"Ich, der König " Chavez legt nach
14.11.2007, 12:35 UhrNach einem Schlagabtausch auf dem Iberoamerika-Gipfel in Santiago de Chile hat Venezuelas Präsident Hugo Chavez eine Entschuldigung von Spaniens König Juan Carlos gefordert. Falls der Monarch keine Reue für seine verbale Entgleisung zeige, könne dies wirtschaftliche Konsequenzen für Spanien haben, drohte Chavez. "Er sollte sagen... 'Ich, der König, gebe zu, dass ich mich daneben benommen und einen Fehler begangen habe'", sagte der Staatschef.
Der spanische König war Chavez auf dem Gipfel in Chile am Wochenende mit harschen Worten über den Mund gefahren, als Chavez unentwegt versuchte, die Rede des spanischen Ministerpräsidenten Jos Luis Rodrguez Zapatero zu unterbrechen. Zapatero wiederum kritisierte Chavez dafür, dass der linke Politiker zuvor den konservativen spanischen Ex-Regierungschef Jose Maria Aznar als Faschisten beschimpft hatte. Zudem beschuldigte Chavez spanische Unternehmen, einen Putschversuch im April 2002 in Venezuela unterstützt zu haben.
"Por qu no te callas?", herrschte der Monarch den Linkspopulisten an. Wörtlich übersetzt heißt dies: "Warum schweigst Du nicht?" In Wirklichkeit aber bedeuteten die Worte des Königs: "Halt endlich mal die Klappe!"
Juan Carlos schlug nach dem Gefühlsausbruch eine Welle der Sympathie in der Heimat entgegen. "Der König erteilte aller Welt eine Lektion", befand die Madrider Zeitung "ABC". "Er bewies mit Nachdruck, dass er der höchste Garant spanischer Interessen ist." Sein "Halt die Klappe" machte in Spanien sofort die Runde. Junge Spanier luden sich die königlichen Worte als Klingelton auf ihre Handys herunter. Im Internet zirkulierten Video-Montagen, auf denen zu sehen ist, wie der König auf Chvez wie auf einen Punchingball einschlägt, dem Venezolaner mit einem Schwert Einhalt gebietet oder ihn per Fußtritt in einen Brunnenschacht stürzt.
Die großen Parteien der Sozialisten (PSOE) und der Konservativen (Volkspartei/PP) billigten den königlichen Wutausbruch. Sogar der baskische Parlamentarier Iaki Anasagasti, der die königliche Familie kürzlich noch als eine "Bande von Nichtstuern" tituliert hatte, zeigte Verständnis: "Angesichts einer Person wie Chvez, der Venezuela in eine Diktatur führt, ist ein solcher Ausbruch menschlich und nachvollziehbar." Kritik gab es in Spanien nur von Seiten der Linksparteien, die ohnehin gegen die Monarchie sind: Der König habe sich "wie ein Hooligan" verhalten.
Aznars PP hatte nach dem Eklat Madrid aufgefordert, als Zeichen des Protests den spanischen Botschafter in Venezuela zurückzurufen. Aus dem Außenministerium verlautete jedoch, dass die Regierung es vorziehe, "kein zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen". Dabei spielte nach Ansicht von Beobachtern auch eine Rolle, dass Spanien als größter ausländischer Investor wichtige Wirtschaftsinteressen in Venezuela verfolgt. Die Großbanken Santander und BBVA, der Mineralölkonzern Repsol YPF, der Telekom-Riese Telefnica und andere spanische Unternehmen investierten in dem lateinamerikanischen Land seit der Machtübernahme von Chvez 1999 über 1,7 Milliarden Euro.
Juan Carlos sei über den Eklat auf dem Iberoamerika-Gipfel "betrübt", verlautete nach Angaben der Zeitung "El Mundo" aus Kreisen des Königshauses. Der Monarch sei aber überzeugt, sich richtig verhalten zu haben.
Quelle: ntv.de