Panorama

SchweinegrippeSäuglinge an H1N1 gestorben

18.11.2009, 10:04 Uhr

Das jüngste Opfer der Schweinegrippe ist ein erst sieben Monate alter Säugling aus München. Unklarheit herrscht über den Gesundheitszustand des Babys vor der Ansteckung. In der Schweiz starb ein fünf Monate altes Baby.

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Bei der grassierenden Schweinegrippe rückt erstmals eine besonders gefährdete Gruppe in den Fokus: Neugeborene und Babys unter sieben Lebensmonaten. Sie dürfen nicht geimpft werden. (Foto: dpa)

Das jüngste Opfer der Schweinegrippe ist nach Medienberichten ein erst sieben Monate alter Säugling aus München. Das Mädchen sei bereits am 31. Oktober in einer Klinik gestorben, berichtet die Münchner Tageszeitung "tz" unter Berufung auf das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen.

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Zugleich steht für die Behandlung erkrankter Säuglinge mit Tamiflu auch nur ein Medikament zur Verfügung, das für Kinder unter einem Jahr eigentlich gar nicht zugelassen ist. (Foto: REUTERS)

Unklarheit herrsche über den Gesundheitszustand des Babys vor der Ansteckung, berichtete das Blatt. Während das Berliner Robert Koch-Institut (RKI) in seiner Statistik die Risikofaktoren mit "unbekannt" angab, habe LGL- Sprecherin Claudia Schuller davon gesprochen, der Säugling habe an einer nicht näher bezeichneten chronischen Vorerkrankung gelitten.

Erster Todesfall in der Schweiz

Im Kanton Baselland starb ein Säugling an dem neuen H1N1-Virus, wie der Kanton mitteilte. Es handele sich um ein fünf Monate altes Baby, das schon vor einigen Tagen tot ins Universitätskinderkrankenhaus gebracht worden sei, hieß es. Dass der Säugling am H1N1-Virus gestorben sei, habe man erst am Dienstag erfahren, als die Untersuchungsergebnisse vorlagen.

Todesfall mit Vorerkrankung

In Niedersachsen gibt es einen zweiten Schweinegrippe-Todesfall. Eine 57-Jährige aus Delmenhorst, die in der Ukraine Urlaub gemacht hatte, sei gestorben, teilte das niedersächsische Gesundheitsministerium in Hannover mit. Die Frau sei der Infektion bereits am vergangenen Mittwoch erlegen, das Landesgesundheitsamt habe dies nun bestätigt.

Bei ihrer Rückkehr aus der Ukraine - einem stark von der Schweinegrippe betroffenen Land - am Montag vor einer Woche habe die 57-Jährige ihren Hausarzt aufgesucht. Die Patientin habe Vorerkrankungen gehabt.

Kinderärzte bleiben bei Impfempfehlung

Auch nach dem ungeklärten Tod eines herzkranken Kleinkindes raten Ärzte dazu, chronisch kranke Kinder gegen Schweinegrippe impfen zu lassen. "Gerade für chronisch kranke und ganz kleine Kinder ist der Schutz immens wichtig, denn dort haben wir die meisten schweren Verläufe und Todesfälle durch Schweinegrippe", betonte der Berliner Kinderarzt und Bundessprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Ulrich Fegeler. In Schweden und Spanien, wo bereits sehr viele Kinder geimpft worden seien, seien keinerlei Probleme aufgetreten. "Es gibt derzeit keinen Grund von der Impfempfehlung abzurücken", sagte Fegeler.

Am Dienstag war bekanntgeworden, dass bereits Ende Oktober ein kleiner Junge aus Berlin einen Tag nach der Impfung gestorben war. Der knapp Zweijährige war seit seiner Geburt schwer herzkrank und stand unmittelbar vor einer Herz-Lungen-Transplantation. Bislang ist unklar, ob sein Tod in irgendeiner Weise mit der Impfung in Zusammenhang steht. Die Untersuchungen dazu am Paul-Ehrlich-Institut (PEI) im hessischen Langen dauern an.

Gefahr für chronisch kranke Kinder

"Je schwerer die Krankheit ist, desto höher ist die Gefahr, dass der betreffende Mensch einfach an seiner Krankheit stirbt", hatte PEI-Sprecherin Susanne Stöcker erläutert. Je mehr Menschen sich zudem impfen lassen, desto höher sei auch die Zahl von Todesfällen im zufälligen Zusammenhang. Tatsache sei jedoch, dass das Virus für chronisch kranke Kinder "sehr, sehr gefährlich" sei, betonte Stöcker im "Tagesspiegel". Wegen des erhöhten Risikos auch für gesunde Neugeborene, raten die Kinderärzte dazu, unbedingt das Kreißsaalpersonal zu impfen. Auch die Mutter sollte sich gleich nach der Entbindung immunisieren lassen.

Quelle: dpa