Politik

Details aus Enthüllungsbuch Bolton: Trump bat China um Wiederwahl-Hilfe

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Früher redete Trump, jetzt redet sein Ex-Berater - für ein Millionenhonorar.

(Foto: picture alliance/dpa)

Das Weiße Haus will das Skandalbuch des geschassten Sicherheitsberaters Bolton mit einer Klage verhindern, doch US-Medien verraten bereits, was so alles drinsteht. Trumps Bildungslücken nimmt sich der Insider genauso vor wie Ränke, mit denen der US-Präsident seine Wiederwahl betreibt.

Donald Trumps früherer Nationaler Sicherheitsberater John Bolton wirft dem Präsidenten in einem Enthüllungsbuch wiederholten Amtsmissbrauch und teils gravierende Unwissenheit vor. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf das noch nicht veröffentlichte Buch über die Vorwürfe. Bolton schreibt demnach, dass ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump nicht nur wegen der Vorwürfe in der Ukraine-Affäre, sondern auch wegen anderer Fälle gerechtfertigt gewesen wäre. Er habe mehrfach strafrechtliche Ermittlungen zugunsten von ihm lieben "Diktatoren" unterbunden, etwa in Bezug auf China und die Türkei, schrieb Bolton der Zeitung zufolge.

"Das Verhaltensmuster sah nach Behinderung der Justiz als Alltagsgeschäft aus, was wir nicht akzeptieren konnten", schrieb Bolton darin. Er habe seine Bedenken damals auch schriftlich an Justizminister William Barr gerichtet, hieß es weiter. In Bezug auf China habe Trump in den Verhandlungen um ein Handelsabkommen mehrfach klargemacht, dass es ihm darum gehe, ein Ergebnis zu erzielen, das es ihm erlauben würde, bei der US-Wahl im November in den landwirtschaftlich geprägten Bundesstaaten zu siegen, schrieb Bolton laut der Zeitung. Chinas Versprechen, mehr landwirtschaftliche Produkte zu kaufen, waren ein wichtiger Teil des Abkommens. In einem vom "Wall Street Journal" veröffentlichten Beitrag erhebt Bolton Anschuldigungen, die noch dramatischer klingen: Trump habe vom chinesischen Staatschef Xi Jinping wiederholt Hilfe für eine Wiederwahl im kommenden November erbeten, schreibt Trumps früherer enger Mitarbeiter.

Bolton, der als Sicherheitsberater eng mit dem Präsidenten zusammengearbeitet hatte, warf Trump auch vor, seine Außenpolitik basiere häufig auf Bauchgefühl und Unwissenheit. So habe der Präsident zum Beispiel nicht gewusst, dass Großbritannien eine Atommacht ist und einmal auch gefragt, ob Finnland zu Russland gehöre, zitierte die "New York Times" Bolton weiter. Bolton erklärte auch, es sei klar gewesen, dass Trumps persönliche Diplomatie mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un nie zu einem befriedigenden Ergebnis führen würde. Zudem soll Trump einen Nato-Austritt sehr ernsthaft erwogen haben.

Erstes Enthüllungsbuch ohne anonymen Verfasser

Die US-Regierung hatte am Dienstag eine Klage gegen die Veröffentlichung des Buchs eingereicht. Bolton verbreite geheime Informationen und gefährde mit der Veröffentlichung auch die nationale Sicherheit, hieß es zur Begründung. Der Verlag Simon & Schuster kritisierte die Klage scharf und sprach von Bemühungen, dem Präsidenten unliebsame Informationen zu unterdrücken. Bislang gab es kein Buch aus Trumps engstem Führungszirkel im Weißen Haus, bei dem der Autorenname bekannt war - es gab lediglich ein anonymes Buch.

Trump hatte seinen Vertrauten Bolton im September nach knapp eineinhalb Jahren als Sicherheitsberater geschasst - wegen Meinungsverschiedenheiten. Bolton kündigte bereits damals an, er werde zu gegebener Zeit seine Sicht auf die Dinge darlegen. Bolton hatte sich allerdings Anfang des Jahres geweigert, im Amtsenthebungsverfahren gegen Trump wegen der Ukraine-Affäre vor dem Repräsentantenhaus ohne Vorladung unter Strafandrohung auszusagen. Kritiker werfen ihm daher vor, scheinheilig zu agieren und nur möglichst viel Profit aus seinem Buch schlagen zu wollen.

Das Werk mit dem Titel "The Room Where It Happened" (etwa: Der Raum, in dem es geschah), sollte ursprünglich im März erscheinen, die Veröffentlichung wurde aber vom Weißen Haus gestoppt. Nun sollte es eigentlich am Dienstag rauskommen. Bolton wollte sich auch am Sonntag in einem ausführlichen Fernsehinterview dazu äußern. In der Klage vom Dienstag hieß es, Bolton habe vom Verlag rund zwei Millionen Dollar, umgerechnet 1,78 Millionen Euro, für das Buch erhalten. Justizminister William Barr hatte bemängelt, Bolton habe nicht den vorgeschriebenen Prozess durchlaufen, sich Passagen des Buchs durch das Weiße Haus freigeben zu lassen. Trump sagte, Bolton sei bekannt dafür, nicht immer die Wahrheit zu sagen. Nach Angaben des Verlags zeichnet das Buch das Bild eines Präsidenten, der "süchtig nach Chaos" ist. Trump sei es immer nur um seine Wiederwahl gegangen.

Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP

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