Geiselnahme in StraubingTäter wollte Besuch erpressen
Der Schwerverbrecher, der seine Psychotherapeutin im bayerischen Hochsicherheitsgefängnis Straubing als Geisel genommen hatte, wollte den Besuch einer Brieffreundin erpressen.
Weil er einen Besuch seiner Brieffreundin erpressen wollte, hat ein Schwerverbrecher seine Psychotherapeutin im bayerischen Hochsicherheitsgefängnis Straubing als Geisel genommen. Nach einem siebenstündigen Nervenkrieg gab der Mann in der Nacht zum Mittwoch auf. Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) kündigte schärfere Kontrollen in den Gefängnissen des Freistaats an.
Der 51-jährige Gefangene Roland K. verbüßt eine lebenslange Haftstrafe, zu der er 1985 unter anderem wegen Mordes und Vergewaltigung verurteilt worden war. Wegen besonderer Schwere der Schuld war seine Mindesthaftdauer auf 22 Jahre festgesetzt worden. Auch nach deren Ablauf blieb K. weiter in Haft, er sitzt inzwischen aber in der sozialtherapeutischen Abteilung.
K. hatte die 49-jährige Anstaltstherapeutin mit einem Messer bedroht und anschließend in ihrem Büro gefesselt. Er forderte nach Angaben des bayerischen Justizministeriums anschließend, mit seiner Brieffreundin sprechen zu dürfen, die nach Straubing kommen solle. Während der Geiselnahme kam es womöglich auch zu sexuellen Übergriffen des Mannes auf die Therapeutin. Dies soll geklärt werden, sobald die Frau vernommen werden kann. Sie befindet sich in psychologischer Betreuung.
Messer-Frage noch offen
Zur Aufgabe bewegt werden konnte K. durch mehrere Psychologen der Polizei und der Haftanstalt. Zum Schutz der Geisel verzichtete die Polizei auf einen Zugriff durch Spezialkräfte. Auch am Mittwoch war zunächst weiter unklar, wie der Mann das Messer herstellen oder einschmuggeln konnte. Merk kündigte an, die Kontrollen in den Hafträumen und Arbeitsbetrieben noch auszuweiten.
Der Mann brachte die Therapeutin am Dienstag gegen 17.35 Uhr in seine Gewalt. Die Polizeidirektion Straubing schickte umgehend massive Polizeikräfte, darunter auch Spezialeinsatzkräfte, zu der Justizvollzugsanstalt. Der Bereich um das Gefängnis wurde weitläufig abgesperrt. Örtlichen Medien zufolge verbüßt etwa ein Fünftel der rund 850 in dem Gefängnis inhaftierten Männer lebenslange Haftstrafen wegen Mordes.