Schweinegrippe WHO fürchtet zweite Welle
04.05.2009, 17:47 UhrDie Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat vor einer zweiten, heftigeren Welle der Schweinegrippe gewarnt. Trotz des anscheinenden Rückgangs der Todesrate sei ein zweiter, viel schwererer Ausbruch möglich, sagte WHO-Chefin Margaret Chan der "Financial Times". Nach Angaben der WHO stieg die Zahl der bestätigten Fälle weltweit auf über 1000.
"Wir hoffen zwar, dass das Virus sich totläuft", sagte Chan. Eine zweite Schweinegrippe-Welle könne jedoch jederzeit "mit aller Macht" zuschlagen. "Ich sage jetzt nicht, dass eine Pandemie losbricht", betonte die WHO-Chefin. Sie treffe aber "lieber zuviel als keine Vorsorge".
Wie die WHO mitteilte, sind 1003 Influenza A (H1N1)-Fälle in 20 Ländern bestätigt. Vorerst will die Organisation aber weiter nicht höchste Pandemie-Warnstufe ausrufen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte in New York, es gebe noch "viele Unbekannte" bei der Schweinegrippe.
Auch das Robert Koch-Institut (RKI) rief zu Wachsamkeit auf. Die Zahl der bestätigten Fälle in Deutschland liege nach wie vor bei acht und den Patienten gehe es gut, sagte RKI-Präsident Jörg Hacker. Es müsse aber auch in Deutschland mit weiteren Fällen gerechnet werden. Geprüft würden noch zehn Verdachtsfälle.
Ende nicht absehbar
Hacker warnte, es müsse damit gerechnet werden, dass sich das Virus A/H1N1 möglicherweise weiter verändere und zum Beispiel stärker krank machen könnte als derzeit. Dies sei noch Spekulation, die Gefahr müsse aber ernst genommen werden, sagte der RKI-Chef. Wann die Krankheitswelle abebben wird, kann nach Hackers Einschätzung nicht seriös vorhergesagt werden. Zur besseren Vorbeugung und Bekämpfung der Infektionskrankheit müssen Ärzte hierzulande seit Sonntag neue Verdachts- und Erkrankungsfälle dem Gesundheitsamt melden.
Das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit (FLI) warnte vor der Übertragung des neuen Influenza-Virus auf Schweine. Betriebsfremde und Menschen, die sich mit dem Schweinegrippe-Virus infiziert haben könnten, dürften keinen Zutritt zu Tierbeständen erhalten, erklärte Institutspräsident Thomas Mettenleiter. Die Welternährungsorganisation (FAO) in Rom rief zu einer "genauen Überwachung" der weltweiten Schweinebestände auf. Am Wochenende hatten die Behörden in Kanada bestätigt, dass dort ein Landwirt seine Schweine mit dem Virus A/H1N1 angesteckt hatte.
In Mexiko, dem Ausgangsland der Schweinegrippe, stieg die Zahl der an dem Virus gestorbenen Menschen nach Behördenangaben auf 26 an. Die mexikanische Regierung gab sich aber zuversichtlich, die Epidemie zu bewältigen. Ab Mitte der Woche sollten in der Hauptstadt Mexiko-Stadt Museen, Restaurants und andere im Kampf gegen die Epidemie geschlossene Orte schrittweise wieder geöffnet werden.
Isolierte werden ausgeflogen
Mexikos Präsident Felipe Caldern hat sich über ein zunehmend diskriminierendes Vorgehen anderer Staaten gegen Mexikaner beschwert. "Ich finde es ungerecht, dass es einige Länder gibt, die aus Desinformation oder Nichtwissen Maßnahmen der Diskriminierung und der Repression ergreifen", sagte Caldern. Mexiko sei in der vordersten Front im Kampf gegen die Influenza-Epidemie und habe in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf die Welt stets informiert.
Die Kritik Calderns bezog sich vor allem auf China, wo am Wochenende eine Gruppe von rund 70 gesunden Mexikanern in einem Krankenhaus isoliert worden war. Das mexikanische Außenministerium hatte daraufhin den Mexikanern von Reisen nach China abgeraten. Die dort praktizierten Isolierungen verstießen gegen die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und gegen Menschenrechte, hieß es. Ein Flugzeug soll nach China geschickt werden, um die Isolierten nach Mexiko zurückzuholen.
Quelle: ntv.de, mit dpa/AFP/rts