Panorama

James Dean der deutschen KunstszeneSchau beleuchtet Blinky Palermo

26.02.2011, 10:00 Uhr

Der rätselhafte Blinky Palermo gilt als James Dean der Kunstszene. In Münster sind jetzt viele Werke des Mannes zu sehen, der intensiv lebte und früh starb. Ein Rundgang durch ein Leben.

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Unbetitelt Exponate aus dem Jahr 1977 (Acryl auf Aluminium). (Foto: dpa)

Er lebte das Leben eines Rockstars, heißt es. Er liebte die Frauen, die Drogen, den Alkohol. Gleichzeitig galt der Künstler Blinky Palermo (1943-1977) als sensibel und sinnlich. Er versteckte seine feinen Gesichtszüge hinter einer Sonnenbrille, seinen schmalen Körper hüllte er in eine Lederjacke. Seine Arbeiten sind das genaue Gegenteil: direkt, offen, ausdrucksstark. Eine Schau in Münster beleuchtet das Werk der schillernden Persönlichkeit unter dem Titel "Palermo - Who knows the beginning and who knows the end".

Der Beginn ist klar. 1943, Leipzig. Palermo wird als Peter Heisterkamp geboren. Kein Name, mit dem man was werden kann, soll sein späterer Lehrer Joseph Beuys gesagt haben. Dennoch: Ein Künstler war geboren. Einer, den nie jemand so richtig einordnen konnte. So schwer, wie der Mensch Palermo zu fassen war, so erging es der Kunstszene auch mit seinen objekthaften Gemälden. Er bannte Farbe auf Holz, Stoff, Metall oder einfach direkt auf die Wand.

Früher Tod ist ungeklärt

Palermo experimentierte mit teils geometrischen Formen, die sich mal offen und fließend gestalten, mal hart voneinander abgetrennt sind. Immer haben sie auch etwas mit dem Raum zu tun, in dem sie sich befinden. "Der Ausdruck war für Palermo das Entscheidende", sagt der Kurator der Schau in Münster, Erich Franz. Einzelne Elemente wirken nicht für sich allein. "Das Bild besteht aus den Brücken, die der Betrachter schafft." Deshalb hat Blinky Palermo mit Filzstift auf den Rückseiten der Einzelteile deren Abstände und Anordnung festgelegt.

Eines der Exponate an den Wänden des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte mutet an wie ein Galgen. Zwei schmale Holzlatten, in Form eines T aufeinander gestellt, rechts daneben ein tiefschwarzes Dreieck, das mit der Spitze nach unten zeigt.

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Ebenfalls unbetitelt sind diese Exponate aus dem Jahr 1977 (Acryl auf Aluminium). (Foto: dpa)

Sein früher, bis heute ungeklärter Tod während einer Reise auf die Malediven verschaffte Blinky Palermo den Ruf eines James Dean der deutschen Kunstszene. Dabei führte er zunächst ein bodenständiges Leben. Aufgewachsen in Leipzig und Münster, ging der schöne Mann mit den dunklen Haaren und dem suchenden Blick im westfälischen Steinfurt zur Schule. Später wurde er an der Düsseldorfer Kunstakademie Schützling von Joseph Beuys. Der soll in seinen Arbeiten immer etwas "Hauchartiges" gesehen haben.

Kurator Erich Franz beschreibt das so: "Es gibt nichts, das festgehalten werden kann." Tatsächlich: So kräftig die Acrylfarbe auf dem Bild mit dem Titel "Das gelbe Fenster" leuchtet, so verschwommen und wenig greifbar kommt sie dem Betrachter im nächsten Moment vor. In manchen Räumen hat das Museum in Münster nur ein Werk ausgestellt. Nebenbei konsumieren lässt sich die Kunst nicht, die Palermo unter anderem in New York, Barcelona, München und Basel zeigte. In der Zwischenzeit gingen zwei Ehen den Bach hinunter.

Schon zu Lebzeiten ein Star

In der Kunstszene war Blinky Palermo schon zu Lebzeiten ein Star. Der breiten Masse werde er jetzt erst bekannt, sagt der Münsteraner Museumsdirektor Hermann Arnhold. Blinky Palermo alias Peter Heisterkamp wäre heute 67 Jahre alt, ein alter Mann. Stattdessen bleibt er in den Köpfen seiner Zeitgenossen immer der rätselhafte, junge Kerl mit Lederjacke und Sonnenbrille. Ein Mythos.

Die Ausstellung "Palermo - Who knows the beginning and who knows the end" ist von Samstag (26. Februar) an bis zum 15. Mai in Münster zu sehen. Geöffnet ist die Schau immer dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr. Erwachsene zahlen 5 Euro Eintritt (ermäßigt 3,50 Euro/Kinder 2,80 Euro).

Quelle: Julia Wäschenbach, dpa