Panorama

Französische Tierschützer entsetzt Stierkampf bleibt erlaubt

Der Torero spielt mit dem Stier - bis er ihn tötet: hier bei einem Festival in Nîmes.

Der Torero spielt mit dem Stier - bis er ihn tötet: hier bei einem Festival in Nîmes.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ernest Hemingway machte daraus ein romantisches Abenteuer. Der Stierkampf ist aber nicht nur in Spanien populär, sondern auch in Südfrankreich. Dafür gibt es sogar eine gesetzliche Ausnahmeregelung. Tierschützern freilich ist dies ein Dorn im Auge - sie klagen. Nach dem Urteil äußert sich Schauspielerin Brigitte Bardot entsetzt.

Tierschützer haben im Kampf gegen die blutige Tradition des Stierkampfes in Frankreich eine Niederlage erlitten. Französische Verfassungsrichter wiesen eine Klage gegen eine Ausnahmeregelung im Strafrecht ab. Demnach können Toreros in traditionellen Stierkampf-Regionen nicht wegen Tierquälerei zur Rechenschaft gezogen werden.

Die Corrida-Gegner hatten diese Ausnahme als unzulässig kritisiert und wollten dem Spektakel mit der Verfassungsbeschwerde ein Ende bereiten. In Frankreich kann Tierquälerei mit bis zu zwei Jahren Haft und 30.000 Euro Geldstrafe geahndet werden.

Der Schaukampf zwischen Mensch und Tier ist vor allem im Süden Frankreichs beliebt. In zahlreichen Städten wie Arles oder Nîmes ist er zudem ein wichtiger Touristenmagnet. Die Regionen hätten bei einem Verbot erhebliche Einnahmeeinbußen befürchten müssen.

"Wir leben in einem rückständigen Land"

Die Stierkampf-Gegner zeigten sich nach der Entscheidung enttäuscht und warfen dem Verfassungsrat vor, unter politischem Druck eingeknickt zu sein. Hintergrund der Kritik waren Äußerungen von Regierungspolitikern, die sich eindeutig auf die Seite der Stierkampf-Befürworter gestellt hatten.

Die frühere Film-Diva und Tierschutzaktivistin bezeichnete die Verfassungsrichter als Feiglinge. "Wir leben in einem rückständigen Land, das sich niemals entwickeln wird", sagte die 77-Jährige der französischen Nachrichtenagentur AFP. Sie sei verzweifelt.

Der Stierkampf in seiner heutigen Form entwickelte sich auf der Iberischen Halbinsel. Die Mauren aus Nordafrika, die Andalusien im 8. Jahrhundert erobert hatten, machten aus dem von den Westgoten praktizierten Kampf eine an Festtagen abgehaltene ritualisierte Aufführung. Dabei kämpfte ein Reiter gegen Stiere und tötete sie.

Glorifiziert durch Autoren und Maler

Die moderne Corrida entwickelte sich im 18. Jahrhundert. Der Kampf beginnt mit einem feierlichen Einzug der Toreros und ihrer Helfer in die Arena. Zunächst wird der Stier mit einem roten Umhang gereizt und durch die Kampfbahn gejagt. Im Lanzenkampf versucht der berittene Picador, den Stier zwischen die Schulterblätter zu stechen. Dann stoßen drei Banderilleros mit Widerhaken und Bändern versehene Spieße in den Nacken des Stiers. Zuletzt tötet der Matador das Tier mit einem gezielten Degenstoß.

Für die Einen ist das ein blutiges Gemetzel, für die Anderen ein Ereignis von fast mythisch-religiöser Qualität, das tief in der Kultur des Südens wurzelt. Glorifiziert wurde der Stierkampf durch Autoren wie Ernest Hemingway oder Mario Vargas-Llosa und verewigt durch Maler wie Picasso und Gauguin.

Quelle: ntv.de, dpa

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