Politik

Gefährlicher Slum in Rio de Janeiro Brasiliens Armee dringt in Favela ein

Brasilianische Militärpolizisten übernehmen die Kontrolle im Armenviertel Maré.

Brasilianische Militärpolizisten übernehmen die Kontrolle im Armenviertel Maré.

(Foto: dpa)

Das brasilianische Militär verschafft sich Zugang zu einem Armenviertel in Rio de Janeiro. Die Siedlung gilt als Zufluchtsstätte für Drogendealer. Mit der Aktion will die Regierung für mehr Sicherheit während der Fußball-WM sorgen.

Zweieinhalb Monate vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft hat die brasilianische Militärpolizei ein Armenviertel nahe dem internationalen Flughafen von Rio de Janeiro besetzt. Binnen einer Viertelstunde übernahmen gut 1300 Polizisten unterstützt von Helikoptern und gepanzerten Fahrzeugen am Sonntag die Kontrolle über die Favelas der Maré-Siedlung, wie die Sicherheitsbehörden mitteilten. Der Stadtteil gilt als Hochburg der Drogenkriminalität.

Laut den Sicherheitsbehörden des Bundesstaats Rio waren 1180 Militärpolizisten, 132 Zivilpolizisten, vier Helikopter und 15 gepanzerte Fahrzeuge an der seit Wochen angekündigten Aktion beteiligt, die von zahlreichen Journalisten begleitet wurde. Reporter berichteten, wie bei Tagesanbruch Sondereinheiten in die Siedlung vorrückten, die als einer der gefährlichsten Stadtteile der Zwölf-Millionen-Einwohner-Metropole gilt.

Die Maré-Siedlung besteht aus 16 verschiedenen Favelas, in deren engen Gassen und ärmlichen Häusern Rauschgift- und Waffenhändler Unterschlupf gefunden haben sollen, die aus anderen Favelas verjagt worden sind. Die Siedlung mit ihren rund 130.000 Einwohnern liegt zwischen mehreren wichtigen Verkehrsachsen, die das Zentrum von Rio mit den Vororten verbinden und über die im Sommer zehntausende Fußballfans fahren werden.

Polizisten getötet

Schon am Mittwoch waren Sicherheitskräfte in das Armenviertel eingedrungen, um die Besetzung vorzubereiten. Die Aktion ist ein weiterer Schritt, um die Brennpunkte der Gewalt zu beruhigen. Seit 2008 wurden in 174 Favelas 38 Einheiten der sogenannten Befriedungspolizei (UPP) stationiert. Seit Jahresbeginn gerieten Mitglieder der UPP aber zunehmend ins Visier von Kriminellen. Dabei wurden acht Polizisten getötet - vier in sogenannten befriedeten Distrikten.

Die Besetzung der Maré-Siedlung hat eine ähnliche Dimension wie die Übernahme des Viertels von Alemão (Viertel der Deutschen) Ende 2010, als 2600 Sicherheitskräfte mobilisiert worden waren. Das Maré soll mindestens bis Ende Juli von der Militärpolizei gehalten werden. Anschließend sollen 1500 UPP-Beamte die Kontrolle über die Favelas übernehmen.

Brasilien rechnet während der Fußball-WM vom 12. Juni bis 13. Juli mit 600.000 ausländischen Touristen. In Rio, einem von zwölf Austragungsorten, findet unter anderem das Endspiel statt. 2016 werden in Rio außerdem die Olympischen Sommerspiele ausgetragen, die ersten in Südamerika.

Quelle: ntv.de, jga/AFP

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