Panorama

Tierdrama auf HelgolandSeit "Xaver" etliche Robbenbabys vermisst

10.12.2013, 16:56 Uhr
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Die Robbenbabys leben normalerweise auf einer vorgelagerten Düne. (Foto: dpa)

Mitten in der Geburtszeit der Kegelrobben fegt das Orkantief "Xaver" über Helgoland hinweg. Für die neugeborenen Robben wird der Sturm zur Katastrophe. Von mehreren Dutzend Robbenbabys fehlt seit dem Orkan jede Spur.

Mit Windstärke 12 ist der Orkan "Xaver" über Helgoland hinweggestürmt. Seit dem Sturm werden auf der Insel 47 Robbenbabys vermisst. Die kleinen Robben seien von einer der Insel vorgelagerten Düne verschwunden, sagte Helgolands Tourismusdirektor Klaus Furtmeier. "Wo genau sie abgeblieben sind oder was genau passiert ist, weiß keiner." Viele der kleinen Robben seien vermutlich ins Meer gespült worden. Es gebe noch "geringe Hoffnung", dass das eine oder andere Tier irgendwo wieder auftauche.

"Die Weibchen robbten über die Strände und suchten ihre Jungtiere, und die Jungtiere robbten und riefen und quakten nach ihrer Mutter", berichtete Helgolands Naturschutzbeauftragter Rolf Blädel. "Es war deprimierend." Auch fünf Muttertiere werden seit dem Sturm vermisst. Die Tier-Waisen wurden eingefangen und zur Seehundstation Friedrichskoog gebracht, wo sie wieder aufgepäppelt werden.

Kegelrobbenbabys sind Nichtschwimmer

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Orkantief "Xaver" hat die der Insel vorgelagerte Düne stark beschädigt. (Foto: dpa)

Der Orkan fiel mitten in die Geburtszeit der Kegelrobben. Diese beginnt für gewöhnlich Mitte November und dauert bis Ende Dezember oder Anfang Januar. Bislang wurden in dieser Saison laut Furtmeier 155 Kegelrobben auf Helgoland geboren, 14 davon seit vergangenem Sonntag. Bei der Geburt sind Kegelrobbenbabys zunächst Nichtschwimmer, ihr Fell ist noch nicht wasserabweisend. Die wärmende Fettschicht müssen sich die Robbenbabys erst anfressen. Erst nach drei bis vier Wochen schützt ihr Fell sie gegen die niedrigen Wassertemperaturen.

Nachdem die Kegelrobben in den 80er Jahren fast als ausgestorben galten, kommen sie seit Mitte der 1990er Jahre wieder regelmäßig auf die Helgoländer Düne, um hier ihre Jungen zur Welt zu bringen.

Auch im Wattenmeer sucht man nach verirrten Robben

Auch in den "Kinderstuben" der Kegelrobben im Wattenmeer wirbelte "Xaver" die Tierfamilien tüchtig durcheinander. Normale Hochwasser könnten die niedrige vor Amrum und Sylt gelegene Sandbank nicht überschwemmen, sagte Biologe Christof Goetze von der "Schutzstation Wattenmeer". Doch: "Durch die von 'Xaver' verursachten Rekordwasserstände mussten die Kegelrobben an Orte ausweichen, wo sie sonst kaum anzutreffen sind."

Im Wattenmeer wurden vor dem Orkantief nach Angaben der Naturschutzgesellschaft 55 erwachsene Kegelrobben und 8 Jungtiere gezählt. Aktuelle Zahlen nach dem Sturm gibt es noch nicht. Im nordfriesischen Wattenmeer gehen unter anderen Nationalpark-Ranger und Freiwillige der Naturschutzverbände weiterhin gemeinsam auf "Kegelrobben-Patrouille".

Quelle: ntv.de, lkl/dpa/AFP