Mehrere Tote in Syrien Assad lässt schießen
23.03.2011, 18:42 Uhr
Demonstranten in Daraa zeigen das Victory-Zeichen.
(Foto: AP)
Auch in Syrien fordern Demonstranten Meinungsfreiheit und Demokratie. Zentrum der Proteste ist die Stadt Daraa südlich von Damaskus. Hier töten Spezialkräfte mindestens 15 Menschen.
Beim gewaltsamen Vorgehen von Sicherheitskräften gegen Demonstranten in Syrien sind mindestens 15 Menschen getötet worden. Mindestens neun Menschen seien in der Nacht zum Mittwoch in der Stadt Daraa getötet worden worden, sechs weitere bei einem Angriff während der Beerdigung von zwei der Opfer, sagte ein Menschenrechtsaktivist.
Unter den Opfern der Zusammenstöße in der Nacht seien zwei Frauen, ein Kind und ein Arzt. Auch zwei Sicherheitskräfte sollen ums Leben gekommen sein. Ein anderer Menschenrechtsaktivist sprach von mindestens 13 Toten in der Nacht. Zuvor war von fünf Toten und dutzenden Verletzten die Rede gewesen. Die Beamten hatten demnach in der Nacht scharfe Munition und Tränengas gegen eine Sitzblockade rund um die Al-Omari-Moschee in der südsyrischen Stadt eingesetzt. "Der Strom fiel aus, und sofort waren Schüsse zu hören", sagte einer der Aktivisten.
Elfjährige von Querschläger getroffen
Bei der Beerdigung von zwei der Todesopfer hätten die Sicherheitskräfte dann tagsüber das Feuer auf die Trauergäste eröffnet, sagte ein Menschenrechtsaktivist. Dabei seien sechs Menschen getötet worden, unter ihnen auch ein elfjähriges Mädchen, das von einem Querschläger getroffen worden sei.

Bomben, Waffen, Munition und Geld soll die "Bande" gehortet haben, behauptet die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana, die dieses Bild veröffentlichte.
(Foto: dpa)
Die Al-Omari-Moschee in Daraa steht seit Tagen im Zentrum der syrischen Protestbewegung. Einige Demonstranten haben dort bereits Zelte aufgeschlagen, um ihren Forderungen nach mehr Freiheit Nachdruck zu verleihen. Auch in der Nacht zum Mittwoch hatten sich an der Moschee wieder hunderte Menschen versammelt.
Die syrische Führung stellte die Vorgänge aus der Nacht anders dar: Die amtliche Nachrichtenagentur Sana berichtete, eine "bewaffnete Bande" sei für die Zusammenstöße in Daraa verantwortlich. Sie habe nach Mitternacht einen Krankenwagen nahe der Moschee attackiert und dessen dreiköpfige Besatzung getötet. Die Sicherheitskräfte hätten daraufhin eingegriffen. Einige Angreifer seien von Kugeln getroffen, andere festgenommen worden.
Ban fordert Gewaltverzicht
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die "Gewalt gegen friedliche Demonstranten" und forderte eine "transparente Untersuchung" der Vorfälle. Die syrischen Behörden müssten auf Gewalt verzichten und die Menschenrechte achten, darunter auch das Recht auf Versammlungsfreiheit.
Seit Freitag kommt es in Daraa täglich zu Protesten gegen die autoritäre Herrschaft von Präsident Baschar al-Assad. In den vergangenen Tagen waren sechs Demonstranten getötet worden. Nach Angaben von Augenzeugen kam es am Mittwoch auch in den nahegelegenen Städten Dschassem und Noa zu Protesten. Frankreich forderte Syrien am Mittwoch zu einem Ende der Gewalt gegen Demonstranten auf. Ähnlich hatten sich auch die UNO und die EU geäußert.
Quelle: ntv.de, dpa