Politik

"Zynischer Akt der Gewalt" Dänische Polizei erschießt Attentäter

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Zwei Terrorangriffe erschüttern Dänemark und kosten zwei Menschen das Leben. Nun erklärt die Polizei, den mutmaßlichen Attentäter erschossen zu haben. Israels Ministerpräsident Netanjahu ruft Europas Juden zur "Massenemigration" in ihre "Heimat" Israel auf.

Nach den tödlichen Angriffen auf ein Kulturzentrum und eine Synagoge in Kopenhagen ist der mutmaßliche Täter von der Polizei erschossen worden. Der Verdächtige sei im Morgengrauen vor einer observierten Wohnung aufgetaucht, woraufhin es zu einem Schusswechsel mit den dort postierten Polizisten gekommen sei, bei dem der Mann getötet wurde, teilte die dänische Polizei mit. Angaben zu seiner Identität machte sie nicht.

Mit diesem Foto fahndete die Polizei nach dem Attentäter.

Mit diesem Foto fahndete die Polizei nach dem Attentäter.

(Foto: dpa)

Der Polizeisprecher Torben Mölgaard Jensen sagte, die Ermittler gingen davon aus, dass die beiden Angriffe auf ein Kulturzentrum und die Synagoge von Kopenhagen vom selben Täter verübt worden seien, und dass es sich bei dem getöteten Verdächtigen um den Attentäter handele. Bei den beiden Angriffen am Samstagnachmittag und in der Nacht zu Sonntag war jeweils ein Mann getötet worden; insgesamt wurden fünf Polizisten verletzt.

Am Samstagnachmittag hatte ein Angreifer zunächst dutzende Schüsse auf eine Podiumsdiskussion über Meinungsfreiheit und Islam im Kulturzentrum Krudttönden verübt, an der auch der schwedische Karikaturist Lars Vilks teilnahm, der mit Karikaturen des Propheten Mohammed den Zorn radikaler Muslime auf sich zog. Dabei tötete der Schütze einen 55-jährigen Zuschauer und verletzte drei zum Schutz von Vilks eingesetzte Polizisten.

Der Angreifer feuerte von der Straße mit einer Maschinenpistole durch die Glastüren und Fenster des Veranstaltungsraums im Erdgeschoss. Anschließend flüchtete er in einem VW Polo, den er kurz darauf nahe eines Bahnhofs zurückließ. Eine am späten Nachmittag von der Polizei veröffentlichte Aufnahme einer Überwachungskamera zeigte einen Mann mit dunklem Anorak und rotbrauner Mütze, der etwa 25 bis 30 Jahre alt sein soll.

Jüdischen Sicherheitsmann erschossen

Die dänische Ministerpräsidentin sieht die Schüsse als Angriff auf die Demokratie.

Die dänische Ministerpräsidentin sieht die Schüsse als Angriff auf die Demokratie.

(Foto: dpa)

Kurz nach Mitternacht fielen dann vor der Synagoge von Kopenhagen in der Innenstadt, wo gerade eine Bar-Mitzwa-Feier stattfand, erneut Schüsse. Ein junger jüdischer Sicherheitsmann wurde vor dem Gotteshaus in den Kopf getroffen und erlag später laut der Polizei seinen schweren Verletzungen. Außerdem wurden zwei Polizisten am Arm und am Bein verletzt. Wie nach dem ersten Angriff konnte der Täter flüchten, diesmal zu Fuß.

Im Morgengrauen tauchte der mutmaßliche Täter dann vor einer Wohnung im Stadtviertel Nörrebro auf, die unter Beobachtung gestellt worden war. Laut der Polizei eröffnete er umgehend das Feuer, als die vor dem Haus postierten Polizisten ihn ansprachen. Er wurde erschossen, als die Beamten zurückfeuerten. Bei einer Pressekonferenz machte die Polizei keine Angaben zur Identität des getöteten Verdächtigen oder seinen Motiven.

Politiker entsetzt

Die dänische Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt sprach von einem "zynischen Akt der Gewalt" und einem "Terrorakt". Niemand dürfe ungestraft die "offen, freie und demokratische dänische Gesellschaft angreifen". Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier ebenso wie Vertreter der USA und Frankreichs verurteilten den Anschlag. Der französische Präsident François Hollande sicherte Thorning-Schmidt "Frankreichs Solidarität" zu.

Der Anschlag erfolgte gut einen Monat nach dem islamistischen Angriff auf die französische Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo", bei dem am 7. Januar in Paris zwölf Menschen erschossen worden waren. Möglicherweise galt der Anschlag auf das Kulturzentrum in Kopenhagen dem schwedischen Karikaturisten Vilks, der ebenso wie "Charlie Hebdo" wegen mehrerer Mohammed-Karikaturen im Visier radikaler Islamisten stand.

Der französische Botschafter François Zimeray, der an der Diskussionsveranstaltung zu "Kunst, Blasphemie und Freiheit" teilnahm, sagte, der Täter habe offenbar den Anschlag auf "Charlie Hebdo" wiederholen wollen, habe es aber nicht ins Innere des Kulturzentrums geschafft. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief die europäischen Juden nach dem Angriff in Kopenhagen zur "Massenemigration" in ihre "Heimat" Israel auf.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP

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