Panorama

Singen für den Frieden Superstar am Hindukusch

Farhad Darya ist ein echter Superstar - zumindest am Hindukusch. Der afghanische Sänger und Songschreiber hat in seiner Heimat und in den Nachbarländern längst eine riesige Fangemeinde, zu seinen Konzerten strömen schon mal bis zu 45.000 Menschen - nun will der UN-Friedensbotschafter mit deutscher Hilfe seine zerstrittenen Landsleuten einen. Gerade hat er in einem Studio nahe München eine besondere CD produziert: "Die Lieder sollen dazu beitragen, dass die untereinander zerstrittenen ethnischen Gruppen in Afghanistan aufeinander zugehen", sagt Andreas Schneider, Landesdirektor des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) in Afghanistan. Der DED fördert dass Projekt mit 100.000 Euro.

Doch das Album mit dem Titel "Yaahoo" soll keine Heile-Welt- Friedensmucke, sondern echten Pop für die Massen bieten - dafür wurde Goar B als Produzent verpflichtet. Der hat jahrelange Erfahrung im internationalen Musikgeschäft, kann 70 Gold- und Platinauszeichnungen aus 40 Ländern vorweisen und zeichnete 1999 für den Lou-Bega-Hit "Mambo No. 5" verantwortlich, der sich weltweit mehr als zwölf Millionen Mal verkaufte. Über seine Zusammenarbeit mit dem afghanischen Sänger sagt er begeistert: "Darya ist unglaublich sympathisch, weltoffen und musikalisch sehr kompetent."

Songs von Frieden und Versöhnung

In seinen Liedern greift der Künstler, der sieben Sprachen spricht, häufig politische Themen auf, singt von Frieden und Versöhnung. "Auf sehr lyrische und bildreiche Art, ohne Jemanden vor den Kopf zu stoßen", wie sein Manager Haroon Kargha betont. In einem der Lieder gehe es zum Beispiel um ein Mädchen, das aus dem Jenseits zurückkehrt, um seine Steinigung anzuklagen.

Trotz seiner Popularität lässt Darya jegliche Starallüren vermissen. Der 45-Jährige ist eine ruhige, beinahe unauffällige Erscheinung und wirkt selbst in den Aufnahmepausen, abseits des Mikrofons, hochkonzentriert. Kein Vergleich zu seinen energiegeladenen Auftritten, die für europäische Beobachter mitunter martialisch anmuten. Sein Markenzeichen sind nackte Füße, häufig ein Turban und auch sonst Kleidung, wie sie von den Taliban getragen wird. Der Auftritt sei bewusst gewählt, die Kleidung sei Teil der afghanischen Kultur, sagt Darya: "Ich möchte nicht, dass die traditionellen Kleidungsstücke durch die Taliban negativ belegt werden."

Lieder für alle Altersschichten

Der Mann, der inzwischen mit seiner Familie in den USA lebt, schafft es so, verschiedene Gruppen der afghanischen Gesellschaft zu erreichen. "Er ist ein Phänomen, denn er spricht mit seinen Liedern alle Altersschichten an", berichtet etwa DED-Direktor Andreas Schneider. Der Entwicklungshelfer betrachtet die politische Entwicklung in Afghanistan mit wachsender Sorge. Die Situation habe sich in den vergangenen beiden Jahren massiv verschlechtert: "Ethnische Gruppierungen bekämpfen sich innerhalb und außerhalb der Regierung."

Nun sollen die Lieder von Darya die Menschen in Afghanistan dazu bringen, aufeinander zuzugehen und die Waffen niederzulegen. In den kommenden Tagen sollen zunächst 5000 CDs mit Daryas Liedern kostenlos an die Rundfunkstationen in Afghanistan und den Nachbarländern verteilt werden. Aufgrund der hohen Analphabetenquote sei die Musik der ideale Weg, die Menschen anzusprechen, meint Schneider: "Einen CD-Player gibt es in jedem Ort."

Alexander Hauk, dpa

Quelle: ntv.de

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