Politik

Waffenrecht International Briten am strengsten

Der Zusammenhang war nicht geplant, aber unvermeidlich: Nur zwei Stunden nach den ersten Schüssen am Erfurter Gutenberg-Gymnasium stimmte der Bundestag einer deutlichen Verschärfung des Waffenrechts zu. Ob die Bluttat eine Fortsetzung der öffentlichen Debatte nach sich zieht, wird sich zeigen.

Amokläufe haben in der Vergangenheit auch international immer wieder Rufe nach schärferen Gesetzen und parlamentarische Initiativen in Gang gebracht. Einen Überblick über die Praxis in anderen Ländern gibt n-tv.de hier:

Die Einschätzung von Bundesinnenminister Otto Schily, das größte Problem seien illegale Waffen, läßt sich auch auf das europäische Ausland übertragen. Im vergangenen Juli kam bei einer Untersuchung in Großbritannien heraus, dass illegale Waffen jetzt häufiger bei Verbrechen eingesetzt werden. Als Konsequenz nach einem Massaker in einem schottischen Kindergarten vor sechs Jahren wurde der Besitz von Handfeuerwaffen im Vereinigten Königreich ganz verboten. Ein Mann hatte damals in Dunblane einen Kindergarten gestürmt und 16 Kinder sowie einen Erzieher erschossen. Die vier Waffen in seinem Besitz hatte er allerdings angemeldet.

Pistolen freiwillig abgegeben

Nach der Gesetzesänderung 1997 wurden rund 160.000 Waffen bei der britischen Polizei abgegeben. Während die Waffengesetze in Großbritannien die strengsten in ganz Europa sind, findet sich die Schweiz am anderen Ende der Skala. Die Mitglieder der Schweizer Milizarmee bewahren ihre Waffen zu Hause auf. Die amerikanische Waffenlobby verweist gern auf die Schweiz als Beispiel für ein Land, in dem es viele Waffen in privater Hand, aber nur wenige Verbrechen gibt. Doch auch das Alpenland hat seinen Ruf als Hort der Friedfertigkeit eingebüßt, seit im vergangenen September ein Mann im Regionalparlament in Zug 14 Menschen tötete.

Danach kündigte die Regierung eine Verschärfung der Waffengesetze an. Seit 1999 muss jeder, der im Geschäft eine Waffe kaufen will, eine Erlaubnis der Behörden vorlegen. In Frankreich forderten der französische Präsident Jacques Chirac und Ministerpräsident Lionel Jospin nach dem Amoklauf von Nanterre am 27. März dieses Jahres strengere Waffengesetze.

Gewehre generell verboten

Ein 33-jähriger Mann hatte nach einer Ratssitzung in dem Pariser Vorort acht Menschen erschossen. Auch dieser Täter war Mitglied in einem Schützenverein und konnte die Waffen legal erwerben. Seine Waffenbesitzkarte war jedoch abgelaufen. Nach französischem Recht muss die Erlaubnis für den Besitz einer Waffe alle drei Jahre erneuert werden.

Ähnlich strenge Gesetze gelten in Norwegen und Schweden, wo nur die Polizei, Mitglieder von Schützenvereinen und Jäger Waffen besitzen dürfen. In Griechenland ist der Besitz von privaten Gewehren generell verboten, die Erlaubnis für andere Handfeuerwaffen ist nur schwer zu bekommen. In Italien ist eine gegenläufige Bewegung zu beobachten: Verteidigungsminister Antonio Martino schlug jüngst vor, die Waffengesetze sollten gelockert werden, damit die Bürger sich besser verteidigen könnten. Ihm gelten die USA als Vorbild. Martinos Vorschlag wurde von der Mitte-Links-Opposition heftig kritisiert.

Quelle: ntv.de

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