Panorama

Geiselnahme mit zwei TotenSuche nach dem Tatmotiv

15.01.2007, 09:28 Uhr

Zwei Gymnasiasten haben in Tessin bei Boizenburg (Kreis Ludwigslust) ein Ehepaar mit mehreren Messerstichen getötet und ein 15-jähriges Mädchen als Geisel genommen. Für die Tat gibt es bisher kein "nachvollziehbares Motiv".

Nach der Bluttat in Tessin (Mecklenburg-Vorpommern) mit zwei Toten geht die Suche nach dem Motiv der beiden Schüler weiter. "Wir gehen davon aus, dass die beiden 17-Jährigen zum Haus des Ehepaares gegangen sind, um sich deren Auto anzueignen. Und weil der tödliche Angriff erfolgte, um diese Straftat umzusetzen, haben wir auch den Mordvorwurf erhoben", erklärte Oberstaatsanwalt Hans-Christian Pick am Montag in Schwerin. Ein nachvollziehbares Motiv sei jedoch auch nach der Befragung der beiden geständigen Schüler nicht zu erkennen.

Die beiden Gymnasiasten hatten am Samstagabend in Tessin bei Boizenburg ein Ehepaar mit mehreren Messerstichen getötet und ein 15-jähriges Mädchen als Geisel genommen. Auf der Flucht mit dem Auto der Getöteten konnten sie von der Polizei zur Aufgabe bewegt werden. Am Sonntagabend hatte das Amtsgericht Hagenow Haftbefehle wegen Totschlags, Geiselnahme und gemeinschaftlichen Diebstahls gegen die beiden Schüler erlassen.

Am Elbe-Gymnasium, an dem die beiden Inhaftierten zur Schule gingen, herrscht große Betroffenheit. "Normaler Unterricht ist unter diesen Bedingungen nicht möglich", sagte Schulleiter Norbert Stern am Morgen in Boizenburg. Die Lehrer würden mit den Schülern über die Tat sprechen. Psychologen und ein Pfarrer seien zur Betreuung vor Ort, um das Geschehen mit den Schülern aufzuarbeiten. An dem Gymnasium in dem Elbestädtchen nahe Hamburg lernen 560 Schüler.

Die beiden Jungen hatten den 46 Jahre alten Familienvater laut Pick beim Öffnen der Tür erstochen und anschließend seine fünf Jahre jüngere Frau getötet. Der 16-jährige Sohn des Ehepaares konnte dann die Polizei alarmieren. Danach flüchteten die Täter mit ihrer gefesselten und geknebelten Geisel. Das Mädchen habe die Bluttat nicht mit ansehen müssen, trat Pick entsprechenden Medienberichten entgegen. Die 15-Jährige, die ebenfalls aus dem Dorf stammt und zuvor mit ihren Peinigern unterwegs gewesen sein soll, sei zuvor in einen Schuppen gesperrt worden. Die beiden Todesopfer sollten am Montag von Gerichtsmedizinern untersucht werden.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) reagierte mit Entsetzen auf das Verbrechen. "Den Angehörigen der Opfer dieser Bluttat spreche ich mein tief empfundenes Mitgefühl aus", sagte Ringstorff am Montag in Schwerin. "Es ist für mich unerklärlich, zu welch unglaublicher Gewalt die beiden Schüler in der Lage waren. Es ist wichtig, dass die Hintergründe dieser Tat umfassend aufgeklärt werden."