Politik

Tödlicher Unfall auf der "Gorch Fock" Bericht belastet Kapitän schwer

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(Foto: picture alliance / dpa)

Vor acht Monaten stürzt eine Kadettin auf dem Bundeswehr-Ausbildungsschiff Gorch-Fock in den Tod. In einem ersten Untersuchungsbericht erhebt das Verteidigungsministerium nun offenbar schwere Vorwürfe gegen Kapitän Schatz. Während der nicht zurückkehren wird, soll das Segelschiff der Marine erhalten bleiben.

Acht Monate nach dem tödlichen Sturz einer Kadettin auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" hat das Verteidigungsministerium einem Bericht zufolge gravierende Versäumnisse bei der Dienstaufsicht festgestellt. In einem ersten zusammenfassenden Bericht "über die Vorkommnisse an Bord des Segelschulschiffs" habe das Ministerium gravierende Mängel bei der Dienstaufsicht "über einen längeren Zeitraum hinweg" sowie "sonstiges Fehlverhalten" der Schiffsführung ausgemacht. Dies berichtet die Zeitung "Die Welt" aus dem ihr vorliegenden Bericht.

Derweil sei man zuversichtlich, dass "die 'Gorch Fock' auch weiterhin ihren Auftrag als Segelschulschiff der Deutschen Marine erfüllen wird". Für die künftige Ausbildung der Offiziersanwärter werden laut Ministeriumsbericht eine Reihe von Änderungen angeordnet. Die jungen Kadetten sollen erst nach sechs Monaten auf die "Gorch Fock" und statt bisher sechs Wochen künftig sieben Wochen dort bleiben. Insgesamt misst das Ministerium der Ausbildung auf dem Schiff aber einen hohen Wert bei, besonders für die Teambildung.

Kommandant Schatz bat offenbar um seine Ablösung.

Kommandant Schatz bat offenbar um seine Ablösung.

(Foto: dpa)

Der Kapitän zur See, Norbert Schatz, wird dem Bericht zufolge nicht wieder eingesetzt. Der Kommandant habe in einem persönlichen Gespräch mit dem Marine-Inspekteur selbst um seine Ablösung gebeten - "in der Absicht, dem Schiff einen unbelasteten Neuanfang zu erleichtern", heißt es laut "Welt" in dem Bericht.

Im November 2010 war eine 25-jährige Offiziersanwärterin an ihrem ersten Tag auf der "Gorch Fock" bei einer Segelübung von einem Mast gestürzt und an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben. Der Unfall löste eine heftige Debatte über die Zustände auf dem Schiff aus.

Schwere Anschuldigungen

Wegen des Falls hatte die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt, auch die Marine strengte zwei interne Untersuchungen an. Das Verteidigungsministerium kritisiert nun in seinem vorläufigen Bericht, dass Mängel in der Schiffsführung den vorgesetzten Dienststellen nicht aufgefallen seien. Dies sei offensichtlich auch Resultat einer mangelnden Dienstaufsicht "über einen längeren Zeitraum hinweg". Als schweren Mangel betrachtet das Ministerium in erster Linie das Fehlen konkreter schriftlicher Vorgaben bezüglich der Segelvorausbildung.

Der Kommandant habe sich nicht um die personelle Ausgestaltung der Segelvorausbildung gekümmert, heißt es weiter im Bericht. Schatz habe es versäumt, "eine Organisation an Bord zu etablieren, die dafür Sorge trägt, dass alle Dienstgradgruppen eine umfassende Ausbildung und Einweisung für die entsprechenden Aufgaben durch die Vorgesetzten erhalten". Am 07. November 2010, dem Tag des tödlichen Unfalls der Kadettin, seien zwei unerfahrene Vorgesetzte für die Ausbildung am Großtopp zuständig gewesen. Außerdem hätten sich offenbar informelle Abhängigkeitsverhältnisse und Strukturen herausgebildet, die das Leben an Bord beeinträchtigten. Künftig sollten daher Kadettenoffiziere als Vertrauensleute für die Offiziersanwärter eingeschifft werden.

Auch Vizeadmiral Schimpf kritisiert Schatz.

Auch Vizeadmiral Schimpf kritisiert Schatz.

(Foto: picture alliance / dpa)

In einer beigefügten eigenen Bewertung stellt auch Vizeadmiral Axel Schimpf fest, dass der Kommandant durch sein Führungsverhalten "nicht für widerspruchsfreie, verlässliche und klare Vorgaben an Bord gesorgt" habe. So sei die Ausbildung an Bord nicht systematisch geprüft worden. Auch habe es keine klare Weisung gegeben, wann und wer Rückmeldungen über das Verhalten von Lehrgangsteilnehmern bei Angst oder Unsicherheit an die Verantwortlichen an Deck weiterleitet. Die tödlich verunglückte Offiziersanwärterin soll kurz vor ihrem Sturz über Ermüdungserscheinungen geklagt haben.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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