Panorama

Skandal beim KinderhilfswerkUnicef-Chef im Visir

29.11.2007, 15:29 Uhr

Nach den Verschwendungsvorwürfen an Unicef hat die Deutschland-Vorsitzende Heide Simonis den Geschäftsführer aufgefordert, seine Tätigkeit bis zur vollständigen Aufklärung ruhen zu lassen.

Nach den Verschwendungsvorwürfen gegen Unicef hat die Deutschland-Vorsitzende Heide Simonis den Geschäftsführer aufgefordert, seine Tätigkeit bis zur vollständigen Aufklärung ruhen zu lassen. Außerdem schlug Simonis - nach Unicef -Angaben im Einvernehmen mit Geschäftsführer Dietrich Garlichs - die Prüfung der Kritikpunkte durch einen unabhängigen Experten vor. Beide wiesen die pauschalen Vorwürfe gegen die deutsche Organisation des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen als "nicht gerechtfertigt" zurück.

Simonis hatte zuvor gesagt, entgegen den Erklärungen von Garlichs habe der Vorstand von den kritisierten Vorgängen nichts gewusst. Die ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin hatte Garlichs ultimativ aufgefordert, "diese falschen Behauptungen zu korrigieren". Garlichs kam der Aufforderung öffentlich nicht nach. "Er nimmt dazu heute nicht Stellung", sagte eine Unicef -Sprecherin in Köln. Es habe aber "ein offenes Gespräch" zwischen Simonis und Garlichs gegeben, teilte die Organisation mit. Simonis berief für diesen Samstag eine Vorstandssitzung in Köln ein. "Wir müssen jetzt alles auf den Tisch legen", sagte sie.

Nach einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" sollen über Jahre hinweg "Unsummen für dubiose Beraterverträge und eigenmächtig veranlasste Bauarbeiten" ausgegeben worden sein. So sollen sich die Gesamtkosten für den Umbau der Bundesgeschäftsstelle von Unicef in Köln bislang auf rund eine Million Euro belaufen. Zudem soll ein ehemaliger Bereichsleiter von Unicef seit seiner Pensionierung vor zwei Jahren Honorare von fast 300.000 Euro bekommen haben.

In einem anderen Fall habe ein ehemaliger Mitarbeiter der Zeitung zufolge für mehrere Projekte zusammen 191.500 Euro erhalten. "Ich bin nicht gegen Nebentätigkeiten, aber sie müssen angegeben und verrechnet werden mit der Rente oder der Pension, wie es im Gesetz steht", sagte Simonis. Ob dies so gehandhabt worden sei, wisse sie nicht.

Garlichs hatte den Zeitungsbericht am Mittwoch als "sehr unfair" bezeichnet und die Vorwürfe zurückgewiesen. "Da wird versucht, eine Sensation darzustellen, die es nicht gibt", sagte er.

Simonis erklärte, Ende Mai habe sie durch einen anonymen Brief von den Vorgängen erfahren. Anfang Juni habe sich der Vorstand damit beschäftigt. Sie wolle möglichst schnell eine von allen Seiten anerkannte Persönlichkeit finden, die in der Lage sei, alle Vorgänge restlos aufzuklären.