Politik

Messer-Attacke in Stockholm Attentat auf Außenministerin

Ein unbekannter Attentäter hat Schwedens Außenministerin Anna Lindh mit einem Messer schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Nach Polizeiangaben musste die 46-jährige Sozialdemokratin mit Verletzungen an Arm, Bauch und Brust im Karolinska-Krankenhaus von Stockholm operiert werden.

Ministerpräsident Göran Persson nannte den Gesundheitszustand seiner sozialdemokratischen Parteikollegin "ernst". "Dies ist eine ungeheure Tragödie und ein Angriff auf unsere Demokratie", sagte Persson weiter und kündigte die vorläufige Einstellung seiner Kampagne für den Euro vor der schwedischen Volksabstimmung über den Beitritt zur Währungsunion am Sonntag an.

Tat geschah beim Einkauf

Persson verweigerte ebenso wie Polizeisprecher jeden Kommentar zu möglichen politischen Motiven oder Hintergründen. Lindh, die als derzeit populärste Politikerin in dem skandinavischen Land gilt, war am Nachmittag privat und ohne Leibwächter im NK-Kaufhaus in der Stockholmer City einkaufen gegangen. Augenzeugen berichteten, dass sich plötzlich ein etwa 1,80 Meter großer und mit einer Militärjacke bekleidete Mann vor vielen Augenzeugen auf sie stürzte und kurz darauf mit Blut durchtränkter Kleidung flüchten konnte.

Lindh, die Mutter von zwei 1991 und 1995 geborenen Söhnen ist, war den Augenzeugen zufolge bei Bewusstsein, als sie am Boden liegend notärztlich versorgt wurde. Sie habe aber sichtlich unter Schock gestanden. Die Polizei sowie der schwedische Geheimdienst Säpo setzten eine Großfahndung nach dem Täter in Gang. Mehr als zwei Stunden nach dem Anschlag war der aber weiter auf freiem Fuß.

Erinnerung an Palme-Attentat

Am 28. Februar 1986 war Schwedens damalige Ministerpräsident Olof Palme durch zwei Schüsse eines Attentäters in der Stockholmer Innenstadt ums Leben gekommen. Der Anschlag gilt als nicht aufgeklärt. Auch bei diesem Attentat war ein Mann plötzlich aufgetaucht und konnte im Anschluss unerkannt entfliehen. Der Schwede Christer Pettersson wurde später in erster Instanz als spontan und allein handelnder Mörder verurteilt, in der Berufung aber wegen grober Verfahrensfehler bei der Identifizierung durch die Palme-Witwe freigesprochen.

Lindh gilt derzeit als populärste Politikerin in Schweden und Anwärterin auf die Nachfolge von Ministerpräsident Göran Persson. Sie engagierte sich zuletzt stark für ein Ja beim schwedischen Euro-Referendum am Sonntag. Sie führt seit 1998 das Außenministerin und war vorher Umweltministerin. International machte sie sich vor allem während der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft 2001 einen Namen.

Fischer bestürzt

Außenminister Joschka Fischer reagierte mit "großer Bestürzung" auf das Attentat auf seine schwedische Amtskollegin. In einem Telegramm habe Fischer seiner "engen persönlichen Freundin" eine "rasche und vollständige Genesung " gewünscht, teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit.

Quelle: ntv.de

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