clubmitglied ist. Am Abend wurde in Bremen ein weiterer "Hells Angel" festgenommen. Die zehn Männer sollen an einem Überfall auf ein Clubheim der verfeindeten "Bandidos" im niedersächsischen Stuhr beteiligt gewesen sein. Im März 2006 wurden dort sechs Personen niedergeschlagen, gefesselt und teils schwer misshandelt. "Die Verdächtigen bestreiten die Vorwürfe", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Verden, Silke Streichbier. Sie seien alle in unterschiedlichen Haftanstalten untergebracht worden.
Ansturm erwartet
Es sei unklar, ob dieser Überfall mit dem Mord an einem "Hells Angel" im münsterländischen Ibbenbüren zu tun habe, sagte die Sprecherin. Zwei 36 und 48 Jahre alte "Bandidos"-Mitglieder sollen im Mai 2007 den Motorradhändler dort mit fünf Schüssen niedergestreckt haben. Das Motiv war möglicherweise Rache.
Die Polizei in Münster hat sich zur Urteilsverkündung auf einen Ansturm hunderter Rocker beider Lager eingestellt und Kräfte aus ganz Nordrhein-Westfalen angefordert. Bereits zum Auftakt des rein auf Indizien basierenden Prozesses im vergangenen Dezember waren einige der rund 600 angereisten Rocker aneinandergeraten.
Machtkampf im Milieu
Bei dem "Hells Angels"-Europatreffen waren etwa 2000 Rocker aus ganz Europa zusammengekommen. Die Veranstaltung verlief nach Polizeiangaben weitgehend ohne Störungen. Der Zugriff auf die Verdächtigen sei bewusst nicht in Hannover, sondern auf einem menschenleeren Parkplatz erfolgt, um niemanden zu gefährden, sagte der Sprecher des niedersächsischen Landeskriminalamts (LKA), Lothar Zierke.
Im LKA gibt es Spezialisten, die die Rockerszene beobachten. Die "Hells Angels"- und "Bandidos"-Mitglieder fallen immer wieder durch schwere Straftaten wie schwere Körperverletzung, Zuhälterei und Menschenhandel auf. Die Machtkämpfe spielten sich meist im Milieu ab, sagte Zierke.