Panorama

Bahn, Bus, Mietauto: Rollen statt fliegen Volle Züge im Flugchaos

Ausgerechnet an einem Freitag, dem wöchentlichen Hauptreisetag, legt die vulkanische Aschewolke aus Island den Luftverkehr auch in Deutschland fast komplett lahm. Tausende weichen auf die Bahn aus: Die Züge sind brechend voll. Mietwagen werden knapp.

Hamburg Hauptbahnhof - und alle wollen rein!

Hamburg Hauptbahnhof - und alle wollen rein!

(Foto: dpa)

Die Luftraumsperrungen wegen des Vulkanausbruchs in Island haben in Deutschland zu einem Ansturm von Reisenden auf Busse, Bahnen und andere Verkehrsmittel geführt. Viele Züge waren am Freitag besonders auf den Hauptstrecken zwischen den Ballungszentren brechend voll, obwohl die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben ihren gesamten Wagenpark mobilisierte. "Alles was rollen kann, rollt", sagte ein Bahnsprecher in Berlin. Auf vielen Bahnhöfen und auch vor den Schaltern der Mietwagen-Unternehmen bildeten sich lange Schlangen. Auch Busse und Fähren meldeten einen Ansturm.

Die Bahn macht mobil

Wer Ruhe sucht, findet sie derzeit auf den Flughäfen (hier: Frankfurt/Main).

Wer Ruhe sucht, findet sie derzeit auf den Flughäfen (hier: Frankfurt/Main).

(Foto: dpa)

Die Bahn beorderte zusätzliches Service-Personal auf die wichtigsten Bahnhöfe. Kein Schalter sollte unbesetzt bleiben. Auf dem Berliner Hauptbahnhof herrschte zeitweise ein so starkes Gedränge, dass sich die Reisenden mit ihrem oft schweren Gepäck nur mühsam einen Weg zu ihrem Bahnsteig oder zum Reisecenter bahnen konnten.

Auf der Reise nach London können gestrandete Flugpassagiere allerdings nicht auf die Bahn umsteigen. Auch am Freitag waren bereits alle Züge von Brüssel oder Paris nach London ausgebucht, sagte ein Sprecher des Schnellzuges Eurostar in Brüssel. Für Samstag seien ebenfalls praktisch keine Plätze mehr frei. "Der Ansturm ist gigantisch."

Das gleiche gelte für Züge von London. Normalerweise hat Eurostar täglich rund 28.000 Fahrgäste an Bord - am Freitag zählte das Unternehmen 10.000 zusätzliche Buchungen. Sonderzüge soll es nicht geben. "Wir können aus logistischen Gründen keine zusätzlichen Züge einsetzen."

Busse statt Flugzeuge

In Frankreich kommt für Reisende erschwerend ein Streik bei der französischen Staatsbahn SNCF hinzu. Nach Angaben der SNCF waren rund ein Drittel der Lokführer und Schaffner am Freitag im Ausstand. Die Bahn will auch wegen des dortigen Ferienbeginns am Wochenende mehr Hochgeschwindigkeitszüge TGV einsetzen als üblich. Wegen des Ausfalls vieler Flüge nach der Schließung der Flughäfen war der Andrang auf internationalen Strecken hoch.

Mit Breakdance, Artistik auf einem BMX-Rad und Jonglage unterhalten Artisten des hannoverschen Varietes GOP die wartenden Passagiere auf dem Flughafen Hannover.

Mit Breakdance, Artistik auf einem BMX-Rad und Jonglage unterhalten Artisten des hannoverschen Varietes GOP die wartenden Passagiere auf dem Flughafen Hannover.

(Foto: dpa)

Viele Reisende setzen auch auf Busse statt Flugzeuge. Wegen der zusätzlichen Nachfrage werde die Kapazität um teils 500 Prozent aufgestockt, teilte die Deutsche Touring in Frankfurt mit. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben mit 80 Abfahrtsorten in Deutschland der größte deutsche Anbieter im internationalen Linienbusverkehr.

Auch die schwedische Fährreederei Stena Line meldete wegen der Flugausfälle eine erhöhte Nachfrage. "Unser Buchungsaufkommen für die Strecken Kiel-Göteborg und Hoek van Holland­Harwich hat in den letzten Stunden sehr stark zugenommen", teilte ein Firmensprecher in Kiel mit. Das Umsteigen vieler Fluggäste auf die Fähre habe die Ticketverkäufe um bis zu 20 Prozent hochschnellen lassen.

Mietwagen-Geschäft brummt

Die Autovermieter Sixt, Avis und Europcar bestätigten, dass die Wagen langsam knapp werden. "Kunden, die jetzt noch keine bestätigte Buchung haben, müssen mit erheblichen Wartezeiten rechnen", sagte eine Avis-Sprecherin der "Leipziger Volkszeitung".

Die Autovermieter haben begonnen, ihr Angebot an den Flughäfen aufzustocken. Man sei dabei, alle Fahrzeuge aus den Städten an die Flughäfen abzuziehen, sagte eine Sprecherin von Europcar. Dennoch komme es zu Engpässen, weil viele gestrandete Flugreisende auf Mietwagen umzusteigen versuchen. Auch Sixt kündigte an, seine Flotte in Europa kurzfristig um 2000 Fahrzeuge aufzustocken.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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