Südeuropäer sollen aus Euro aussteigen AfD will die D-Mark nicht zurück
18.05.2013, 12:45 Uhr
Bernd Lucke
(Foto: picture alliance / dpa)
Die neue Partei Alternative für Deutschland ist äußerst Euro-kritisch. Doch Parteichef Lucke geht es gar nicht um die Rückkehr zur D-Mark. "Nicht Deutschland soll den Euro verlassen, sondern die südeuropäischen Staaten", sagt er. SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück befürchtet derweil, dass die AfD auch seiner Partei gefährlich werden könnte.
Die eurokritische neue Partei Alternative für Deutschland (AfD) will nach den Worten ihres Vorsitzenden Bernd Lucke nicht zurück zur D-Mark. "Nicht Deutschland soll den Euro verlassen, sondern die südeuropäischen Staaten", sagte Lucke der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Die Südländer hätten dann die Chance, über eine Abwertung ihrer Währungen wieder wettbewerbsfähig zu werden. Im offiziellen Parteiprogramm der AfD heißt es allerdings noch: "Deutschland braucht den Euro nicht. Die Wiedereinführung der D-Mark darf kein Tabu sein."
Lucke plädierte jetzt in dem Zeitungsinterview dafür, in den Ländern Südeuropas eine Parallelwährung zum Euro einzuführen, um einen "sanften Übergang" zu eigenen Währungen wie Drachme oder Escudo zu gewährleisten. "Das Ausscheiden aus dem Euro hilft der Privatwirtschaft, die ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen kann."
Dazu müsse ein Schuldenschnitt kommen, bei dem die Gläubiger auf Teile ihrer Forderungen verzichteten, sagte Lucke weiter. Für Griechenland sei ein zweiter Schuldenschnitt unabwendbar, wahrscheinlich müsse auch Portugal einen solchen Schritt tun, so Lucke.
Auch SPD könnte Stimmen verlieren
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hält es unterdessen für möglich, dass auch die Sozialdemokraten Stimmen an die AfD verlieren. "Ich bin mir nicht so sicher, bei wem die abgraben. Wir wissen, dass sie am ehesten Stimmen bei der FDP und der Union abziehen, aber vielleicht auch bei uns", sagte Steinbrück. "Daher werden Sie von mir keinen triumphierenden Unterton hören, nach dem Motto: Oh guck mal, die leiten ja das Wasser um auf unsere Mühlen", sagte Steinbrück.
Am Donnerstag hatte Steinbrück die Partei bereits hochgefährlich genannt, da sie mit Vorurteilen und Ressentiments spiele. Drastischer äußerte sich noch Außenminister Guido Westerwelle: "Sind wir eigentlich verrückt geworden, dass wir das, was in Jahrzehnten gebaut worden ist, in einem Jahr einreißen wollen?", fragte er.
Kürzlich hatte Lucke für Aufsehen gesorgt, als er sich dafür aussprach, auch um Stimmen vom rechten Rand des Wählerspektrums zu werben. "Grundsätzlich ist es gut, wenn jemand uns wählt und nicht die NPD", sagte er dem "Handelsblatt".
In den Umfragen liegt die AfD derzeit meist bei zwei bis drei Prozent. Dies könnte jedoch ausreichen, um die Union um den Wahlsieg zu bringen. Besonders CDU und CSU beobachten die Partei daher voller Argwohn. In allen im Bundestag vertretenen Parteien wird derzeit diskutiert, wie man sich gegenüber der AfD aufstellen soll. Im CDU-Präsidium hatte es dazu am Montag eine Diskussion gegeben, nachdem die Fraktionsvorsitzenden aus Thüringen, Hessen und Sachsen eine offensivere Auseinandersetzung mit der Partei gefordert hatten.
Quelle: ntv.de, dpa/rts