Panorama

80 Menschen sterben bei spanischem Zugunglück Video zeigt die Katastrophe auf Schienen

Im Video einer Überwachunskamera ist die Katastrophe zu sehen.

Im Video einer Überwachunskamera ist die Katastrophe zu sehen.

(Foto: REUTERS)

Der Zug rast heran, ein Wagen entgleist, nur Augenblicke später krachen alle Waggons ineinander. Ein Video zeigt nun, wie der Bahnunfall bei Santiago de Compostela in Spanien ablief. 80 Tote wurden mittlerweile geborgen, fast 180 Fahrgäste verletzt. Ein möglicher Schuldiger scheint gefunden.

Keine 24 Stunden nach dem verheerenden Zugunglück im Nordwesten Spaniens ist ein Video veröffentlicht worden, das die ganze Tragweite der Tragödie erahnen lässt. Mit 190 Stundenkilometern rast der Alvia-Schnellzug heran. Nur wenige Sekunden später ist aus der rasenden Bahn ein Trümmerhaufen und ein Massengrab geworden.

Inzwischen räumte der Lokführer ein, viel zu schnell gefahren zu sein. Der Zug sei mit rund 190 Kilometern pro Stunde unterwegs gewesen, obwohl in der Unglückskurve höchstens Tempo 80 zulässig gewesen sei, bestätigte er nach Angaben der Ermittler. Unklar war allerdings zunächst, ob er die Aussage unter Schock machte. Über den Grund für die überhöhte Geschwindigkeit wurde bislang nichts bekannt.

Verletzte noch in kritischem Zustand

Nach Angaben der staatlichen Bahngesellschaft Renfe gab es "kein technisches Problem" an dem Schnellzug. Er sei am Morgen vor dem Unfall einer technischen Inspektion unterzogen worden, sagte Renfe-Präsident Julio Gómez-Pomar Rodríguez dem privaten Radiosender Cadena Cope.

Bei dem Unglück in der nordspanischen Region Galicien kamen mindestens 80 Menschen ums Leben. Das teilte der Vertreter der spanischen Regierung in der Region Galicien, Samuel Juárez, mit. Von den derzeit 178 bekannten Verletzten seien 32 in einem kritischen Zustand, ergänzte er. Die Zentralregierung in Madrid geht von einem Unfall aus und nicht von einem Anschlag. Gleich nach dem Unglück stieg eine Rauchwolke über der Unfallstelle auf.

Der spanische Regierungschef Mariano Rajoy, der selbst aus Santiago de Compostela stammt, ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Die Region Galicien rief eine siebentägige Trauer für die Opfer aus. König Juan Carlos und der Thronfolger Felipe sagten alle offiziellen Termine ab, wie der Königspalast mitteilte.

In Santiago gedachten Hunderte Menschen der Opfer bei einem Trauergottesdienst. Viele von ihnen waren unterwegs zu den traditionellen Feierlichkeiten zum Jakobstag in Santiago, dem Endpunkt des Jakobsweges. Die Feierlichkeiten zu Ehren des Apostels Jakob in der Stadt besuchen seit dem Mittelalter Tausende Pilger. Wegen des Zugunglücks wurden das Fest abgesagt.

"Es ist schockierend"

Der aus Madrid kommende Zug war am Mittwochabend um 20.42 Uhr am Stadtrand von Santiago de Compostela in einer Kurve entgleist. Alle 13 Waggons des Zuges wurden auseinandergerissen und entgleisten. Einige Wagen prallten neben den Gleisen gegen eine Mauer und stürzten um, andere Waggons verkeilten sich ineinander. Ein Wagen flog sogar über die Begrenzungsmauer hinweg.

In dem Zug waren mehr als 220 Menschen unterwegs. Die beiden Lokführer überlebten den Unfall nahezu unverletzt. Einer von ihnen soll nach Informationen der Zeitung in einem Gespräch mit seinen Vorgesetzten immer wieder in sein Handy gerufen haben: "Wir sind entgleist! Was können wir tun?"

Kurz nach dem Unglück bringt ein Feuerwehrmann dieses Mädchen in Sicherheit.

Kurz nach dem Unglück bringt ein Feuerwehrmann dieses Mädchen in Sicherheit.

(Foto: REUTERS)

"Es ist schockierend", sagte der Chef der Regionalregierung von Galicien, Alberto Nuñez Feijoo. "Das ist wie Dantes Inferno." Der Zug war auf dem Weg von Madrid nach El Ferrol im Nordwesten des Landes, als er aus den Schienen sprang.

Bundespräsident Joachim Gauck reagierte bestürzt auf das Unglück. "Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen, denen wir Kraft wünschen für die Bewältigung des schrecklichen Verlustes, den sie erlitten haben", betonte Gauck in einem Schreiben an König Juan Carlos. Er sprach ihm "auch im Namen der deutschen Bevölkerung meine tief empfundene Anteilnahme" aus. Den Verletzten wünschte der Bundespräsident baldige Genesung. Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich Merkel in einem Telegramm an an Rajoy ebenfalls erschüttert. Papst Franziskus rief in Brasilien, wo er sich seit Montag aufhält, zum Gebet für die Opfer des Unglücks auf.

Kurve galt als "problematisch"

An der Unfallstelle arbeiteten die ganze Nacht durch Rettungskräfte. Zwei riesige Kranwagen waren dorthin gebracht worden. Leichen lagen unter Decken neben den umgestürzten Wagen. Von den Wracks stieg Rauch auf. Feuerwehrleute kämpften sich durch die Trümmer. Sie versuchten, die Überlebenden durch die Fenster aus den zerstörten Wagen zu befreien. Die Bevölkerung wurde zu Blutspenden aufgerufen.

Die Bahngesellschaft Renfe und das staatliche Unternehmen Adif, das für die Schienen verantwortlich ist, erklärten, die Unglücksursache werde untersucht. Erkenntnisse könnte demnach die Auswertung der sogenannten Blackbox des Zugs bringen. Die Katastrophe war das erste Unglück mit Todesopfern auf einem Abschnitt des spanischen Hochgeschwindigkeitsnetzes. Experten hatten bei der Planung der Strecke darauf hingewiesen, dass die enge Kurve "problematisch" sei.

Quelle: ntv.de, jtw/mli/rts/dpa/AFP

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