"Protz-Bischof" stückelte Ausgaben Tebartz-van Elst soll Baukosten verschleiert haben
13.10.2013, 01:35 Uhr
Hat er die Finanzaufsicht des Vatikan getäuscht? Die Vorwürfe gegen Bischof Tebartz-van Elst nehmen kein Ende.
(Foto: picture alliance / dpa)
Warum kann der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst so lange an seiner neuen Residenz bauen, ohne dass jemand etwas von der Kostenexplosion mitbekommt? Der "Protz-Bischof" unterläuft offenbar jahrelang die Finanzaufsicht des Vatikan.
Unter der Ägide des umstrittenen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst sind im Bistum Limburg über Jahre hinweg die Baukosten für dessen Amtssitz auf dem Domberg verschleiert worden. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Die Aufsichtsinstanzen des Vatikans und des Vermögensverwaltungsrats des Bistums seien damit systematisch unterlaufen worden.
Dem neu gegründeten Vermögensverwaltungsrat sei im Sommer 2011 ein Kostenvolumen in Höhe von 17 Millionen Euro für Um- und Neubauten auf dem Limburger Domberg vorgelegt worden. Diese Summe sei in zehn Einzelprojekte gestückelt gewesen, die demnach allesamt unter der Grenze von fünf Millionen Euro lagen, ab der Bauvorhaben dem Vatikan zwingend angezeigt werden müssen.
Ein Jahr später soll der Vermögensverwaltungsrat dann eine Zwischenfinanzierung in Höhe von 15,7 Millionen Euro genehmigt haben. Der Kredit sei bei der Deutschen Bank aufgenommen worden und habe erstmals zu einem Konflikt zwischen dem Bischof und dem Rat geführt, heißt es in dem Zeitungsbericht. Tebartz-van Elst habe gegen den Rat des Gremiums verlangt, dass die Kosten niemals öffentlich werden dürften. Da die Buchführung an die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ausgelagert worden sei, hätten nur der Dombaumeister und der Architekt Rechnungen und Belege zu sehen bekommen.
Ein Drittel des Bistumsvermögen
Erst Anfang Oktober dieses Jahres erhielt der Vermögensverwaltungsrat Einblick in die tatsächlichen Kosten, nachdem der Bischof auf Druck des Vatikans Mitte September einer Offenlegung der Baukosten zugestimmt hatte. Mit inzwischen 31,4 Millionen Euro beliefen sich die Ausgaben zu diesem Zeitpunkt laut "FAS" schon auf etwa ein Drittel des Vermögens des Bischöflichen Stuhls. Die drei Mitglieder des Rats hätten den Bischof sodann in einer Sitzung am 7. Oktober mit den Kosten konfrontiert.
Unter Berufung auf ihr vorliegende Unterlagen schreibt die Zeitung, dass ein Teil der Mehrkosten auf ständige Umplanungen und Änderungen während der Bauphase zurückzuführen sei. Seit 2011 seien zum Beispiel mehrfach Raumpläne und Bodenbeläge umgeplant sowie Beleuchtungen, Elektroanschlüsse und die Entwässerung geändert worden.
Die Staatsanwaltschaft Limburg prüft inzwischen Vorwürfe der Untreue. Am Donnerstag beantragte zudem die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl wegen eidesstattlicher Falschaussage. Dabei geht es um Angaben des Bischofs im September 2012 zu einem Flug nach Indien.
Neben Tebartz-van Elst wird kommende Woche auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, im Vatikan erwartet. Dieser hatte sich vom Verhalten des Limburger Bischofs distanziert.
Quelle: ntv.de, AFP