Panorama

Bald arbeitet nur noch ein DrittelWas ist Wohlstand?

26.05.2006, 11:22 Uhr

Der Begriff Wohlstand muss nach Ansicht des Zukunftsforschers Prof. Horst W. Opaschowski neu definiert werden. Künftig werde nur noch jeder Dritte in Deutschland arbeiten.

Der Begriff Wohlstand muss nach Ansicht des Zukunftsforschers Prof. Horst W. Opaschowski neu definiert werden. Schon heute werde Wohlstand für die Bürger immer mehr zu einer Frage des persönlichen Wohlbefindens, sagte Opaschowski der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Der Hamburger Wissenschaftler erwartet, dass die Automatisierung in der Produktion fortschreitet, die Arbeitslosigkeit kaum sinkt und die Zahl der Rentnerhaushalte zunimmt. "Das heißt pointiert für die Zukunft der nächsten 20 Jahre: Ein Drittel hat Arbeit - zwei Drittel arbeiten noch nicht, nicht mehr oder nie mehr."

Aus der Erwerbsgesellschaft muss deshalb nach den Worten des Forschers eine "Tätigkeitsgesellschaft" werden: "Die Menschen definieren sich dann stärker über ihre Tätigkeit für die Familie, für das Gemeinwesen, für die Nachbarschaft. Ansehen richte sich so nicht nur nach der Einkommenshöhe, sondern auch nach dem, was man für andere tue."

Opaschowski erwartet, dass in Deutschland bis zum Jahr 2020 nur noch ein Drittel der Bevölkerung von eigener Erwerbstätigkeit leben wird - nach knapp 40 Prozent im Jahr 2004. Der Wissenschaftler plädierte deshalb für eine staatlich finanzierte Basissicherung und begründete dies auch damit, dass Deutschland im weltweiten Wohlstandsvergleich weiter zurückfallen werde. "Schon bald können andere Länder wie zum Beispiel Spanien im Pro-Kopf-Einkommen an uns vorbeiziehen."

Zur staatlich finanzierten Basisabsicherung der Bürger schwebt dem Wissenschaftler ein Stufenmodell vor. Dieses müsse die Besitzstandsansprüche der heutigen Generation garantieren, aber für alle Neugeborenen eine Grundversorgung vorsehen. "Renten-, Arbeitslosen- und Sozialhilfezahlungen wären dann entbehrlich", erklärte Opaschowski. Nach seinen Worten könnte das Modell in einem Zeitraum von ein bis zwei Generationen Realität sein. In der Politik kritisierte der Forscher ein !frustrierendes Denken in Legislaturperioden".