Politik

Militärische Zusammenarbeit vertieft Berlin bandelt mit Islamabad an

De Maiziere mit seinem pakistanischen Mukhtar.

De Maiziere mit seinem pakistanischen Mukhtar.

(Foto: dpa)

Der Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan ist derzeit in aller Munde. Da verwundert es nicht, dass Deutschland nun seine militärische Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Pakistan vertieft. Erstmals wird dazu ein Abkommen unterzeichnet. Verteidigungsminister de Maizière weist Islamabad eine Schlüsselrolle zur Entwicklung in Afghanistan zu.

Deutschland und Pakistan haben eine engere militärische Zusammenarbeit beschlossen. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière unterzeichnete bei einem Besuch in Pakistan eine entsprechende Vereinbarung mit seinem pakistanischen Kollegen Ahmad Mukhtar. Bei einem US-Drohnenangriff in den unruhigen Stammesgebieten wurden unterdessen acht mutmaßliche Aufständische getötet.

Die von de Maizière und Mukhtar im pakistanischen Verteidigungsministerium in Rawalpindi unterzeichnete Vereinbarung sieht eine vertiefte Kooperation der Streitkräfte beider Länder etwa bei der Terrorismusbekämpfung vor. Geplant sind demnach unter anderem regelmäßige Stabstreffen, die Teilnahme pakistanischer Offiziere an Lehrgängen in Deutschland und die gegenseitige Manöverbeobachtung. Über die Vereinbarung wurde drei Jahre lang verhandelt.

Nach Angaben aus deutschen Delegationskreisen hat Pakistan auch Interesse an von der Bundeswehr nicht mehr benötigten Hubschraubern, um bei Kämpfen in den Stammesgebieten im Nordwesten Pakistans verletzte Soldaten schneller bergen zu können. Die Streitkräfte Pakistans umfassen etwa 550.000 Soldaten. In der Bundeswehr dienen etwa 200.000 Soldatinnen und Soldaten.

"Schlüsselland" für die Region

De Maizière hatte am Montag Usbekistan besucht und war von dort aus nach Pakistan gereist. Es ist der erste Besuch eines deutschen Verteidigungsministers in Pakistan seit September 2008, damals hatte Franz Josef Jung das Land besucht. De Maizière traf auch den mächtigen Armeechef des Landes, Ashfaq Parvez Kayani, und Regierungschef Yousuf Raza Gilani.

Umkämpft und unübersichtlich: ein pakistanischer Soldat an der Grenze zu Afghanistan.

Umkämpft und unübersichtlich: ein pakistanischer Soldat an der Grenze zu Afghanistan.

(Foto: AP)

Pakistan ist nach Worten de Maizières ein "Schlüsselland" für die Region und spielt eine zentrale Rolle im Afghanistan-Konflikt. Westliche Staaten vermuten, dass die Atommacht heimlich die afghanischen Taliban unterstützt, um sich Einfluss auf das Land zu sichern und dessen Annäherung an den Erzrivalen Indien zu verhindern. De Maizière forderte in Rawalpindi eine "kluge Beteiligung aller Nachbarn und insbesondere von Pakistan" für eine "nachhaltige und stabile Entwicklung für Afghanistan".

Das Verhältnis Pakistans zum Westen und insbesondere zu den USA ist derzeit sehr angespannt. Zuletzt hatte Ende November ein Isaf-Luftangriff auf einen pakistanischen Grenzposten im Grenzgebiet zu Afghanistan mit 24 getöteten Soldaten in Islamabad für Empörung gesorgt. Pakistan sperrte daraufhin Grenzübergänge für die wichtigen Nachschublieferungen für die internationalen Truppen in Afghanistan. Zudem boykottierte das Land im Dezember die Afghanistan-Konferenz in Bonn.

Nun kündigte Pakistans Verteidigungsminister Mukhtar aber an, die Blockade könne "in sehr naher Zukunft" wieder aufgehoben werden. De Maizière sagte dazu, er "rechne in wenigen Wochen, vielleicht noch im März, mit einer solchen positiven Entscheidung", die das pakistanische Parlament fällen soll.

Acht Aufständische getötet

Ein weiterer Streitpunkt zwischen Pakistan und den USA sind die US-Drohnenangriffe gegen Islamisten im Grenzgebiet zu Afghanistan. Mukhtar kritisierte, dass die Zahl der getöteten Unschuldigen oft größer sei als die der getöteten Terroristen. "Das ist einer der wundesten Punkte in unserem Verhältnis zu den USA." Auch im Volk sind die Drohnenangriffe verhasst. Anti-amerikanische Ressentiments sind stark wie nie. Mukhtar sagte weiter, das angeschlagene Verhältnis zu den USA sei so schnell nicht wieder zu kitten. "Es wird einige Zeit dauern, (...) bis wir wieder zu dem Stand kommen, den wir schon einmal erreicht hatten."

Bei einem erneuten Drohnenangriff in der Region wurden nach Angaben eines Sicherheitsbeamten acht Aufständische getötet, als ihr Fahrzeug von mehreren Raketen getroffen wurde. Der Vorfall ereignete sich demnach nahe des Dorfes Drey Nishtar in Süd-Waziristan. Den Angaben zufolge handelte es sich bei den Getöteten um Mitglieder einer Gruppe pakistanischer Taliban, die auch im Nachbarland Afghanistan aktiv waren. Verteidigungsminister Mukhtar verurteilte den Drohnenangriff. Solche Angriffe seien "nicht hilfreich", weil dabei immer wieder unschuldige Zivilisten getötet würden.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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